STUDIE ZUR ABFALLVERMEIDUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG

Groß- und Einzelhandel

Lesezeit: 3 Minuten
  • Teilen
  •  
Verpackungsmüll

Der Groß- und Einzelhandel wird in dieser Studie exemplarisch anhand der Branchen Zeitungen und Zeitschriften, Buchhandel sowie Textilien beleuchtet. In diesen Branchen erwächst ein beträchtliches Abfallaufkommen aus zu hohen Druckauflagen beziehungsweise Produktionsmengen. Wegen der Befürchtung, Marktpotenziale durch Ausverkäufe ungenutzt zu lassen, übersteigen in der Regel die Liefermengen in den Einzelhandel die von den Kunden nachgefragten Mengen bei weitem. 

Größtes Problem: Druckauflagen schwer kalkulierbar

Bei Zeitungen und Zeitschriften sind für die Liefermengen Verlag und Grossisten (Großhändler) verantwortlich. Eines der großen Probleme des Verlagswesens ist die Bestimmung der korrekten Bezugsmenge an Zeitschriften und Zeitungen für die Einzelhändler. Eine zu hohe Menge führt zwangsläufig zu einer zu hohen Druckauflage und zu sogenannten Überremissionen.

Die unverkauften Exemplare (Remittenden) werden vom Einzelhandel nach Ablauf einer bestimmten Angebotszeit über den Grossisten an den Verlag zurückgegeben und gutgeschrieben. Dies bedeutet für die Verlage einen Verlust durch Herstellungskosten sowie unnötige Logistikkosten. Der Grossist (Großhändler) trägt die Rückholungskosten sowie die mit der Remissionsverarbeitung verbundenen Kosten.

Im Buchhandel entscheidet der Einzelhandel selbst über die Bestellmengen. Er kann jedoch Remittenden an den Verlag zurücksenden. Die Remittenden werden als Abfall entsorgt. Die Kunst liegt nun darin, Überremissionen zu vermeiden und zugleich Ausverkäufe zu begrenzen. 

In der Textilbranche führt die sich schnell ändernde Mode zu Absatzproblemen „älterer“ Textilien. Ansätze zum Abverkauf sind hier die Preisreduzierung, die Einlagerung der Ware, Fabrikverkäufe, Outlet-Center oder die Abgabe an einen Wiederverkäufer, der die Ware gegebenenfalls ohne Markenbezug zu einem günstigeren Preis verkauft. 

Verpackungsmüll steigt durch Versandhandel

Ein weiteres relevantes Abfallaufkommen im Buch- und Textilhandel ergibt sich durch Verpackungen. Der Einkauf von Büchern und Textilien wird dem Kunden im Einzelhandel oftmals in Einwegtragetaschen überreicht. Im Versandhandel, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind Transportverpackungen notwendig. Aufgrund der kleinen individualisierten Liefereinheiten ist hier das spezifische Aufkommen an Verpackungsabfällen größer als beim Kauf im Einzelhandel.

Sowohl die Einwegtragetaschen aus dem Buch- und Textilhandel als auch die Transportverpackungen aus dem Versandhandel werden nur selten weitergenutzt und durch den Kunden zu Hause unmittelbar entsorgt. 

Lesezirkel zur Weiternutzung von Zeitschriften

Aufgrund dieser Praxis wird für die Branchen Zeitungen und Zeitschriften als Maßnahme zur Abfallvermeidung vorgeschlagen, über eine freiwillige Vereinbarung den Anteil der Remittenden zu reduzieren. Des Weiteren kann auch eine Bewerbung der Zweit- und Drittnutzung von Zeitschriften über Lesezirkel der Abfallvermeidung dienen. 

Bezüglich des Angebotes an Einwegtragetaschen im Buch- und Textilhandel könnte es einer Abfallvermeidung zweckdienlich sein, diese in Zukunft auf der Grundlage einer freiwilligen Vereinbarung nur noch nach einer angemessenen Entgeltzahlung abzugeben.

Mehrweg-Transportverpackungen reduzieren Müll

Im Versandhandel würden Mehrweg-Transportverpackungen zu einer Reduktion des Verpackungsaufkommens führen. Die Förderung eines Pilotprojektes zur Erprobung eines solchen Mehrweg-Logistiksystems könnte hierbei als Anreiz dienen. Die Maßnahmen sollten öffentlichkeitswirksam erfolgen und direkt auf die Verbraucher zur entsprechenden Sensibilisierung abzielen.