Über die Hälfte der Bevölkerung Baden-Württembergs lebt bereits heute in urbanen Ballungsräumen. Es wird erwartet, dass dieser Trend in den kommenden Jahrzehnten weiter zunimmt. Kommunen planen und organisieren in enger Zusammenarbeit mit ihrem direkten, oft industriell geprägten, Umland, dem so genannten perurbanen Raum, den Rahmen für das Leben der Menschen und der Befriedigung von deren Bedürfnissen. Dabei geht es um Bedarfe in Bereichen wie Wohnen und Arbeit, Energie, Konsum von Nahrung, Kleidung und Produkten oder Gesundheit. Hierdurch werden insbesondere größere Städte und umliegende Kommunen zu Dreh- und Angelpunkten von Stoffkreisläufen, da hier entsprechend auch die meisten Reststoffe und Abfälle nach dem Konsum von Produkten anfallen. Daraus ergeben sich Aufgaben der logistischen und raumordnerischen Planung, der Behandlung der Abfälle und Abwässer, des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel.
Darüber hinaus steuern Kommunen auch die Ansiedlung wirtschaftlicher Unternehmen und sind ab einer bestimmten Größe auch für Genehmigungen wie dem Betrieb von Anlagen oder für das Bauen verantwortlich. Kommunen stellen also einen bedeutenden Akteur bei der biologischen Transformation des Wirtschaftens im urbanen Raum dar.
Ziel des Förderprogramms
Mit rund einer Million Euro fördert das Land im Rahmen des Förderprogramms „Kommunale Bioökonomie – Bioökonomiestrategien für urbane Räume“ die Ballungsräume Stuttgart, Rhein-Neckar und Karlsruhe, um eine eigene urbane Bioökonomiestrategien zu entwickeln und erste konkrete Maßnahmen bis Ende 2024 umzusetzen. Hierdurch soll eine kommunale Verankerung der nachhaltigen Bioökonomie in Baden-Württemberg vorangetrieben werden.
Die Bioökonomiestrategien sollen dabei unter anderem folgende Punkte umfassen:
- Potenziale zur Verankerung einer nachhaltigen Bioökonomie
- Definition der Ziele mit Angabe der Planungshorizonte
- Maßnahmenkatalog zur Erreichung dieser Ziele unter Einsatz eines bioökonomischen Managements und Wirtschaftens sowie ein Konzept zur Verankerung der Strategie in der Kommune
- Ausblick auf die Verstetigung der biologischen Transformation zu einer nachhaltigen Bioökonomie
Überblick über die geförderten Projekte
Antragsteller: Metropolregion Rhein-Neckar GmbH
Eine kommunale Bioökonomiestrategie für die Metropolregion Rhein-Neckar zu erarbeiten und umsetzen, streben die Städte Mannheim und Heidelberg gemeinsam mit den Landkreisen Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald an. Die Bioökonomiestrategie für die Metropolregion soll dabei Treibhausgasemissionen einsparen, recyclingfähige Rohstoffquellen erschließen, natürliche Ressourcen schonen und die Biodiversität erhalten sowie die Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten dauerhaft reduzieren. Einen zentralen Aspekt nehmen Initiativen im Bereich „Urban Mining“ oder „Bio-Mining“ ein, wodurch zum Beispiel High-Tech-Metalle aus Elektronikschrott oder aus Abwässern der Metallverarbeitung gewonnen werden können.
Dafür erhält die Metropolregion Rhein-Neckar Fördermittel von rund 270.000 Euro.
Antragsteller: TechnologieRegion Karlsruhe GmbH
Für eine Bioökonomiestrategie der TechnologieRegion Karlsruhe planen die Städte Karlsruhe und Baden-Baden sowie die Landkreise Karlsruhe und Rastatt in einem partizipativen Verfahren, die Trends und Potenziale für eine nachhaltige Bioökonomie in der TechnologieRegion Karlsruhe zu erheben und Instrumentarien zu beurteilen. Anschließend sollen daraus Handlungsoptionen für einen dynamischen biologischen Transformationsprozess entwickelt und angestoßen werden. CO2-Emissionen zu reduzieren und Ressourcen zurückzugewinnen sowie den Standort TechnologieRegion Karlsruhe durch ein bioökonomisches Wirtschaften zu fördern, stehen im Mittelpunkt. Eine Roadmap soll im Einzelnen die Schritte darlegen, um die festgelegten Ziele zu erreichen.
Die Strategieentwicklung der TechnologieRegion Karlsruhe wird vom Umweltministerium mit über 240.000 Euro gefördert.
Antragsteller: Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH
Der Aufbau einer biobasierten Wirtschaft im Raum Stuttgart soll maßgeblich zur industriellen Transformation, geschlossenen Stoffkreisläufen und dem Klimaschutz in der Region Stuttgart beitragen. Die Entwicklung einer Bioökonomiestrategie für die Region Stuttgart GmbH ist der Startschuss für die regionale Bioökonomie und soll den Grundstein für die biologische Transformation der Region Stuttgart legen.
Mit Hilfe der geplanten Strategie sollen die wirtschaftlichen und umweltrelevanten Potenziale in der Region identifiziert und zielgerichtete Maßnahmen entwickelt werden. Ein Fokus in der Region Stuttgart wird hierbei auf biogener und anorganischer Stoffströme liegen, die zum Beispiel in Produktionsprozessen anfallen und mittels Bio-Mining gewonnen werden können (zum Beispiel (Edel-) Metalle oder Seltene Erden).
Das Umweltministerium fördert dieses Projekt mit knapp 250.000 Euro.
Antragsteller: Landeshauptstadt Stuttgart, Stabsstelle Klimaschutz
Die integrierte, zirkuläre Bioökonomiestrategie der Stadt Stuttgart fokussiert sich auf bisher ungenutzte oder noch wenig genutzte Stoffströme wie zum Beispiel Bioabfälle im Stadtgebiet. In einem ersten Schritt soll ihr Vorkommen im Stadtgebiet kartiert werden. Eine Strategie zu ihrer zirkulären, nachhaltigen Nutzung wird dann im zweiten Schritt entwickelt. Dabei orientiert sich das Projekt an der Abfallhierarchie des Kreislaufwirtschaftsgesetzes mit dem besonderen Blick darauf, die Abfälle zuerst stofflich zu nutzen (also, neue Stoffe zu gewinnen/Stoffe zurückzugewinnen). So sollen zuvorderst stoffliche Kaskadennutzungsmöglichkeiten betrachtet werden; eine energetische Nutzung steht erst am Ende des Verfahrens.
Insgesamt erhält die Stadt Stuttgart für das Projekt fast 250.000 Euro.
Weitere Informationen
Stadt Stuttgart: Zirkuläre Bioökonomie