Baden-Württemberg ist geprägt von einer Vielzahl einzigartiger Landschaften. Innerhalb dieser Landschaften, wie beispielsweise der Schwäbischen Alb oder den Rheinauen, gibt es Schutzgebiete. Sie dienen als Nahrungsgebiet, Fortpflanzungsstätte oder Rückzugsort für heimische Tier- und Pflanzenarten. Für die biologische Vielfalt im Land ist es besonders wichtig, dass die Arten zwischen den sogenannten Biotopen wandern können. Durch Zersiedelung sind Biotope zunehmend isoliert. Ein Austausch von genetischer Vielfalt wird damit verhindert, was zu einem Rückgang der Biodiversität in Baden-Württemberg führt. Ziel der Projekte im Handlungsfeld „Biodiversität durch Biotopverbund“ ist die Vernetzung der Biotope und die Entwicklung eines Biotopverbundes.
Projekte
Der Biotopverbund hat das Ziel unterschiedlichste Lebensräume und Landschaften, wie Streuobstwiesen oder Moore, in einem Netzwerk flächendeckend zu verbinden.
In diesem Projekt werden vertragliche Landnutzungsvereinbarungen getroffen und gleichzeitig wird für die Beteiligung am Biotopverbund auf kommunaler Ebene geworben.
Ergebnisse des Projekts bisher sind Gespräche mit lokalen Akteuren, wie Gemeinden und Naturschutzverbänden, sowie erste Maßnahmen zur Verbesserung der Erhaltungsstände der Biotope. Im Laufe des Projektes werden der Praxisbezug der Maßnahmen und die Reichweite des Verbundes analysiert. Durchgeführt wird das Projekt durch die unteren Naturschutzbehörden und das Umweltministerium.
Als Folge des Klimawandels werden die Sommermonate wärmer und damit die Böden trockener. Gerade in diesen Extremsituationen brauchen Insekten aber auch andere Kleintierarten einen Rückzugsort beziehungsweise Refugialräume, wo sie sich ernähren und fortpflanzen können.
Um Refugialflächen bereitstellen zu können, sollen bis zu 20 Prozent der Grünlandflächen in Altgrasstreifen umgewandelt werden. Diese sollten möglichst über den Winter stehen bleiben.
Die Änderung der Fördervorgaben weg von einem flächenscharfen Bezug hin zu einer prozentualen Vorgabe, macht die Fördermöglichkeit attraktiver für Landwirtinnen und Landwirte. Die Neuregelung führt zu einer besseren und flexibleren Umsetzung von Altgrasstreifen. Teilweise konnten die Vorteile von Altgrasstreifen für verschiedene Arten getestet werden.
Beispielsweise hat sich bei den Schmetterlingsarten Wiesenknopf-Bläulinge gezeigt, dass gerade in den trockenen Sommermonaten überlebenswichtige Habitate entstanden, und so der Stillstand der Reproduktion der Schmetterlingsarten verhindert werden konnte.
Das Projekt, das vom Regierungspräsidium Karlsruhe durchgeführt wird, kann zudem auf kommunale Flächen und private Gärten ausgeweitet werden und hat dadurch eine hohe flächenhafte Relevanz.
Im Regierungsbezirk Freiburg wurden im Jahr 2020 durch das Regierungspräsidium Freiburg im Zusammenhang mit dem Pilotprojekt „Modellregion Biotopverbund Markgräfler Land (MOBIL)“ verschiedene innovative Maßnahmen durchgeführt.
Zum Beispiel wurden mit dem Burgunder Trüffel infizierte Bäume gepflanzt, um Verbundlebensräume zu schaffen. Davon profitiert nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Landwirtinnen und Landwirte durch wirtschaftliche Nutzung der Trüffel. Weitere Schwerpunkte des Projekts waren Grünbrücken zur Überquerung von Verkehrswege durch Tiere, landwirtschaftliche Maßnahmen und Maßnahmen in Wäldern.
Die Wirksamkeit der verschiedenen Maßnahmen wurden vereinzelt, wie zum Beispiel bei der Wildkatze, bereits nachgewiesen. Sie nutzt die Vernetzungsstrukturen und kann sich so ausbreiten.
