Klimawandelanpassung

Kosten infolge der Erderwärmung steigen

Bericht zur Strategie Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Baden-Württemberg zeigt hohe Risiken insbesondere für Gesundheit, Natur, Land- und Forstwirtschaft.

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Die Echaz in Betzingen

Umweltministerin Thekla Walker: „Nichts ist teurer als die Folgen eines ungebremsten Klimawandels. Als Land sollten wir daher die Mittel für die Länder aus dem „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität“ so investieren, dass Wirtschaft, Wohlstand und Lebensqualität durch Maßnahmen für Klimaschutz und Klimawandelanpassung bewahrt werden.“

Baden-Württemberg besonders betroffen

Die Folgen des Klimawandels sind in Baden-Württemberg deutlich spürbar. Der Bericht bestätigt, dass Baden-Württemberg von der Erderwärmung besonders betroffen ist. Die Durchschnittstemperatur liegt im Mittel der Jahre 2014 bis 2023 bei rund 10 °C und damit bereits um 2,2 °C über dem Vergleichszeitraum 1881-1910. 2024 war mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,6 °C das drittwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. In Zukunft könnte die Temperatur noch deutlicher ansteigen und wochen- bis monatelange Hitzeperioden mit Temperaturen jenseits der 30 °C zur Regel werden.

Ohne Anpassung wird dies für die Bürgerinnen und Bürger zur massiven gesundheitlichen Belastung.

Umweltministerin Walker: „Wir haben im neuen Klimagesetz die Kommunen verpflichtet, Konzepte zu erarbeiten, wie sie ihre Bürgerinnen und Bürger vor den Folgen heißerer Sommer schützen. Bei der Umsetzung unterstützen wir sie finanziell durch deutlich erhöhte Fördermittel für Klimaschutz und Klimawandelanpassung.“ Diese sollten in künftigen Haushalten weiter erhöht werden. „Die Milliarden aus dem Infrastruktursondervermögen, die an die Länder gehen, sollten wir in Baden-Württemberg zu einem substantiellen Teil in den Gesundheitsschutz in Form von Ortsbegrünung, Schwammstadt und Renaturierung versiegelter Hitzefallen investieren.“

Wärmebelastung schadet Ökosystemen

Laut Monitoringbericht spiegeln sich häufigere und länger andauernde Hitzeereignisse bereits heute statistisch belegbar in signifikanten Trends der Wärmebelastung in Städten und Kühlgradtagen wider. Mit der Lufttemperatur ist auch die Wassertemperatur in allen Tiefenschichten des Bodensees deutlich angestiegen, was eine schlechte Durchmischung und abnehmende Sauerstoffgehalte im Tiefenwasser zur Folge hat. Landwirtschaftliche Schadorganismen, wie die Grüne Reiswanze, breiten sich mit den wärmeren Verhältnissen aus. Im Weinbau beeinträchtigt die signifikant rückläufige Gesamtsäure die Qualität des Rieslings. Für den Wintertourismus im Nordschwarzwald reicht die Schneedecke immer seltener für den Wintersport aus.

Grundwasserspiegel sinkt, Wälder geschwächt

Die negativen Auswirkungen von Trockenheit und Dürre, insbesondere im vergangenen Jahrzehnt, schlagen sich ebenfalls in statistisch eindeutigen Entwicklungstrends nieder: Grundwasserstände und Quellschüttungen sind rückläufig, im hydrologischen Sommerhalbjahr nehmen Einschränkungen der Binnenschifffahrt wegen Niedrigwassers zu. Die Bodenwasservorräte in landwirtschaftlichen Böden sinken, in den Wäldern steigt die Waldbrandgefahr. Viele Wälder sind infolge der Trockenheit geschwächt und weniger widerstandsfähig gegenüber Schädlingen wie dem Borkenkäfer. Der Holzzuwachs hat entsprechend bei allen betrachteten Baumarten im Zeitraum 2012-2022 gegenüber den früheren Perioden abgenommen. Bei der Buche und anderen Laubbäumen mit einer hohen Lebensdauer ging der Zuwachs verglichen mit der Vorperiode um über 15 Prozent, bei Tanne und Fichte um etwa 10 Prozent zurück. Bäume binden beim Wachstum Kohlendioxid, ein verringertes Wachstum geht daher zu Lasten der CO2-Speicherung des Waldes.

