Sommertour „Umwelt-Zukunft“

Umweltminister Franz Untersteller an der Jagst

Jagst bei Wollmershausen

Umweltminister Franz Untersteller: „Das Aktionsprogramm Jagst wirkt – der Fluss wird naturnäher und widerstandsfähiger.“

Am Freitag, 7. August 2020, besuchte Umweltminister Franz Untersteller die Jagst im Rahmen seiner einwöchigen Sommertour „Umwelt-Zukunft“ durch Baden-Württemberg. Begleitet wurde er vom Leiter der Abteilung Umwelt des Regierungspräsidiums Stuttgart, Rudolf Uricher, der in Vertretung für Regierungspräsident Wolfgang Reimer am Termin teilgenommen hat.

An der Wiesmühle in Crailsheim-Jagstheim besichtigten sie die vielen ökologischen Verbesserungen im Gewässerbett der Jagst, die in den vergangenen Jahren vom Landesbetrieb Gewässer des Regierungspräsidiums Stuttgart umgesetzt wurden. Hier soll noch dieses Jahr der ehemalige Triebwerkskanal ausgebaggert und an das Hauptgewässer angeschlossen werden. Dadurch entsteht ein neuer, rund 430 Meter langer Nebenarm der Jagst, der vielen Fischarten als Rückzugsgebiet, Laichplatz und Kinderstube dienen kann sowie als Lebensraum für Krebse, Muscheln, Schnecken und viele andere Flussbewohner. 

Der Nebenarm an der Wiesmühle ist eine Maßnahme im „Aktionsprogramm Jagst“. Nachdem bei einem Großbrand im August 2015 in der Lobenhausener Mühle mit dem Löschwasser Mineraldünger in die Jagst geschwemmt worden war und ein massives Fischsterben verursacht hatte, wurde das Aktionsprogramm Jagst ins Leben gerufen, um die geschädigten Flussabschnitte wiederzubeleben und ökologisch zu verbessern.

„Die Jagst ist ein Juwel unter den baden-württembergischen Gewässern“, sagte Umweltminister Untersteller. „Mit dem Aktionsprogramm Jagst bringen wir ihn noch stärker zum Funkeln. Die Fortschritte kann man Jahr für Jahr erkennen. Aber es ist eine Daueraufgabe, die Jagst ökologisch widerstandsfähig zu machen und zu halten. Es ist bewundernswert, wie viele Menschen in der Region sich mit Kraft und Herzblut dieser Aufgabe widmen.“  

Zum Ministertermin am Freitag an der Wiesmühle wurden die unterschiedlichen Akteure eingeladen, die mit konkreten Vorschlägen und großem Engagement dazu beitragen die Jagst wieder zu einem Naturparadies zu machen. Neben den Beschäftigten des Regierungspräsidium Stuttgart und der Landratsämter sind dies vor allem die Mitglieder der Fischereivereine und -verbände, Ehrenamtliche vom Natur- und Artenschutz, Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Gemeinden sowie Bürgerinnen und Bürger, die wie der Besitzer der Wiesmühle ihre Grundstücke für die naturnahe Umgestaltung der Ufer zur Verfügung stellen.

Von Ende November 2015 bis heute konnten vom Landesbetrieb Gewässer im Rahmen von Unterhaltungsmaßnahmen an 60 Gewässerabschnitten der Jagst ökologische Strukturmaßnahmen mit einem Gesamtbauvolumen von 600.000 Euro umgesetzt werden.

In Rainau-Saverwang informierten sich Minister Untersteller und Rudolf Uricher über den Stand der derzeit in ganz Baden-Württemberg laufenden Landesstudie Gewässerökologie. „Mit Hilfe dieser Studie sollen alle bereits umgesetzten Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur miteinander verbunden werden, um so auch Fischarten einen Lebensraum zu geben, die auf Wandermöglichkeiten über mehrere Flusskilometer hinweg angewiesen sind,“ so Rudolf Uricher, Leiter der Abteilung Umwelt im Regierungspräsidium Stuttgart.

Die Landesstudie Gewässerökologie betrachtet dazu sehr lange Flussstrecken. Defizite in der Gewässerstruktur werden lokalisiert und Vorgaben gemacht, wie Gewässer wieder in einen möglichst naturnahen Zustand versetzt werden können. Der Gewässerabschnitt Saverwang ist einzigartig an der gesamten Jagst und dient bei der Maßnahmenplanung als Leitbild eines nahezu natürlichen Flusses. 

Im Rahmen der Begradigung und Befestigung der Jagst Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde dieser Bereich ausgespart, da die Flächen für den Ausbau nicht verfügbar waren. So windet sich der Fluss hier über eine Talauenbreite von 130 bis 200 Metern. Dadurch legt die Jagst für 430 Meter Luftlinie eine Fließstrecke von fast 1000 Metern zurück. Uferabbrüche, steiler Prallhang- und flacher Gleithang, unterschiedliche Flussbreiten und Wassertiefen zeigen in diesem Abschnitt wie die Jagst vermutlich auch an vielen anderen Strecken ausgesehen hat, bevor der Mensch anfing, das Gewässer und seine Ufer intensiv zu nutzen.

Quelle:

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
Regierungspräsidium Stuttgart
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