Was ist eigentlich Elektroschrott? Ausgediente Kühlschränke, Smartphones, Akkuschrauber und auch Blinkschuhe. Wie mit elektrischen und elektronischen Altgeräten umgegangen werden muss, regelt in Deutschland das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG).
Nach dem Gesetz können Elektroaltgeräte aus privaten Haushalten bei den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern, also bei kommunalen Wertstoffhöfen oder Schadstoffmobilen und bei bestimmten Händlern kostenlos abgegeben werden. Händler sind zur Rücknahme von Elektroaltgeräten bis zu 25 Zentimeter Kantenlänge verpflichtet (ab einer Verkaufsfläche von mindestens 400 Quadratmetern). Außerdem können sich Hersteller und Behandlungsanlagen an der Sammlung beteiligen.
Quelle: Umweltbundesamt
Ziemlich elektrisierend
Laut einer Studie der Universität der Vereinten Nationen haben wir im Jahr 2019 weltweit 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert. Dabei entfielen auf Europa 12 Millionen Tonnen, während es in Afrika nur 2,9 Millionen Tonnen waren. Eindrücklicher sind die Pro-Kopf-Zahlen: In Deutschland waren es 19,4 Kilogramm pro Kopf und in Afrika lediglich 2,5 Kilogramm.
Reich, reicher, Elektroschrott
57 Milliarden Dollar verbergen sich im globalen Elektroschrott-Berg. Denn in jedem Elektrogerät stecken wertvolle Rohstoffe wie Gold, Kupfer, Aluminium, Eisen, Palladium, Silber oder auch Kunststoff.
Quelle: Universität der Vereinten Nationen: Global E-Waste-Monitor 2020 [PDF]
Viel drin
Zerlegt man ein Mobiltelefon, erhält man eine eindrucksvolle Sammlung von etwa 60 verschiedenen Stoffen. Allein 30 Metalle stecken in einem Handy, auch Edelmetalle, wie Silber, Gold oder Platin. Damit verbunden ist ein gewaltiges Umweltproblem: Denn zur Gewinnung von Edelmetallen werden giftige Chemikalien verwendet. Dazu kommt die Umweltzerstörung bei der Gewinnung von Bodenschätzen. So müssen beispielsweise für 100 Kilogramm Gold 100 000 Tonnen Gestein abgebaut werden.
Quelle: Greenpeace
Goldgrube Smartphone
Jedes Smartphone enthält im Mittel rund 30 Milligramm Gold. Im Jahr 2020 gingen weltweit 1,28 Milliarden Smartphones über die Ladentheke und damit rund 38,4 Tonnen Gold.
Quellen:
Statistica
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
Konfliktrohstoffe
Ein unverzichtbarer und ein sehr problematischer Rohstoff im Smartphone ist Coltan, ein Tantalerz. Rund 80 Prozent der globalen Coltan-Vorkommen lagern im Kongo. Und dort wird seit Jahrzehnten ein blutiger Bürgerkrieg auch um diesen Rohstoff geführt. Soldaten und Milizen versuchen, die Minen unter ihre Kontrolle zu bringen. Unzählige Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, mussten in diesem Konflikt bereits ihr Leben lassen.
Quelle: Handy-Aktion Baden-Württemberg
Wer baut unsere Smartphones
Die Herstellung von Smartphones geschieht oft unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Tägliche Zwölf-Stunden-Schichten und das an bis zu 18 Tagen am Stück, verbunden mit wenigen und kurzen Pausen. Selbst der Gang zur Toilette wird reglementiert. Und das für einen Hungerlohn. So machen die Lohnkosten an den Gesamtkosten eines Smartphones nur ein bis zwei Prozent aus.
Die Handy-Aktion Baden-Württemberg
Ausgediente Mobiltelefone gehören nicht in die Schublade, sondern ins Recycling. Wer sein altes Gerät zum Wiederverwenden oder Recyceln abgeben möchte, kann es in eine der Sammelboxen der Handy-Aktion Baden-Württemberg werfen. Organisationen der Kirchen und der Zivilgesellschaft, Beteiligte an der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg und die Deutsche Telekom Technik GmbH haben sich zusammengeschlossen, um Handys zu sammeln und sie ordnungsgemäß zu recyceln.
Weitere Informationen
Handy Aktion Baden-Württemberg
Wie geht Elektroschrott-Recycling?
Von den getrennt erfassten Elektroaltgeräten werden durchschnittlich circa 80 Prozent der Gerätemassen einem Recycling zugeführt und circa zehn Prozent werden thermisch verwertet. Das Recycling beinhaltet mechanische, thermische und chemische Prozesse, die eine weitere Verwertung von Materialien erlauben. Die derzeitige Recyclingpraxis besteht im Wesentlichen aus drei Schritten: Schadstoffe werden entfernt, danach werden die Materialien in mehreren Stufen maschinell zerkleinert und anschließend wird das Material voneinander getrennt.
Neben Schadstoffen wird dabei nach Eisen- und Nichteisen-Metallen, Kunststoffen und Mineralien unterschieden. Die Eisen-Metalle werden üblicherweise in der Stahlerzeugung eingesetzt, während die Nichteisen-Metalle im Kupferprozess Verwendung finden, wo gewisse Metalle weiter voneinander getrennt werden können.
