Wasserhaushalt

Herausforderungen im urbanen Wasserhaushalt

Zu viel und zu wenig Wasser sowie Hitze: Baden-Württemberg will den Umgang mit Wasser in den Städten und Gemeinden nachhaltiger aufstellen.

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Wohnhäuser im Wohngebiet Neckarbogen in Heilbronn am Neckar in Baden-Württemberg mit blauem Himmel.

In vielen bebauten und unbebauten Gebieten wurde der Wasserhaushalt über Jahrzehnte hinweg erheblich verändert. Dabei spielen die Erweiterung und Verdichtung von Siedlungen sowie die Entwicklungen der Abwasserinfrastruktur eine wichtige Rolle. Die negativen Folgen dieser Entwicklungen werden durch den Klimawandel verstärkt.

Durch Versiegelung, bei der  Niederschlagswasser gesammelt und über die Kanalisation abgeleitet wird, entsteht  im Siedlungsbereich oft  ein großer und rascher Oberflächenabfluss. Gleichzeitig nehmen Versickerung und Verdunstung – zwei weitere zentrale Komponenten des natürlichen Wasserhaushalts – deutlich ab.

Daraus können extreme Wetterereignisse wie Hochwasser, Starkregen, Wassermangel und Hitze entstehen, die zunehmend zu Problemen für die Städte und Gemeinden werden.

Urbanes Wasserressourcenmanagement

Um diesen Herausforderungen  zu begegnen, muss der Umgang mit Wasser in Siedlungsgebieten hinterfragt und angepasst werden. Regenwasser sollte nicht direkt über die Kanalisation  abgeleitet, sondern  als Ressource und Gestaltungselement in der Siedlung betrachtet werden. Man kann es speichern und nutzen, verdunsten, versickern oder kleinräumig in ein Gewässer einleiten.

Viele dieser Maßnahmen des urbanen Wasserressourcenmanagements sind schon seit den 1990er-Jahren als „naturnahe Regenwasserbewirtschaftung“ bekannt. Im Kontext von Siedlungsentwicklung und Stadtplanung hat sich zudem der Begriff „wassersensible“ oder „wasserbewusste Siedlungsentwicklung“ etabliert.

Blau-grüne Infrastrukturen

Blau-grüne Infrastrukturen sind wichtige naturnahe Bausteine des urbanen Wasserressourcenmanagements. Sie verbinden blaue Elemente wie naturnahe Rückhalteräume, offene Rinnen, Mulden oder Teiche mit grünen Elementen wie Bäumen, Grünflächen und begrünten Gebäuden.

Sie können mit technischen (grauen) Elementen – wie etwa Zisternen und Kanälen – kombiniert werden, um das Wasser im urbanen Raum zu bewirtschaften. Ziel ist es, die Versickerung und Verdunstung von Regenwasser zu fördern und den Abfluss zu verringern.  So kann sich der Wasserhaushalt in bebauten Gebieten einem naturnahen Wasserhaushalt wieder annähern.

Solche wassersensiblen Lösungen können in allen Kommunen – von Großstädten bis zu Dörfern –  notwendig und umsetzbar sein.  Sie helfen, Sturzfluten zu verringern, Schäden zu begrenzen, Wasser für Trockenperioden zu speichern, die Versorgung der grünen Elemente zu verbessern und durch Verdunstung die urbane Umgebung zu kühlen.  Gleichzeitig entstehen lebenswerte Städte und Gemeinden und mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Die Strategie für Baden-Württemberg

Blau-grüne Infrastrukturen werden in vielen Kommunen Baden-Württembergs bereits bei der Gestaltung von Neubaugebieten und teilweise auch im Bestand eingesetzt. Damit die dringend erforderlichen wassersensiblen Maßnahmen landesweit stärkere Berücksichtigung finden, verfolgt das Land das Ziel, ein gemeinsames Leitbild zum urbanen Wasserressourcenmanagement zu etablieren.

Dieses Leitbild soll als Orientierungsrahmen für die Verwaltung, Planende, Bauleute sowie die Bürgerschaft dienen. Ein wichtiger Bestandteil ist die Definition von anzustrebenden Sollzuständen – differenziert nach Anforderungen bei Neuplanungen und im Bestand.

Der Handlungskatalog der Strategie umfasst 12 Aktivitäten. Diese sollen den Kommunen im Land einen praktikablen Rahmen bieten, um den urbanen Wasserhaushalt zu verbessern. Im Mittelpunkt stehen Aktivitäten, die darauf abzielen, Informationsangebote auszubauen, Fördermöglichkeiten anzupassen sowie den rechtlichen Rahmen und die fachübergreifende Gestaltung von Planungsprozessen zu prüfen.

Mit der Strategie zum Urbanen Wasserressourcenmanagement für Baden-Württemberg [PDF] liegt ein weiterer wichtiger Baustein der Zukunftsstrategie Wasser und Boden und der Klimaanpassungsstrategie Baden-Württembergs vor. Die Extremwetterereignisse der letzten Jahre haben eindringlich gezeigt, dass der Umgang mit der Ressource Wasser in Städten und Gemeinden neu gedacht und umgesetzt werden muss.