Kernkraftwerk Philippsburg, Block 1

Ausfall von zwei Reaktorspeisepumpen infolge Nichtöffnen der Mindestmengenventile im Kernkraftwerk Philippsburg (Block 1)

Beim Abfahren der Anlage zum Brennelementwechsel im Rahmen der Revision 2008 kam es durch Fehlfunktionen von Armaturen bei zwei Speisewasserpumpen zum Ausfall der Reaktordruckbehälterbespeisung mit Speisewasser. Die Anlage befand sich zu diesem Zeitpunkt bei ca. 16 % Leistung. Es war nur noch der Betrieb einer von zwei Speisewasserpumpen erforderlich. Durch die ausgefallene Bespeisung sank im Reaktordruckbehälter der Füllstand auf den Auslösegrenzwert für die Reaktorschnellabschaltung (RESA). Das Ereignis ist dem anomalen Betrieb zuzuordnen. 

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Erkenntnisdatum

12.04.2008

Einstufung durch den Genehmigungsinhaber

Meldekategorie N (Normalmeldung)
INES 0 (keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung)

Maßnahmen des Genehmigungsinhabers

Der Betreiber klärt die Ursache des Ereignisses. 

Sicherheitstechnische Bewertung des Umweltministeriums Baden-Württemberg

Beim Abfahren des Reaktors wird die Leistung sukzessive reduziert. Die erforderliche Speisewassermenge im Reaktordruckbehälter nimmt dabei ab, bis nur noch eine Pumpe benötigt bzw. auf die sog. Anfahrregelung umgeschaltet wird. Dabei öffnet wegen des Schutzes der Pumpe das sog. Mindestmengenventil um die überschüssige Speisewassermenge in einen Vorratsbehälter abzuleiten. In diesem Fall öffnete das Mindestmengenventil nicht und der Aggregateschutz schaltete die Pumpe ab. Die Reservepumpe wurde gestartet und schaltete sich ebenfalls sofort wieder ab, da auch hier das Mindestmengenventil nicht öffnete. Der Füllstand im Reaktordruckbehälter nahm weiter ab und es wurde RESA ausgelöst. Die Speisewasserpumpen sind betriebliche Systeme. Sie haben keine sicherheitstechnische Funktion. Es ergaben sich keine Auswirkungen auf Personen, Umwelt oder den Betrieb der Anlage. Das Ereignis war von geringer sicherheitstechnischer Bedeutung.