Ein Ökoton stellt den Übergangsbereich zwischen zwei verschiedenen Biotoptypen dar, hier zwischen den Biotopen Wald und Offenland.
Strukturreiche Übergangsbereiche zwischen Wald und Offenland sind von besonderem naturschutzfachlichen Wert, da zahlreiche gefährdete Arten in diesen Ökotonen einen Lebensraum finden. Vogelarten, wie beispielsweise der Zitronenzeisig oder der Neuntöter, aber auch viele Insektenarten profitieren von neu geschaffenen Übergangsbereichen. Entstanden sind diese speziellen Ökotone durch bestimmte Beweidungsarten, die jedoch aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels nicht mehr praktiziert worden sind.
Voraussetzung für die Schaffung der Ökotone sind Wälder, die aus zugewachsenen Weidfeldern hervorgegangen sind. Entstanden sind derartige Waldränder im Südschwarzwald.
Dort profitieren der Natur- und Artenschutz und die Landbewirtschaftenden durch größere Weideflächen.
Das Projekt wird vom Regierungspräsidium Freiburg durchgeführt.
Wacholderheiden gelten als Hotspot für Biodiversität. In Baden-Württemberg befindet sich ein Großteil der Wacholderheiden auf der Schwäbischen Alb. Durch den Rückgang der Fläche von Wacholderheiden sind viele der auf sie angepassten Arten gefährdet.
Verantwortung für diese Lebensräume trägt das Land durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union, die einen besonderen Schutz von Wacholderheiden vorsieht.
Die Gehölzpflege sorgt neben dem Schutz von Insektenarten auch für eine verbesserte Beweidungssituation, was Schäfereien nachhaltig sichern kann. Zudem profitiert die Tourismusbranche durch ein attraktives Landschaftsbild in den beteiligten Kommunen.
Das Projekt wird vom Regierungspräsidium Tübingen durchgeführt.
Mit Hilfe dieses Projekts soll die Umsetzung des Biotopverbunds auf Basis des Fachplans Landesweiter Biotopverbund durch Pilotgemeinden im Landkreis Calw erleichtert werden. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe durchgeführt.
Auf Basis der Landschaftspflegerichtlinie, die eine Biotopaufwertung und die Schaffung neuer Biotopgebiete vorsieht, wird die praktische Umsetzung von Maßnahmen für den Biotopverbund auf interkommunaler Ebene vorangebracht. Anschließend soll ein Monitoring die Wirkung der Maßnahmen in den Pilotgemeinden bewerten. Die Ergebnisse können dann für eine mögliche Realisierung von Biotopverbundmaßnahmen auf größerer Fläche genutzt werden.
Ziel des Projekts ist, dass sich weitere Kommunen für eine landesweite Lösung des Biotopverbundes anschließen. Dafür gab es eine breit angelegte Öffentlichkeitskampagne mit Informationstafeln vor Ort und Pressemitteilungen.
Die Landschaft des Menzenschwandener Tals, südlich des Feldbergs, ist geprägt von Allmendweiden und Talwiesen. Getrennt wurden diese einzigartigen Lebensräume durch Steinwälle beziehungsweise Trockenmauern. Diese Mauern dienen als Rückzugsort für zahlreiche Reptilien- und Insektenarten. Ganz bedeutend ist hierbei die im Südschwarzwald heimische und gefährdete Kreuzotter.
Seit 2018 werden die zugewachsenen Steinwälle, die dadurch oftmals ihre ökologische Funktion und kulturelle Bedeutung verloren hatten, fachgerecht saniert. Dabei wird darauf geachtet, dass die Steine wiederverwendet werden. Die Sanierung wird auch auf andere Orte in der Region ausgeweitet, wie beispielsweise im Ortsteil Schluchsee-Äule.
Von der Maßnahme profitieren nicht nur die Arten, deren Lebensraum die Steinmauern sind, sondern auch die Kommunen, da mehr Touristinnen und Touristen die Region besuchen.. Durchgeführt und betreut werden die Maßnahmen vom Biosphärengebiet Schwarzwald.