Auch die Zahl der Regenwürmer in Baden-Württemberg ist aufgrund der häufiger trockenen Sommer kontinuierlich gesunken. Sie hat sich zwischen 2011 und 2023 im Mittel der Standorte mehr als halbiert. Vor allem tiefgrabende Regenwurmarten sorgen für eine lockere, krümelige Bodenstruktur, die Pflanzen gut durchwurzeln können und die Basis für einen gesunden Wasser- und Nährstoffhaushalt im Boden ist.

Strategie für mehr Widerstandskraft

Der Monitoringbericht listet aber auch auf, was die Landesregierung bisher zur Anpassung an den Klimawandel unternommen hat. In einer eigenen Strategie hat das Land die Auswirkungen von Hitze, Trockenheit, Starkregen und anderen Extremereignissen sowie des Wandels natürlicher Lebensräume und Arten analysiert und daraus 101 Maßnahmen abgeleitet.

Diese sollen Baden-Württemberg widerstandsfähig gegen die Folgen der Erderhitzung machen. Der Bericht zeigt deutliche Fortschritte in den Aktivitäten und Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen. Zahlreiche Aktivitäten konnten in den vergangenen Jahren verstärkt werden. Mehr als die Hälfte der 101 Anpassungsmaßnahmen sind bereits als Daueraufgabe in das Handeln der öffentlichen Stellen im Land integriert.

Präventive Maßnahmen gegen Wassermangel und Hochwasser

Ein Schwerpunkt der Anpassungsstrategie liegt beispielsweise auf der Ressource Wasser. Klimamodelle zeigen, dass in manchen Teilen des Landes bis 2050 in Folge des Klimawandels bis zu 20 Prozent weniger Grundwasser neu gebildet werden wird. Mit einem Masterplan Wasserversorgung unterzieht das Land die kommunalen Wasserversorger einem Klimacheck. Bis 2026 werden alle Landkreise und Kommunen detailliert analysiert sein und wissen, mit welchen Maßnahmen sie einem drohenden Trinkwasserdefizit begegnen können. Die Fördermittel zur Umsetzung wurden von 40 Mio. Euro auf knapp 64 Mio. Euro im Jahr 2025 und auf fast 88 Mio. Euro für das Jahr 2026 erhöht.

Diesem Prinzip folgen auch die Maßnahmen des Landes gegen Hochwasser. Diese berücksichtigen, dass häufigere Niederschläge in den Wintermonaten vermehrt zu Überschwemmungen führen und Niederschläge im Sommer öfter als Starkregen niedergehen. Aktuell investiert das Land pro Jahr mehr als 135 Mio. Euro für den Hochwasserschutz und die Gewässerökologie.

Klimawandelanpassung ist Daseinsvorsorge

„Die wirksamste Maßnahme mit Blick auf den Klimawandel ist konsequenter Klimaschutz. Aber das alleine wird nicht reichen. Wir müssen Maßnahmen zur Anpassung ergreifen. Klimaschutz erhöht zwar unseren Handlungsspielraum, aber mit den Folgen des jetzt schon starken Temperaturanstiegs müssen wir trotzdem fertig werden“, so Ministerin Thekla Walker. „Wir brauchen eine Landwirtschaft, die auch bei anderen klimatischen Bedingungen gute Erträge liefert und eine Städteplanung, die die Bürgerinnen und Bürger vor Hitze schützt. Das muss alles Hand in Hand ineinandergreifen. Anpassung an den Klimawandel ist ein Teil der Daseinsvorsorge. Mit der Entsiegelung von Böden oder mehr Grün im urbanen Raum ist die Anpassungsstrategie ein Programm für mehr Lebensqualität.“

Weitere Informationen

Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg: Monitoringbericht 2025 zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel in Baden-Württemberg