Treibhausgas-Ausstoß auf dem niedrigsten Stand seit 1990: „Der massive Rückgang der Treibhausgas-Emissionen ist ein großer Erfolg der Menschen im Land“, sagt Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Energie und Klimaschutz.
Im Jahr 2023 wurden in Baden-Württemberg nach ersten Schätzungen des Statistischen Landesamtes 62,7 Millionen (Mill.) Tonnen Treibhausgase1 ausgestoßen. Gegenüber dem Vorjahr gingen die Emissionen um 9,3 Mill. Tonnen bzw. 12,9 % zurück. Damit ist der Treibhausgasausstoß auf den niedrigsten Stand seit 1990 gefallen. Sogar das pandemiebedingt niedrige Emissionsniveau 2020 wurde deutlich unterschritten (−6,3 Mill. Tonnen gegenüber 2020). Für die im Klimagesetz des Landes formulierte Zielerreichung für das Jahr 20302 ist eine weitere Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes in Höhe von 30,9 Mill. Tonnen CO2-Äquivalenten bzw. 49 % gegenüber dem Jahr 2023 erforderlich.
Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Energie und Klimaschutz: „Der massive Rückgang der Treibhausgas-Emissionen ist ein großer Erfolg der Menschen im Land. Die Bürgerinnen und Bürger bauen Solaranlagen an den Balkon oder auf ihr Dach, sie erneuern die Heizung, sie sparen Energie. Unternehmen stellen auf klimafreundliche Produktion um, Kommunen treiben die Wärmewende voran, Behörden machen Tempo bei den Genehmigungen von Anlagen erneuerbarer Energie.
Die Energiewende in Baden-Württemberg funktioniert. Die Energiewirtschaft ist dank des Ausbaus der Erneuerbaren inzwischen deutlich weniger anfällig für das Preisroulette der Öl- und Gasbörsen. Insbesondere die Solarrekorde der vergangenen Jahre sorgen dafür, dass der Rückgang von Treibhaus-Emissionen in keinem Bereich so hoch ist wie im Sektor Strom-Produktion. Diese Entwicklung beschleunigt sich. 2024 hat der Zubau an Solarenergie in den ersten sechs Monaten des Jahres die Gigawatt-Grenze durchbrochen. Teure Kohlekraftwerke werden immer seltener gebraucht, so dass auch die Preise sinken. Das zeigt: Klimaschutz schützt auch unseren Wohlstand.“
Im Jahr 2023 stammte mit Abstand der größte Teil der Treibhausgasemissionen aus dem Verkehrsbereich (32 %) gefolgt von den Sektoren Energiewirtschaft und Gebäude mit jeweils einem Anteil von 23 %. Die Industrie verursachte 2023 insgesamt knapp 15 %, die Landwirtschaft 7 % der gesamten Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg. Der Bereich Abfall- und Abwasserwirtschaft war 2023 für weniger als 0,5 % der Gesamtemissionen verantwortlich.
Der wesentliche Beitrag zur gesamten Emissionsreduktion 2023 kam von der Energiewirtschaft. Nach einem zweijährigen Anstieg (2022: +11,6 %; 2021: +35,8 %) gingen die Treibhausgasemissionen des Energiesektors durch die zuletzt stark gesunkene Steinkohleverstromung kräftig um 31,6 % zurück. Die Bruttostromerzeugung aus Steinkohle verzeichnete 2023 einen erheblichen Rückgang (−46 %).
Auch der Treibhausgas-Ausstoß der Industrie lag im Jahr 2023 deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (−14,5 %).
Im Verkehrssektor wurden 2023 insgesamt nur geringfügig mehr Treibhausgase ausgestoßen als im Vorjahr. Der Anstieg lag bei 0,3 %. Allerdings liegen die Treibhausgasemissionen des Verkehrs immer noch auf dem Niveau des Referenzjahres 1990.
Die Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors sind im Jahr 2023 um 7,7 % gesunken. Hauptgründe für den Rückgang waren die im Vergleich zum Vorjahr milde Witterung während der Heizperiode sowie anhaltende Einsparbemühungen.
Die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft sanken im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 %. Der Rückgang der Emissionen gegenüber dem Vorjahr 2022 resultiert im Wesentlichen aus dem Rückgang der Tierbestände und einer reduzierten Stickstoffdüngung.
Zum Hintergrund
Die enormen Schwankungen bei der Kohleverstromung resultieren aus der Gaskrise 2022. Baden-Württemberg hat mit die jüngsten Steinkohleblöcke Deutschlands. Diese werden im europäischen Strommarkt nach dem bekannten Merit Order-Prinzip vergleichsweise früh gezogen. Dies war aufgrund des Wegfalls von Gaslieferungen (und der daraus hohen Preisdifferenz zwischen Gas und Kohle) in 2022 häufig der Fall, in 2023 nicht mehr.
Zeitgleich kam es 2022 zu einem starken Produktionsabfall in den französischen AKW durch Abschaltungen, siehe IWR: Stromausfall EDF: Abgeschaltete Atomkraftwerke in Frankreich kosten knapp 30 Milliarden Euro.
Dadurch stieg insbesondere der Importbedarf aus Baden-Württemberg stark an, was ebenfalls zu einer erhöhten Kohleverstromung führte. Auch diese Lage hat sich entspannt. Im Zusammenspiel mit einem Zubau der installierten Leistung Solarenergie von 1,9 Gigawatt in 2023 wurde so die Kohle aus dem Markt gedrängt.