Gewässerschutz

Spurenstoffe

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Kläranlage

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Täglich gelangen Chemikalien und pharmazeutische Stoffe mit dem häuslichen Abwasser in die Kläranlagen. Trotz des hohen Ausbaustandards können dort mit den herkömmlichen Verfahren nicht alle Stoffe ausreichend entfernt werden. Die Folge: Spurenstoffe gelangen in unsere Gewässer.

Als Spurenstoffe werden organische anthropogene Stoffe bezeichnet, die in einer geringen Konzentration von weniger als einem millionstel Gramm (< 1 µg/l) in unseren Gewässern nachzuweisen sind. Durch die verbesserte Analytik wurde es in den letzten Jahren möglich, diese zu bestimmen. Zu den Spurenstoffen zählen beispielsweise Arzneimittelwirkstoffe, Röntgenkontrastmittel, Duftstoffe in Körperpflege- und Reinigungsmitteln, Biozide, Flammschutzmittel, perfluorierte Chemikalien (PFC) sowie Stoffe mit hormonähnlichen Wirkungen.

Manche Stoffe können schon in diesen sehr geringen Konzentrationen nachteilige Wirkungen für empfindliche Gewässerorganismen wie Fische, Muscheln oder Schnecken haben. Die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hat die Belastungen der Fließgewässer in Baden-Württemberg umfassend untersucht. Die Ergebnisse sind im „Spurenstoffinventar der Fließgewässer Baden-Württemberg“ veröffentlicht.

Weitere Reinigungsstufe in den Kläranlagen

Baden-Württemberg hat unter dem Gesichtspunkt der Vorsorge bereits vor einigen Jahren damit begonnen, Kläranlagen an besonders empfindlichen Gewässern oder an Belastungsschwerpunkten mit einer weitergehenden Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination auszurüsten. Das Konzept verfolgt einen konsensorientierten Ansatz mit den Betreibern und wird mit Fördermitteln unterstützt.

Als wirksam haben sich vor allem zwei Verfahren erwiesen. In Baden-Württemberg hat sich die Adsorption der Spurenstoffe an Pulveraktivkohle (PAK) durchgesetzt. Daneben ist auch die oxidative Behandlung der Stoffe durch Ozon geeignet. Als abschließende Stufe ist bei beiden Verfahren eine Filtrationsstufe erforderlich. In einigen Fällen kommt beim adsorptiven Verfahren granulierte Aktivkohle zum Einsatz (GAK).

Gemäß der Spurenstoffkonzeption des Landes werden an wasserwirtschaftlich ausgewählten Standorten Kläranlagen mit einer Stufe zur Spurenstoffelimination ausgebaut. Insgesamt ist in Baden-Württemberg bereits auf 30 Kläranlagen (einschließlich einer Anlage in Bayern, die überwiegend baden-württembergisches Abwasser behandelt) eine Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination in Betrieb. Damit kann Abwasser von circa 4,35 Millionen Einwohnerwerten (EW) in Baden-Württemberg gezielt auf Spurenstoffe behandelt werden. Weitere 27 Anlagen sind derzeit in Bau oder Planung. Einwohnerwerte (EW) sind die Summe der Belastung aus den an eine Kläranlage angeschlossenen Einwohnern und dem anfallenden gewerblichen Abwasser.

Um Kläranlagenbetreiber, Behörden und Planer bei der Einführung der neuen Technologien zu unterstützen und zu beraten, wurde in Baden-Württemberg im Jahr 2012 das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg (KomS) gegründet.

Das Umweltministerium Baden-Württemberg hat in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Spurenstoffe ein Arbeitspapier erstellt, anhand dessen die Wasserbehörden im Land Zielvorstellungen entwickeln sollen, für welche Kläranlagen eine Spurenstoffelimination anzustreben ist. Das Arbeitspapier

  • konkretisiert die fachlichen Kriterien für den weiteren Ausbau von kommunalen Kläranlagen im Land mit einer Spurenstoffelimination
  • definiert die Anforderungen an die Eliminationsleistung solcher Anlagen und
  • gibt Hinweise zur rechtlichen Umsetzung

Das Arbeitspapier [PDF; 06/21; 550 KB] soll die Wasserbehörden in Baden-Württemberg (Anschreiben [PDF; 11/18; 183 KB; nicht barrierefrei]) beim wasserwirtschaftlichen Vollzug unterstützen. 

In dieser Übersicht finden Sie die Kläranlagen mit einer Reinigungsstufe zur gezielten Spurenstoff-Elimination  nach Regierungsbezirk, Betrieb, Bau und Planung sortiert.

Die richtige Entsorgung von Arzneimitteln schützt unsere Gewässer

Baden-Württemberg unterstützt nicht nur den Ausbau von Kläranlagen zur Spurenstoffelimination („end of pipe-Ansatz“), sondern auch die EU-Kommission dabei, eine europäische Arzneimittelstrategie zu entwickeln (quellenbezogener Ansatz). Eine solche Strategie entspricht dem Vorsorgegedanken in der Umweltpolitik.

Die richtige Entsorgung von nicht mehr benötigten Arzneimitteln ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz unserer Gewässer. Arzneimittelreste gehören in den Restmüll und dürfen niemals über den Ausguss oder die Toilette entsorgt werden. Das Umweltministerium hat hierzu ein Faltblatt aufgelegt, das anschaulich über die richtige Entsorgung von Arzneimittelresten zum Schutz unserer Gewässer und der aquatischen Lebensgemeinschaften informiert. Das Faltblatt ist in deutscher und in türkischer Sprache erhältlich.