Die Qualität der Stromversorgung ist in Deutschland sehr hoch. Experten sehen keine Anzeichen für einen Blackout. Kann Strom im Winter trotzdem knapp werden? Welche Maßnahmen greifen dann? Wir haben Antworten auf häufige Fragen für Sie zusammengestellt.
Zunächst einmal: Wir haben in Deutschland insgesamt eine sehr hohe Versorgungssicherheit im Stromsystem. Die Landesregierung und die Strommarktexperten sehen keine Anzeichen für einen unkontrollierten flächendeckenden Absturz des gesamten Stromnetzes (Blackout).
Nach dem Energiewirtschaftsgesetz sind die Netzbetreiber für die Sicherheit und die Zuverlässigkeit der Stromversorgungsnetze zuständig, allen voran die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW. Diese treffen die nötigen Vorkehrungen, um lokale Stromausfälle und großflächige Blackouts zu vermeiden.
Im sehr unwahrscheinlichen Fall von mehrstündigen sogenannten „Lastunterdeckungen” wäre die Stromnachfrage regional höher als das Angebot und ein Ausgleich daher nicht mehr möglich.
Das heißt aber nicht, dass alle Kunden in diesem Fall gleichzeitig ohne Strom auskommen müssten. Vielmehr würden die Netzbetreiber mit verschiedenen Maßnahmen versuchen die Nachfrage abzusenken oder das Angebot zu erhöhen und damit das System wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Im Stromnetz besteht außerdem die Möglichkeit, durch Schaltprozesse in einem rollierenden Verfahren die Lastenunterdeckung stundenweise auf mehrere Schultern zu verteilen. Das bedeutet, dass mit einem zeitlichen Vorlauf und regional sowie zeitlich auf einige Stunden begrenzt für einen Teil der Stromverbraucher der Strom abgeschaltet wird. Solange der Mangel besteht, erfolgt diese Stromabschaltung in einer gewissen Reihenfolge (Brownout). Informationen zu einer möglichen Betroffenheit in diesen Fällen erhalten Sie bei Ihrem zuständigen Netzbetreiber. Welcher Netzbetreiber in Ihrem Wohnort zuständig ist, können Sie auf Ihrer Stromrechnung nachschauen.
Laut Bundesnetzagentur würde sich so ein Brownout für Privatpersonen nicht anders darstellen als ein auch sonst gelegentlich auftretender Stromausfall, der etwa durch einen Kurzschluss im örtlichen Straßennetz ausgelöst wird. Mit dem Unterschied, dass die Dauer vorhersehbar ist. Licht und technische Geräte fallen für ca. 90 Minuten aus und gehen dann wieder an. Gefriertruhen und Kühlschränke (insbesondere neuere Geräte) können mit so einer Unterbrechung übrigens gut umgehen.
Für Industrieunternehmen und Einrichtungen mit sensibler Stromversorgung wie Rathäuser oder Tankstellen empfiehlt die Bundesnetzagentur eine Notstrom-Vorbereitung für eine zeitweise Nicht-Versorgung. Krankenhäuser verfügen aufgrund einer gesetzlichen Regelung über Notstromaggregate, die im Notfall für bis zu 72 Stunden zum Einsatz kommen können.
Neben einer Lastunterdeckung, also dem Ausgleich von Stromangebot und -nachfrage, könnte auch die Stromverteilung, die sogenannte Netzsicherheit, betroffen sein. Im Stromnetz treten, wie auch heute schon, Netzengpässe auf. Diese müssen durch Anfahren und Abschalten von Kraftwerken vor- beziehungsweise hinter dem Engpass aufgehoben werden. Dieses Verfahren wird Redispatch genannt. Bei einer gesteigerten Nachfrage nach Redispatchmaßnahmen müssen auch Kraftwerke im angrenzenden Ausland vorgesehen werden. Dies ist aber nicht ungewöhnlich.
Hinweis: Aufschluss über die Netzqualität gibt der „System Average Interruption Duration Index“ (SAIDI), der die durchschnittliche Unterbrechungsdauer der Stromversorgung pro Endkunde wiedergibt. Die Werte für Baden-Württemberg lagen in 2021 mit 12,68 Minuten und für Deutschland mit 12,7 Minuten erneut auf einem sehr niedrigen Stand seit Beginn der Veröffentlichung im Jahr 2006. Auch im europäischen Vergleich hatten Baden-Württemberg und Deutschland in der Vergangenheit einen der niedrigsten SAIDI-Werte.