Quelle: Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU)
EU-Sammel- und Verwertungsziele
Seit dem Jahr 2016 gilt in der EU ein neues Sammelziel für Elektroschrott. So müssen ab dem Jahr 2016 45 Prozent und ab dem Jahr 2019 65 Prozent des Durchschnittsgewichts der in den drei Vorjahren in Verkehr gebrachten Elektro- und Elektronikgeräte gesammelt werden. Deutschland hinkt diesem Ziel hinterher. Im Jahr 2019 wurde die Sammelmenge gegenüber dem Vorjahr 2018 zwar um circa 90.000 Tonnen gesteigert – aufgrund der kontinuierlich steigenden Mengen an Geräten, die in Verkehr gebracht wurden, bleibt die erreichte Sammelquote von 44,3 Prozent jedoch auf dem Niveau des Vorjahres. Bis zu den 65 Prozent ist es also noch ein weiter Weg.
Quelle: Umweltbundesamt
Brisanter Materialmix
Neben vielen wertvollen Rohstoffen finden sich im Elektroschrott auch gefährliche Materialien. Problematisch sind Schadstoffe wie Cadmium, Blei oder Quecksilber und Additive in den Kunststoffen wie beispielsweise bromierte Flammschutzmittel. Schadstoffe und Treibhausgase aus dem Schrott belasten die Umwelt und das Klima. Sie können sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken und machen eine getrennte Erfassung von Elektroaltgeräten abseits der restlichen Haushaltsabfälle notwendig. Die getrennte Erfassung dient außerdem dazu, die enthaltenen Wertstoffe zu recyceln.
Nachhaltiger Konsum
Mit einem Konsum-Check kann das tägliche Konsumverhalten hinterfragt werden. Das lohnt sich, denn jeden Tag treffen wir viele Konsumentscheidungen, die Auswirkungen auf die wirtschaftliche sowie soziale Situation der Menschen in den Herstellungsländern, auf unser Abfallaufkommen und auf die Umwelt haben. Die folgenden fünf Fragen können helfen, den eigenen Konsum kritisch zu betrachten:
- Brauche ich es wirklich?
- Kann ich es reparieren (lassen)?
- Kann ich es ausleihen, mieten oder gebraucht kaufen?
- Habe ich die Entsorgung mitgedacht?
- Gehe ich gut damit um?
Die soziale Komponente von Elektroschrott
Jedes Elektrogerät wird am Ende seines Lebenszyklus zu Elektroschrott. Im Idealfall wird es dann recycelt. Doch wo findet das eigentlich statt und was hat unser Elektroschrott mit den Menschen in Ghana zu tun? Sehr viel, denn in Agbogbloshie, einem Slum am Rande der Hauptstadt Accra, befindet sich eine der größten Elektroschrott-Halden der Welt. Trotz Exportverbot gelangt Elektroschrott, zum Beispiel getarnt als Gebrauchtgeräte, auch aus Deutschland dorthin.
In Agbogbloshie verbrennen Kinder und Jugendliche ausgediente Altgeräte, um an verwertbares Metall zu kommen. Sie verdienen damit zwar etwas Geld, doch sie bezahlen dafür mit ihrer Gesundheit. Messungen vor Ort haben ergeben, dass die Schadstoffbelastung in Luft und Boden auf der Müllkippe um das Fünfzigfache über den als gesundheitlich unbedenklich geltenden Werten liegt. Über Agbogbloshie liegt den ganzen Tag ein toxischer Qualm. Die Pfützen schimmern in Regenbogenfarben und Wasser, versetzt mit Schwermetallen und Quecksilber, fließt direkt ins Meer.
Wie grün oder wie nachhaltig ist ein Elektro- oder Elektronikgerät? Eine Orientierung für einen nachhaltigeren Konsum bzw. eine nachhaltigere Nutzung können Labels und Siegel geben. Hier eine kleine Auswahl:
- Das Europäische Umweltzeichen kennzeichnet Produkte, die im Vergleich zu konventionellen Produkten geringere Umweltauswirkungen haben. Im Elektronikbereich gibt es Computer, Notebooks, Fernseher und Drucker, die dieses Siegel tragen.
- Das TCO-Label tragen Produkte, die folgende Kriterien erfüllen: Fertigung mit sozialer Verantwortung, Fertigung mit Verantwortung für die Umwelt, Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher, Leistung des Produkts, Verlängerung der Produktlebensdauer, Reduzierung von Gefahrstoffen, Materialrückgewinnung, Leistungsindikatoren in Bezug auf die Nachhaltigkeit.
- Der Blaue Engel wird seit 1978 vergeben. Produkte und Dienstleistungen, die mit dem Blauen Engel zertifiziert werden, sind umweltfreundlicher als vergleichbare, konventionelle Produkte und Dienstleistungen. Insgesamt sind rund 12 000 Produkte von rund 1 500 Unternehmen mit dem Blauen Engel ausgezeichnet – auch Elektrogeräte.
- Der Energy Star wird vor allem an energiesparende Bürogeräte verliehen, auch Notebooks und Tablets gehören dazu. Bewertet werden die Leistungsaufnahme im Ruhezustand, im Stand-by- und im Leerlaufmodus.
- Das EU-Energielabel teilt Elektrogeräte nach ihrem Energieverbrauch ein. Das betrifft vor allem Küchengroßgeräte, Lampen und Fernseher.
Alle erreichbar/Menschen und Smartphones
Statistica: Smartphone-Nutzer inklusive Prognose
Statistica: Entwicklung der Weltbevölkerung
Wertvoller Elektroschrott
Ungenutzte Schätze/Mobiltelefone in deutschen Schubladen
Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche e. V. (Bitkom)