Wenn wir im Web surfen, über digitale Messenger kommunizieren, smarte Endgeräte oder digitale Servicedienstleistungen nutzen, hinterlassen wir im Netz Daten und geben somit Informationen über uns preis. Kerstin Fritzsche vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) gab zu bedenken, dass sich die Menschen in ihrem Alltag zu selten Gedanken darübermachen, für welche Zwecke ihre Daten analysiert und verwertet werden. Viele Bürgerinnen und Bürgern stehen dem Sammeln und Auswerten personenbezogener Daten auch deshalb gleichgültig gegenüber, weil sie für sich persönlich keine negativen Konsequenzen erwarten.
Digitale Grundbildung ist heutzutage essenziell
Kerstin Fritzsche mahnte an, diese Haltung unbedingt zu überdenken. Jeder Mensch besitze Informationen, die dringend geschützt und privat bleiben müssten. Gesundheitsdaten gehören beispielsweise zu dieser Kategorie. Eine digitale Grundbildung sei für unsere Gesellschaft essenziell, um im Alltag bewusste Entscheidungen hinsichtlich des Datenschutzes treffen zu können.
Staatssekretär Dr. Baumann wies darauf hin, dass unsere freiheitliche Gesellschaft ein äußert schützenswertes Gut ist. Social-Scoring-Systeme, wie sie zum Beispiel in China zur Anwendung kommen, gelte es unbedingt zu verhindern. „Es darf nicht sein, dass bestimmte Vorzüge und Dienstleistungen nur dann zur Verfügung gestellt werden, wenn das soziale Verhalten mit den Vorgaben von Regierungen übereinstimmt.“
Unternehmen profitieren von Auswertung personenbezogener Daten
Aus ökologischen Gründen bedenklich können darüber hinaus Geschäftsmodelle von Technologieunternehmen sein, die mittels Auswertung personenbezogener Daten einen Mehrkonsum von Produkten oder Dienstleistungen anstreben. Nicht ohne Grund werden Daten als Gold des digitalen Zeitalters bezeichnet. Dementsprechend sind fünf der sieben wertvollsten Unternehmen der Welt in der Technologiebranche angesiedelt.
Personenbezogene Daten sind nützlich für die Verwaltung
Andererseits kann ein sinnvoller Umgang mit Daten für die Entwicklung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Gesellschaft eine wichtige Funktion erfüllen. Beispielsweise können mittels Stromverbrauchs- und Mobilitätsdaten von Einzelpersonen Infrastrukturen so geplant und genutzt werden, dass es gelingt den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Bürgerinnen und Bürger können sich auch an der citizen science (deutsch: Bürgerwissenschaft) beteiligen und aktiv Umweltdaten sammeln und melden. So kann das Umweltinformationssystem Baden-Württemberg durch die Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern verbessert werden. Zukünftig soll mit den gesammelten Daten der Vollzug innerhalb der Verwaltung besser unterstützt und auch der Zugang der Öffentlichkeit zu Umweltinformationen erleichtert werden.
Fazit: Regeln und gesellschaftliche Auseinandersetzung wichtig
Die Nutzung von Big Data – also die Auswertung großer Datenmengen – bedarf der Regelung, um unerwünschte Wirkungen abzuwenden, zugleich aber zukunftsweisende Anwendungen zu ermöglichen. Ein gesellschaftlicher Diskurs wird daher klären müssen, welche Ziele mit der Nutzung von Daten erreicht werden sollen. Die digitale Mündigkeit eines jeden Einzelnen ist hierfür unabkömmlich.