Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Baden-Württembergs lebt bereits heute in urbanen Ballungsräumen. Es wird erwartet, dass dieser Trend in den kommenden Jahrzehnten weiter zunimmt. Kommunen planen und organisieren gemeinsam mit ihrem direkten, oft industriell geprägten, Umland – dem so genannten perurbanen Raum – den Rahmen für das Leben der Menschen und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse.
Dabei geht es um Bereiche wie Wohnen und Arbeit, Energie, Ernährung, Kleidung und Konsumgüter oder Gesundheit. Insbesondere größere Städte und umliegende Kommunen sind damit zentrale Dreh- und Angelpunkte von Stoffkreisläufen. Denn hier fallen auch die meisten Reststoffe und Abfälle nach dem Konsum von Produkten an.
Daraus ergeben sich Aufgaben, etwa in der logistischen und raumordnerischen Planung, der Abfall- und Abwasserbehandlung, beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel.
Darüber hinaus steuern Kommunen die Ansiedlung von Unternehmen und sind ab einer bestimmten Größe auch für Genehmigungen wie dem Betrieb von Anlagen oder für das Bauen verantwortlich. Kommunen sind daher ein bedeutender Akteur für die biologische Transformation des Wirtschaftens im urbanen Raum.
Ziel des Förderprogramms
Mit der Ausschreibung soll die kommunale Verankerung der nachhaltigen urbanen Bioökonomie (kurz: nur BÖ) in Baden-Württemberg vorangetrieben werden. Gefördert wird die Erarbeitung einer „urbanen Bioökonomiestrategie“ für
- Ballungsräume mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern
- Kommunen mit mindestens 70.000 Einwohnerinnen und Einwohnern oder
- den Zusammenschluss von bis zu vier Kommunen, darunter mindestens eine Kommune mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Die Förderung umfasst außerdem die Initiierung der Umsetzung dieser Strategien.
Die Bioökonomiestrategie soll unter anderem für einen ausgewiesenen urbanen Raum folgende Punkte darstellen:
- Ausgangslage (Analyse und Identifikation relevanter Stoffströme, Akteure und aktueller Bioökonomie Projekte)
- Identifikation neuer Rohstoffquellen und das damit verbundene Einsparpotenzial fossiler Rohstoffe
- Potenziale zur Verankerung einer nachhaltigen Bioökonomie
- Definition der Ziele mit Beschreibung des Beitrags zum Umwelt- und Klimaschutz
- Maßnahmenkatalog mit mindestens zehn Maßnahmen zur Erreichung der definierten Ziele, darunter mindestens drei Sofortmaßnahmen und jeweils mindestens drei mittel- und langfristige Maßnahmen, ergänzt durch geeignete Kommunikationsmaßnahmen
- Ausblick auf das Potential zur Verstetigung der entwickelten Strategie.
Weitere Informationen zum Förderaufruf
Projektträger Karlsruhe (PTKA)
Überblick über bisher geförderte Projekte
Antragsteller: Metropolregion Rhein-Neckar GmbH
Eine kommunale Bioökonomiestrategie für die Metropolregion Rhein-Neckar zu erarbeiten und umsetzen, streben die Städte Mannheim und Heidelberg gemeinsam mit den Landkreisen Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald an. Die Bioökonomiestrategie für die Metropolregion soll dabei Treibhausgasemissionen einsparen, recyclingfähige Rohstoffquellen erschließen, natürliche Ressourcen schonen und die Biodiversität erhalten sowie die Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten dauerhaft reduzieren. Einen zentralen Aspekt nehmen Initiativen im Bereich „Urban Mining“ oder „Bio-Mining“ ein, wodurch zum Beispiel High-Tech-Metalle aus Elektronikschrott oder aus Abwässern der Metallverarbeitung gewonnen werden können.
Dafür erhält die Metropolregion Rhein-Neckar Fördermittel von rund 270.000 Euro.
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Antragsteller: TechnologieRegion Karlsruhe GmbH
Für eine Bioökonomiestrategie der TechnologieRegion Karlsruhe planen die Städte Karlsruhe und Baden-Baden sowie die Landkreise Karlsruhe und Rastatt in einem partizipativen Verfahren, die Trends und Potenziale für eine nachhaltige Bioökonomie in der TechnologieRegion Karlsruhe zu erheben und Instrumentarien zu beurteilen. Anschließend sollen daraus Handlungsoptionen für einen dynamischen biologischen Transformationsprozess entwickelt und angestoßen werden. CO2-Emissionen zu reduzieren und Ressourcen zurückzugewinnen sowie den Standort TechnologieRegion Karlsruhe durch ein bioökonomisches Wirtschaften zu fördern, stehen im Mittelpunkt. Eine Roadmap soll im Einzelnen die Schritte darlegen, um die festgelegten Ziele zu erreichen.
Die Strategieentwicklung der TechnologieRegion Karlsruhe wird vom Umweltministerium mit über 240.000 Euro gefördert.
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Antragsteller: Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH
Der Aufbau einer biobasierten Wirtschaft im Raum Stuttgart soll maßgeblich zur industriellen Transformation, geschlossenen Stoffkreisläufen und dem Klimaschutz in der Region Stuttgart beitragen. Die Entwicklung einer Bioökonomiestrategie für die Region Stuttgart GmbH ist der Startschuss für die regionale Bioökonomie und soll den Grundstein für die biologische Transformation der Region Stuttgart legen.
Mit Hilfe der geplanten Strategie sollen die wirtschaftlichen und umweltrelevanten Potenziale in der Region identifiziert und zielgerichtete Maßnahmen entwickelt werden. Ein Fokus in der Region Stuttgart wird hierbei auf biogener und anorganischer Stoffströme liegen, die zum Beispiel in Produktionsprozessen anfallen und mittels Bio-Mining gewonnen werden können (zum Beispiel (Edel-) Metalle oder Seltene Erden).
Das Umweltministerium fördert dieses Projekt mit knapp 250.000 Euro.
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart: kommunale Bioökonomiestrategie
Antragsteller: Landeshauptstadt Stuttgart, Stabsstelle Klimaschutz
Die integrierte, zirkuläre Bioökonomiestrategie der Stadt Stuttgart fokussiert sich auf bisher ungenutzte oder noch wenig genutzte Stoffströme wie zum Beispiel Bioabfälle im Stadtgebiet. In einem ersten Schritt soll ihr Vorkommen im Stadtgebiet kartiert werden. Eine Strategie zu ihrer zirkulären, nachhaltigen Nutzung wird dann im zweiten Schritt entwickelt. Dabei orientiert sich das Projekt an der Abfallhierarchie des Kreislaufwirtschaftsgesetzes mit dem besonderen Blick darauf, die Abfälle zuerst stofflich zu nutzen (also, neue Stoffe zu gewinnen/Stoffe zurückzugewinnen). So sollen zuvorderst stoffliche Kaskadennutzungsmöglichkeiten betrachtet werden; eine energetische Nutzung steht erst am Ende des Verfahrens.
Insgesamt erhält die Stadt Stuttgart für das Projekt fast 250.000 Euro.