Die Einleitung von (Schutz-)Maßnahmen erfordert im Ernstfall einen schnellen und umfassenden Überblick über die radiologische Lage. Aus diesem Grund entwickelten Bund und Länder ein untereinander und aufeinander abgestimmtes Messkonzept, das im Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) und detailliert in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Integrierten Mess- und Informationssystem (IMIS) zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt(AVV-IMIS) festgeschrieben ist.
Aufgaben des Bundes und der Länder
Die Aufgabenteilung sieht vor, dass der Bund die (großräumige) Ermittlung der Radioaktivität in der Luft, in Niederschlägen, in Bundeswasserstraßen, in Nord- und Ostsee sowie den Betrieb eines Strahlenpegelmessnetz übernimmt, das sich über das gesamte Bundesgebiet erstreckt.
Die Länder untersuchen (kleinräumig) die Radioaktivität in regionalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen (pflanzliche und tierische Nahrungsmittel, Futtermittel, Bewuchs), im Boden, in Trink-, Grund- und Oberflächenwässern, in Sedimenten sowie in Abfällen, Abwässern und Klärschlämmen (= Ende der Verwertungskette). In Baden-Württemberg nehmen diese Messaufgaben drei Landesmessstellen wahr:
- LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg in Karlsruhe
- Chemische- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart
- Chemische- und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg
Neben den Messungen im Ernstfall untersucht das Land Baden-Württemberg gemäß der AVV-IMIS routinemäßig verschiedene Umweltbereiche auf ihren Gehalt an Radioaktivität (jährlich rund 1000 Proben). Mit diesen Routinemessungen (= Routinemessprogramm) ermittelt das Land stichprobenartig die Radioaktivität in der Umwelt und die langfristigen Auswirkungen des Tschernobyl-Unfalls von 1986. Außerdem dient das Routinemessprogramm als Training für den Ernstfall (= Intensivmessprogramm).
Alle Messergebnisse aus dem Routine- und Intensivmessprogramm fließen in eine vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betriebene zentrale Datenbank (IMIS) ein. Das Bundesamt für Strahlenschutz wertet die Messergebnisse aus und bewertet sie hinsichtlich eventuell zu ergreifender Maßnahmen. Rechenprogramme ermöglichen die Prognose und Diagnose des großräumigen atmosphärischen Transportes radioaktiver Schadstoffe und der durch sie bewirkten Dosen und Kontaminationen.