So sonnig und so warm wie noch kein Jahr zuvor: So beschreibt der Bericht zum klimatischen Jahresrückblick der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) das Jahr 2022 in Baden-Württemberg, den Umweltministerin Thekla Walker im Ministerrat (28.02.) vorgestellt hat.
„Die Zahlen und Daten belegen, wie deutlich die klimatischen Veränderungen inzwischen auch bei uns spürbar sind“, betonte Ministerin Walker. „Deshalb müssen und werden wir unsere Anstrengungen für Klimaschutz und Klimawandelanpassung deutlich verstärken, so wie wir es in unserem kürzlich verabschiedeten novellierten Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz vorgesehen haben.“
Rekordverdächtiges Jahr 2022
Mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,6 Grad Celsius war 2022 das wärmste Jahr in Baden-Württemberg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in 1881. Und mit seinen knapp 22 Tagen mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius gehört es zu den heißesten Jahren nach 2015 (25 Heiße Tage) und 2003 (27 Heiße Tage). Bis auf April und September sind laut Bericht alle Monate des Jahres 2022 deutlich zu warm gewesen.
Gleichzeitig war das Jahr 2022 ein sehr trockenes Jahr. Bis auf April, September und Oktober fiel in allen Monaten weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel.
„Die niedrigen Pegelstände an vielen Flüssen in Baden-Württemberg und der extrem niedrige Wasserstand des Bodensees werden den meisten Menschen im Land lange im Gedächtnis bleiben“, fasste der Präsident der LUBW, Dr. Ulrich Maurer, die außergewöhnliche Niedrigwassersituation in 2022 zusammen. Zeitweise befanden sich mehr als 80 Prozent aller Kennwertpegel gleichzeitig im Niedrigwasser. „Ein Lichtblick gab es dennoch: Der nasse September verbesserte die Bodenfeuchte. Ein Anstieg des Grundwassers war so landesweit zum Jahresende möglich“, erläuterte Präsident Maurer die Daten der LUBW.
Apfelbäume blühen früher als üblich
„Das vergangene Jahr ist ein erschreckendes Rekordjahr. Zu warm und zu wenig Regen – diese klimatischen Superlative lassen nicht nur uns und beispielsweise unsere Landwirtschaft im Land leiden, sondern bedrohen auch unsere Natur“, führte Umweltministerin Walker aus. So habe die Apfelblüte im vergangenen Jahr 17 Tage früher begonnen als üblich. Das bedeute ein größeres Spätfrostrisiko – in einigen Regionen mit Totalausfällen bei Pfirsichen und Aprikosen. Der sehr niederschlagsarme und heiße Sommer 2022 habe zudem zu lang andauernden, hohen Wassertemperaturen und niedrigen Wasserständen in den Fließgewässern Baden-Württembergs geführt – mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften.
„Die Zeichen sind deutlicher denn je: Wir müssen kraftvoll und mutig handeln. Das heißt, wirksame Klimaschutzmaßnahmen auf allen Ebenen“, appellierte die Ministerin. „Und wir müssen uns auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten und unser Leben und Wirtschaften an die Veränderungen anpassen.“ Im Klimaschutzgesetz des Landes ist entsprechend neben den Klimaschutzmaßnahmen auch die Entwicklung einer Anpassungsstrategie für das Land festgelegt. Die im Jahr 2015 erstmals veröffentlichte Strategie wird derzeit weiterentwickelt.