Geothermie

Tiefe Geothermie als ‚Game Changer‘ in der Energie- und Wärmewende

Bei einer Fachveranstaltung in Berlin diskutierten zentrale Akteure aus Wirtschaft und Politik über die Potentiale der Tiefen Geothermie.

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Landesvertretung Berlin: Geothermie-Veranstaltung mit Staatssekretär Baumann

„Tiefe Geothermie – Wie können wir den Schatz heben?“ Diese Frage diskutierten zentrale Akteure der Bundesministerien und des Bundestags, des Landtags sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Verbänden und Landeseinrichtungen und Projektierer aus Baden-Württemberg jetzt bei einer Geothermieveranstaltung in der Landesvertretung Baden-Württembergs. Hinter­grund ist der Entwurf des Geothermiebeschleunigungsgesetzes der Bundes­regierung, der demnächst im parlamentarischen Verfahren beraten und dieses Jahr beschlossen werden soll. Die Tiefe Geothermie soll dadurch in Deutsch­land einfacher, schneller und stärker ausgebaut werden.

Die Fachexpertinnen und -experten kamen zusammen, um sich über die Aus­bauziele der Tiefen Geothermie auszutauschen und Strategien zu entwickeln, wie ungenutzte Potenziale gehoben werden können. Ziel war es, gemeinsam Hemmnisse zu identifizieren, die der zukünftigen Entwicklung der Geothermie (noch) im Weg stehen.

Starkes Signal für die Nutzung der Tiefen Geothermie. Erdwärme soll zum echten ‚Game Changer‘ in der Wärmewende werden.
Staatssekretär Dr. Andre Baumann

„Mein Ziel ist es, Baden-Württemberg als ‚Geothermie-Länd‘ zu etablieren“, eröffnete Staatsekretär Dr. Andre Baumann die Veranstaltung. „Bei geeigneter Geologie ist die Tiefe Geothermie ein echter Game-Changer: Geothermiekraft­werke fördern planbar und sicher und nahezu emissionsfrei heißes Thermal­wasser und versorgen in Deutschland über Wärmenetze zehntausende Haus­halte. Die Kraftwerke brauchen wenig Platz und sind unscheinbar. Das ist perfekt. Deshalb muss und wird die Tiefe Geothermie eine wichtige Rolle auf dem Weg zur klimaneutralen Wärme- und Stromerzeugung in Baden-Württemberg und in Teilen Deutschlands spielen“, so der Staatssekretär.

Der Ausbau der Tiefen Geothermie findet unter sicheren Rahmenbedingungen statt: „Nur wenn sichergestellt ist, dass keine erhebliche Seismizität von der Erd­wärmenutzung ausgeht, werden Projekte genehmigt, betrieben und letztendlich auch gesellschaftlich akzeptiert“, unterstrich Baumann.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch ein fachliches Gutachten von Herrn Professor Dr. Oliver Brand von der Universität Mannheim vorgestellt, das der zentralen Frage nach­geht, wie mögliche Schäden bei der Nutzung der Tiefen Geothermie abgesichert und im Fall der Fälle reguliert werden können. Als zentrale Aussage hielt er fest: Die derzeitige Absicherung folgt einem mehrstufigen Haftungsregime und ist darum bereits jetzt schon sehr gut strukturiert. Allerdings legte er allen Beteiligten nahe, dass Geothermieunternehmen, Versicherungen und Länder bei der Schadensabwicklung besser und schneller zusammenarbeiten sollten. Der Versicherungsexperte schlug die Einrichtung einer als Verein organisierten Ombudslösung vor, die sich schnell, unbürokratisch und nach klaren Regeln bei Schadensregulierungen und bei Streitschlichtungsverfahren einbringt. Staatsekretär Baumann betonte: „So sicher die Tiefe Geothermie ist, so wichtig ist es, im Land der Häuslesbauer die Sorgen der Menschen vor Schäden am Privateigentum ernst zu nehmen und diese im nicht zu erwartenden Fall der Fälle umfassend abzusichern.“

Der Ausbau der Tiefen Geothermie und der Entwurf des Geothermiebeschleuni­gungsgesetzes wurden von den Vertretern der Ampel-Fraktionen und der CDU/CSU-Bundestagsfraktion grundsätzlich unterstützt. Der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Stefan Wenzel MdB, stellte das Gesetz vor. Die Bundestagsabgeord­neten und Berichterstatter des Gesetzes Andreas Jung (CDU), Bernhard Herrmann (Grüne) und Bernhard Roloff (SPD) diskutierten anschließend mit Staatssekretär Dr. Andre Baumann, wie Geothermie besser genutzt und der Gesetzentwurf noch verbessert werden könne. „Die parteiübergreifende Einig­keit bei der Geothermie ist stark und wichtig: Planung und Bau von Geothermie­kraftwerken sind teuer und brauchen eine verlässliche politische Unterstützung. Dass es diese breite Unterstützung gibt, ist ein wichtiges Signal, das auch vor Ort wahrgenommen wird, wo über den Bau von Kraftwerken diskutiert und ent­schieden wird“, sagte Baumann.

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Beteiligten einig, dass es eine wichtige gemeinschaftliche Aufgabe ist, die Chancen der Geothermie effektiv und effizient für eine erfolgreiche Wärme- und Energiewende zu nutzen. Förder­programme wie die Bundesförderung Effiziente Wärmenetze des BMWK müssen verlässlich sein sowie finanziell langfristig und angemessen ausstattet werden. Durch das Zusammenwirken auf allen Ebenen und die Geschlossenheit könne der Schatz in der Tiefe gehoben werden, hier waren sich die rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig.