Plastik ist bisher das einzige Material, das leicht, bruchfest, elastisch, temperaturbeständig und vor allem in unterschiedlichen Härtegraden herstellbar ist. Es ist aber auch ein Material, das in immer größeren Mengen produziert wird.
Quellen:
NABUPlasticsEurope
Kunststoffe sind zum günstigen Massenprodukt geworden. 1950 lag die weltweite Produktionsmenge noch bei 1,5 Millionen Tonnen. 2019 waren es 368 Millionen Tonnen.
Forschende aus den USA haben errechnet, dass von 1950 bis zum Jahr 2015 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert wurden. Rechnet man die Produktionsmengen der Jahre 2016 bis 2019 noch dazu, sind es über 9,7 Milliarden Tonnen
Während die Kunststoff-Produktionsmengen weltweit von Jahr zu Jahr steigen, gehen sie in Europa und Deutschland zurück. Trotzdem ist Deutschland das Land in Europa, in dem die Nachfrage nach Kunststoffen am größten ist.
Quelle:
PlasticsEurope
Immer mehr Plastik-Abfälle
Der massenhafte Einsatz von Kunststoffen führt dazu, dass auch sehr viele Kunststoffabfälle anfallen. In Deutschland waren es im Jahr 2019 fast 6,3 Millionen Tonnen. Der größte Teil, nämlich 5,4 Millionen Tonnen, stammt aus Haushalten und von Gewerbebetrieben. Pro Kopf sind das 76 Kilogramm Kunststoffabfälle. Die Hälfte davon, also 38 Kilogramm, entfallen auf kurzlebige Kunststoffverpackungen.
Quelle:
PlasticsEuropeNaturschutzbund Deutschland e. V.
Warum steigen die Mengen immer weiter?
Kurzlebige Plastikverpackungen sind der Hauptgrund dafür. Es werden beispielsweise immer mehr Kunststoffflaschen produziert, immer mehr frische Ware wird vorverpackt verkauft und der Verzehr außer Haus nimmt stetig zu. Zudem gibt es eine größere Anzahl von kleineren Portionierungsgrößen und aufwändigere Verpackungen.
Das Kunststoff-Sparbüchle des Umweltministeriums Baden-Württemberg hilft dabei, den eigenen Kunststoff-Konsum kritisch zu hinterfragen und gleichzeitig das eigene Wissen aufzufrischen.
Kunststoff-Sparbüchle [PDF; 9/21] herunterladen.
Wie Plastik entsteht
Plastik wird aus dem begrenzten Rohstoff Erdöl hergestellt. Doch bis zum fertigen Kunststoffprodukt sind einige technische und chemische Prozesse notwendig.
- Erdöl wird zu Rohbenzin destilliert.
- Rohbenzin wird durch das Cracking-Verfahren (Aufspalten von langkettigen Kohlenwasserstoffverbindungen) in Ethylen, Propylen, Butylen und andere Kohlenwasserstoff-Verbindungen aufgespaltet.
- Durch Synthese kann dann Kunststoff hergestellt und beliebig verformt werden. Sogenannte Monomere werden aneinandergereiht und durch Synthese zu kettenförmigen Molekülen verbunden, den Polymeren. Diese können zusätzlich miteinander vernetzt werden.
Quelle:
Careelite
Plastik und CO2
Durch die Produktion und thermische Verwertung von Kunststoffen wurden im Jahr 2019 weltweit rund 850 Millionen Tonnen Treibhausgase verursacht. Zum Vergleich: In Deutschland wurden im Jahr 2019 insgesamt 810 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen.
Quelle:
Center for International Environmental Law (CIEL) [PDF]
Bald mehr Plastik als Fische im Meer
Eine Studie der britischen Ellen MacArthur Foundation kommt zu einem besonders erschreckenden Ergebnis. Im Jahr 2050 könnte es, gewichtsmäßig betrachtet, mehr Plastikmüll als Fische in den Weltmeeren geben.
Quelle:
World Economy Forum (New Plastic Economy, rethinking the future (World Economy Forum), Seite 14Ellen MacArthur Foundation (Seite 28)
Schwimmende Inseln aus Plastik
Jedes Jahr landen etwa zehn Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. Schätzungsweise sind bisher insgesamt 86 Millionen Tonnen Plastik ins Meer gelangt. Der Plastikabfall in unseren Ozeanen stammt aus vielfältigen Quellen. Dazu zählen küstennaher Tourismus, maritime Industrie, Schifffahrt und insbesondere Fischerei. Die größten Plastikkonzentrationen sammeln sich in fünf riesigen Strudeln im Pazifik, Atlantik und Indischen Ozean. Allein der sogenannte Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik ist ungefähr viereinhalb Mal so groß wie Deutschland.
Plastik findet sich nahezu überall in den Meeren, inzwischen selbst in der Tiefsee und der Arktis. 39 Prozent des Plastikmülls treiben im offenen Meer, allerdings nur ein Bruchteil davon an der Oberfläche. Am Meeresboden und an den Küsten sammeln sich knapp 34 Prozent, während fast 27 Prozent in den Küstengewässern schwimmt.
Kunststoffe – Mehr Recycling braucht das Land
Laut Branchenverband der Kunststoffindustrie werden mehr als 99 Prozent der Kunststoffabfälle verwertet. Hier lohnt jedoch ein genauerer Blick: Knapp 61 Prozent der Kunststoffabfälle, also 3,25 Millionen Tonnen, werden energetisch verwertet. Das bedeutet, sie werden verbrannt oder als sogenannte Ersatzbrennstoffe verwendet. Sie sind somit nicht mehr Teil des Stoffkreislaufes.
38,5 Prozent der Kunststoffabfälle, also 2,06 Millionen Tonnen, werden stofflich verwertet. Aus ihnen wird sogenanntes Rezyklat gemacht. Daraus werden dann wieder neue Kunststoffprodukte hergestellt.
Quelle:
PlasticsEurope
Neues Verpackungsgesetz
Bisher galt in Deutschland eine Mindest-Recyclingquote für Kunststoffverpackungen (werkstoffliche Verwertung) von 36 Prozent. Seit 01.01.2019 gilt das neue Verpackungsgesetz. Für Kunststoffabfälle gilt nun eine Mindestrecyclingquote von 58,5 Prozent. Ab 2022 steigt die Mindestrecyclingquote auf 63 Prozent.
Quelle:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Ölquelle Plastik-Recycling
Durch die verstärkte Verwendung von recycelten Kunststoffen können die Abhängigkeit von der Gewinnung fossiler Brennstoffe zur Kunststoffherstellung sowie die CO2-Emissionen verringert werden. Durch das Recycling sämtlicher Kunststoffabfälle würden weltweit jährlich.
3,5 Milliarden Barrel Öl weniger verbraucht. Zum Vergleich: Der tägliche Erdölverbrauch lag 2020 weltweit bei knapp 90 Millionen Barrel (Barrel: 159 Liter).
Quelle:
Statista
Mehrwegquote bei Getränken
Mehrwegprodukte sind das Mittel der Wahl gegen die (Kunststoff-)Abfallflut. Aber die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen fällt steil ab. 1997 lag sie noch bei 72 Prozent. Im Jahr 2018 wurden nur noch 41,2 Prozent unserer Getränke in Mehrwegverpackungen abgefüllt. 2019 ist die Quote erstmals wieder gestiegen auf 41,8 Prozent
Im Verpackungsgesetz ist eine gesetzliche Mehrwegquote von 70 Prozent festgelegt – davon sind wir weit entfernt.
Quellen:
Euwid-RecyclingUmweltbundesamt
Verbot von unsinnigen Einwegprodukten aus Plastik
Immer wenn es hygienisch zugehen muss oder dort, wo Kunststoffe langfristig zum Einsatz kommen, ist deren Anwendung sinnvoll. Unsinnig ist dagegen die Verwendung von Kunststoffen für Wegwerfprodukte und zum Teil auch für Verpackungen. Damit weniger Einweg-Plastik-Produkte auf den Markt kommen, verbietet die Europäische Union seit Juli 2021 den Verkauf dieser Produkte:
- Einwegbesteck aus Kunststoff (Gabeln, Messer, Löffel und Essstäbchen)
- Einweg-Plastikteller
- Einweggeschirr aus Pappe, das nur zu einem geringen Teil aus Kunststoff besteht oder mit Kunststoff überzogen ist
- Plastik-Rührstäbchen
- Strohhalme aus Plastik
- Wattestäbchen aus Kunststoff
- Kunststoff-Haltestäbe für Luftballons
- Einweg-To-Go-Becher aus Styropor
- Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essenbehälter aus Styropor
- Produkte aus sogenanntem oxo-abbaubarem Plastik, die nach der Nutzung sehr schnell in kleinste Teilchen zerfallen.
Quelle:
BundesregierungEuropäisches Parlament
Kampf dem Mikroplastik
Als Mikroplastik werden Plastikteile bezeichnet, die kleiner als 5 Millimeter sind. Es gibt zwei Sorten von Mikroplastik:
- Primäres Mikroplastik wird eigens hergestellt zum Beispiel für Kunststoffgranulate – sie sind das Grundmaterial für die Plastikproduktion; für Reibekörper in Kosmetik- und Hygieneprodukten, zum Beispiel in Peelings oder in Handwaschmitteln; für mikroskopische Partikel, die in Reinigungsstrahlern eingesetzt werden oder als Träger für Wirkstoffe von Arzneien.
- Sekundäres Mikroplastik entsteht zum Beispiel, wenn größere Kunststoffgegenstände wie Plastiktüten und PET-Flaschen verwittern und zerfallen oder durch Reifenabrieb.
Die wichtigsten Quellen für Mikroplastik
- Reifenabrieb: 1228,5 Gramm pro Kopf und Jahr
- Verluste in der Kunststoffproduktion: 182 Gramm pro Kopf und Jahr
- Sport- und Spielplätze (Abrieb und Austragung): 131,8 Gramm pro Kopf und Jahr
- Abrieb von Schuhsohlen 109 Gramm pro Kopf und Jahr
Mehr Informationen zum Thema Mikroplastik gibt es beim Umweltbundesamt.
Noch mehr Informationen zum Thema Mikroplastik im Sport gibt es in der Broschüre des Umweltministeriums Baden-Württemberg mit dem Titel: Mikroplastik im Spiel Broschüre als PDF herunterladen oder bestellen.
Mikroplastik geht durch den Magen
Pro Person und Jahr fallen in Deutschland 4 Kilogramm Mikroplastik an. Das sind insgesamt 330.000 Tonnen pro Jahr. Auch wir Menschen nehmen Mikroplastik auf. Pro Woche etwa fünf Gramm – so viel wiegt in etwa eine Kreditkarte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of Newcastle in Australien. Allerdings scheiden wir das aufgenommene Mikroplastik wieder durch den Darm aus.
Quellen:
Fraunhofer-InstitutAOK
Kunststoff frisst Öl
Word Economic Forum: Anteil des Ölverbrauchs an der Kunststoff-Produktion [PDF]
Weltweite Kunststoff-Produktion/Kunststoff-Abfälle in Deutschland
PlasticsEuropeNaturschutzbund Deutschland e. V.
Verbot von Einwegplastik
BundesregierungParlament der Europäischen Union
Kunststoff-Recycling
PlasticsEuropeEuropäische Kommission
Mikroplastik ist überall
Fraunhofer Institut
Mikroplastik im Sport
Broschüre als PDF herunterladen oder bestellen