Überblick für Baden-Württemberg

Bedeutsame Vorkommnisse im Jahr 2021

In Baden-Württemberg gab es im Jahr 2021 insgesamt 48 bedeutsame Vorkommnisse nach Paragrafen 108, 167 und 168 Strahlenschutzverordnung. In der Mehrzahl der Fälle handelte es sich dabei um Vorkommnisse in der Medizin, die bei der Anwendung ionisierender Strahlung oder radioaktiver Stoffe am Menschen stattgefunden haben. Außerdem wurden radioaktive Stoffe in der Industrie, zum Beispiel bei Recycling-Unternehmen, gefunden.

Im Folgenden werden einige dieser Funde und weitere Vorkommnisse beschrieben.

Medizinische Anwendung von radioaktiven Stoffen und ionisierender Strahlung

Im Jahr 2021 gab es 25 bedeutsame Vorkommnisse bei der Anwendung radioaktiver Stoffe und ionisierender Strahlung in der Medizin. Die Mehrzahl dieser Vorkommnisse trat bei Untersuchungen auf. Fehlerhafte Einstellungen am Gerät, zum Beispiel wenn die Untersuchung aufgrund des Zustandes der Patientinnen und Patienten unter Zeitdruck durchgeführt werden musste, führten zu einer Erhöhung der Strahlungsintensität. Dadurch erhielten die Patientinnen und Patienten eine Strahlendosis, die höher war als die Dosis, die für die jeweilige Untersuchung üblich ist.

Des Weiteren kommt es gelegentlich zu Verwechslungen, bei denen falsche Körperregionen bestrahlt werden. Die Identifikation der Patientinnen und Patienten ist teilweise problematisch, da diese unter anderem durch Ansprache mit Namen erfolgt und von älteren Personen oft nicht verstanden wird. Durch das Tragen einer Maske ist der Abgleich mit einem Foto zusätzlich erschwert. So kam es auch letztes Jahr zu Patientenverwechslungen, als beispielsweise zwei Patienten mit einem ähnlichen Bestrahlungsplan unmittelbar nacheinander behandelt wurden.

Menschliche Faktoren, wie Fehlhandlungen, sind aufgrund der Vielzahl der Behandlungen nicht vollständig auszuschließen. Sie führen in den seltensten Fällen aber zu bedenklichen Zusatzdosen. Mit wiederholten Schulungen versucht man, Bedienfehler und Patientenverwechslungen zu vermeiden.

Sämtliche Vorkommnisse in der Medizin werden in Deutschland systematisch erfasst und aufgearbeitet. Die zentrale Meldestelle für bedeutsame Vorkommnisse im medizinischen Bereich ist beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) eingerichtet. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlicht hierüber jährlich einen Bericht.

Funde radioaktiver Stoffe

Die meisten Funde radioaktiver Stoffe traten in der Recycling-Industrie auf. Dabei handelt es sich vorwiegend um Metallteile mit natürlichen Radionukliden aus der Uran-238- oder Thorium-232-Zerfallsreihe. Diese werden nicht weiterverarbeitet und aus dem Wirtschaftskreislauf entfernt.

Außerdem wurde früher Radium-226 in Leuchtfarben verwendet. Deshalb findet man auch heute noch Metallteile und Messinstrumente, an denen Reste dieser Leuchtfarbe vorhanden sind.

Anfang des 20. Jahrhunderts galt das radioaktive Edelgas Radon als gesundheitsfördernd, weshalb das Trinkwasser damit angereichert wurde. Diese Trinkgefäße mit einer Radium-Quelle werden auch heute noch aufgefunden.

Sonstige Vorkommnisse im Strahlenschutz

Im Jahr 2021 kam es zu zwei Vorkommnissen mit sogenannten Troxler-Sonden. Troxler-Sonden sind Messgeräte mit zwei radioaktiven Quellen, mit denen die Dicke und Feuchtigkeit von Materialien bestimmt werden kann. Im Straßenbau werden die Sonden eingesetzt, um während des Asphaltierens den neuen Straßenbelag zu überprüfen. Die Messung wird zwischen den einzelnen Arbeitsschritten wiederholt. Dabei ist es zweimal vorgekommen, dass die Troxler-Sonde von einer Straßenwalze überrollt wurde. In beiden Fällen blieben die Strahler unbeschädigt und konnten vom Hersteller aus dem Messgerät ausgebaut werden. Eine mögliche Kontamination durch ausgetretene radioaktive Stoffe konnte somit ausgeschlossen werden.

Bei einem weiteren Vorkommnis erhielt ein Mitarbeiter in einem Labor, in dem Radionuklide für die Anwendung in der Medizin hergestellt werden, im Verlauf des Jahres 2020 eine effektive Dosis von circa 30 Millisievert. Die Dosis hatte sich im gesamten Kalenderjahr aufsummiert. Da der Grenzwert für die effektive Dosis für beruflich strahlenexponierte Personen von 20 Millisievert im Jahr überschritten war, wurde der Mitarbeiter daraufhin in einem anderen Bereich des Labors eingesetzt, um die weitere Dosis zu minimieren.