Förderung

Erste Anlage zur Speicherung von CO2 in R-Beton in Baden-Württemberg

Staatsekretär Baumann weiht erste Pilotanlage in Baden-Württemberg zur Bindung von CO2 in ressourcenschonendem Beton ein. Land fördert das Projekt mit 400.000 Euro.

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Beton-Recycling-Anlage des Unternehmens Heinrich Feeß GmbH & Co. KG in Kirchheim unter Teck (Landkreis Esslingen)
Beton-Recycling-Anlage des Unternehmens Heinrich Feeß GmbH & Co. KG in Kirchheim unter Teck (Landkreis Esslingen)

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft unterstützt das Unternehmen Heinrich Feeß GmbH & Co. KG (Feeß) mit über 400.000 Euro bei der Errichtung einer Pilotanlage zur Bindung von CO2 in rezyklierter Gesteinskörnung für die Herstellung von ressourcen-schonendem Beton (sogenanntem R-Beton). Dabei handelt es sich um die erste Anlage ihrer Art in Baden-Württemberg. Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann hat am 15. November 2024 an der Eröffnung der Pilotanlage in Kirchheim unter Teck (Landkreis Esslingen) teilgenommen.

Land unterstützt Bauwirtschaft beim Klimaschutz und Ressourcenschonung

„Beton ist mit seinem äußerst klimarelevanten Bindemittel Zement der Schlüsselbaustoff der Bauindustrie. Dabei ist der Energie- und Ressourcenverbrauch der Beton- und Zementindustrie sehr hoch: In Baden-Württemberg verursacht allein die Zementindustrie fast 5 Prozent aller Treibhausgasemissionen. Damit steht die Branche vor besonderen Herausforderungen, wenn wir unser Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität bis 2040 erreichen wollen“, erklärt Staatsekretär Baumann. Für die Betonherstellung werden zudem jährlich 20 bis 25 Millionen Tonnen Kies und Sand gefördert, das entspricht rund 25 Prozent der gesamten mineralischen Rohstoffgewinnung. „Damit ist klar: Klimaschutz und Ressourcenschonung funktionieren nur mit der Beton- und Zementindustrie gemeinsam“, so Baumann.

CO2 wird dauerhaft in Beton gebunden

Die Ansätze für eine klimafreundlichere Herstellung von Beton lassen sich grob in die Bereiche Zementproduktion, Gesteinskörnung und Betonanwendung unterteilen. Das Unternehmen Feeß leistet mit der Pilotanlage durch die Speicherung von CO2 in der Gesteinskörnung einen wichtigen Beitrag, Beton klimafreundlich herzustellen: Mit der neuen Pilotanlage werden recycelte Materialien (Altbeton) in den Korngrößen von 0 bis 45 mm aufbereitet und mit CO2 bedampft. Innerhalb weniger Stunden bildet sich so auf der Oberfläche und in den Poren des Materials Kalkstein. Das CO2 wird dadurch dauerhaft im Material gebunden. Für diesen Prozess wird abgeschiedenes CO2 aus einer Biovergärungsanlage verwendet. Mit der Anlage entsteht einer der ersten technischen Möglichkeiten in Baden-Württemberg, CO2 regelhaft und langfristig zu speichern (Carbon Capture and Storage – kurz: CCS). Die Gesteinskörnungen werden anschließend hauptsächlich zur Herstellung von ressourcenschonendem Beton (R-Beton) verwendet, können aber auch anderen Verwendungszwecken zugeführt werden.

400.000 Euro für innovativen Ansatz zur Dekarbonisierung von R-Beton

Die Investitionskosten der Anlage betrugen rund eine Million Euro. Das Umweltministerium hat das Vorhaben mit rund 400.000 Euro gefördert. „Gerne unterstützen wir die Firma Feeß bei diesem innovativen Pilotprojekt. Es ebnet den Weg zur Klimaneutralität für eine wichtige Branche. Ein Blick auf die Zahlen der Anlage zeigt: Die Speicherung von CO2 in rezyklierter Gesteinskörnung leistet einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung von R-Beton“, erläutert Staatssekretär Dr. Baumann bei der Einweihung der neuen Anlage im Recyclingpark in Kirchheim. In einer Tonne Beton, die rund 800 Kilogramm (rezyklierte) Gesteinskörnung enthält, können künftig circa 10 Kilogramm CO2 gebunden werden. Das entspricht rund 5 Prozent der Gesamtemissionen einer Tonne Beton. Insgesamt bietet die Anlage ein jährliches Speichervolumen von ungefähr
1200 Tonnen CO2.

Hintergrundinformation

Das Land setzt sich für geeignete regulatorische Rahmenbedingungen für eine regelhafte Abscheidung und Speicherung oder Nutzung von CO2 (CCS/U) in der Zementherstellung ein. Am 15. Oktober 2024 hat das Umweltministerium gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium ein Positionspapier zum Carbon Management veröffentlicht. Darin wird auch die Zement- und Kalkindustrie berücksichtigt und die Dringlichkeit für den Aufbau einer CO2-Infrastruktur betont.