Ammomiumnitrathaltiges Düngemittel war nach einem Mühlenbrand am 22.08.2015 in Kirchberg im Landkreis Schwäbisch Hall in die Jagst gelangt. Viele Fische starben. Mit dem am 3. Februar 2016 vorgestellten Aktionsprogramm sollen die schlimmsten Folgen des Düngemittelunfalls behoben und die Ökologie der Jagst langfristig verbessert werden.
Das Aktionsprogramm ist aufgeteilt in vier Module:
- Risiken minimieren für die Zukunft, darunter fällt zum Beispiel die Optimierung der Alarm- und Einsatzplanung
- Monitoring und Maßnahmenableitung
- Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität
- Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerökologie
Es verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der die Fachbereiche Wasserwirtschaft, Natur- und Artenschutz, Fischerei, Landwirtschaft, Immissionsschutz, Baurecht und Katastrophenschutz beziehungsweise Feuerwehr umfasst.
Das Regierungspräsidium Stuttgart hat das Aktionsprogramm im Auftrag des Umweltministeriums und des Naturschutzministeriums erarbeitet. Das Konzept ist für weitere Ergänzungen und Anpassungen offen. Landesbehörden, betroffene Kommunen, Verbände und Bürgerinnen und Bürger können per E-Mail ihre Ideen beim Regierungspräsidium einbringen.
Weitere Maßnahmen des Landes
Das Land selbst hat bereits zeitnah erste Maßnahmen in Angriff genommen, um die Lebensbedingungen von Fischen und Kleintieren in der Jagst zu verbessern. So hat der Landesbetrieb Gewässer zum Beispiel im Bereich der Stadt Langenburg vergangenes Jahr die Jagst an elf Stellen naturnah umgestaltet.
Zudem wurde bereits im Sommer 2015 eine landesweite Überprüfungsaktion von gewerblichen Düngemittellagern in Gewässernähe gestartet, derenErgebnisse im August 2016 vorlagen. Dabei deckten die Behörden erhebliche Defizite auf. Neben der Frage, ob die notwendigen bau- oder immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen vorlagen, haben die Behörden ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, ob bestimmte sicherheitsrelevante Maßgaben aus dem Wasserrecht, insbesondere zur Löschwasserrückhaltung, sowie Vorgaben zur Lagerung aus dem Gefahrstoffrecht eingehalten wurden.
Abschätzung der ökologischen Auswirkungen
Um die Artenvielfalt in der Jagst wiederherzustellen, gilt die Verbesserung der Gewässerökologie als zentraler Baustein im Aktionsprogramm. Dazu zählen zum Beispiel Strukturmaßnahmen im Uferbereich und die Beseitigung von Wanderhindernissen.
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und die Fischereiforschungsstelle (FFS) veröffentlichten deshalb eine Abschätzung der ökologischen Auswirkungen des Großbrandes im Januar 2016. Darin bestätigte sich, dass die Kiemen zunächst überlebender Fische zum Teil erheblich geschädigt sind. Außerdem waren die Fische stark mit Parasiten befallen, da ihre Widerstandskraft geschwächt ist.
Die Großmuscheln wurden nicht wesentlich geschädigt. Trotz der überwiegend positiven Ergebnisse des Monitorings ließen sich mögliche negative Langzeitwirkungen auf den Muschelbestand in der Jagst aber nicht gänzlich ausschließen.
Im Februar 2017 veröffentlichen die LUBW, die Fischereiforschungsstelle und das Regierungspräsidium Stuttgart den Abschlussbericht zu den ökologischen Auswirkungen des Großbrandes. Er zeigt, dass sich der Fischbestand auf den ersten 25 Kilometern stromabwärts der Lobenhauser Mühle inzwischen leicht erholt hat. Nachdem die Jagst hier im Frühjahr 2016 praktisch noch fischleer war, konnten im Herbst 2016 wieder häufiger Jagst-typische Fischarten wie die Barbe nachgewiesen werden. Von dem Niveau vor dem Brand ist die Jagst aber noch weit entfernt.