Der Abwasserverband Bergstraße (AVB) darf sich für die Erweiterung der Kläranlage in Weinheim über einen Landeszuschuss in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro freuen. Die Gesamtkosten für die sogenannte vierte Reinigungsstufe mit Pulveraktivkohle belaufen sich auf fast 31 Millionen Euro.
An der Kläranlage waren weiterführende Maßnahmen zur Phosphorelimination erforderlich. Eine Machbarkeitsstudie hatte ergeben, dass es sinnvoll ist, mit dem Bau der Pulveraktivkohlestufe Synergieeffekte zu gewinnen und zusätzlich auch Spurenstoffe zu entfernen, wodurch die Gewässer noch besser vor stofflichen Einträgen geschützt werden.
„Durch die Erweiterung mit der vierten Reinigungsstufe wird die Kläranlage in Weinheim auf den neuesten Stand der Technik gebracht“, sagte Umweltministerin Thekla Walker heute (07.12.) in Stuttgart. Das ist eine gute Nachricht für die Menschen dort, fügte Walker hinzu, „weil das Geld gut investiert ist, um aktiv die Gewässer zu schützen.“ Mit der hochmodernen Reinigungsstufe lassen sich Spurenstoffe wie Arzneimittel-, Röntgenkontrastmittel, Wasch- und Reinigungsrückstände sowie Hormone aus dem Abwasser weitgehend entfernen.
25 Kläranlagen sind bisher mit der vierten Reinigungsstufe ausgerüstet
Unter dem Gesichtspunkt der Vorsorge, erläuterte Ministerin Walker, habe das Umweltministerium daher bereits vor einigen Jahren damit begonnen, den Ausbau von Kläranlagen mit innovativen Verfahren der sogenannten vierten Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination zu unterstützen.
Dabei konzentriere sich das Land auf die besonders empfindlichen Gewässer sowie die großen Kläranlagen und Belastungsschwerpunkte. „Auf dieser Grundlage sind in Baden-Württemberg inzwischen 25 Kläranlagen mit einer gezielten Reinigungsstufe zur Spurenstoffentfernung ausgestattet, weitere 27 mit dieser speziellen Technik befinden sich in Bau oder Planung.“ Mit dieser Vorgehensweise gehört Baden-Württemberg bundes- und europaweit zur Spitze.
Die Kläranlage in Weinheim
Der AVB betreibt in Weinheim eine Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 200.000 Einwohnerwerte. Die Anlage verarbeitet das Abwasser der Verbandsmitglieder, also der großen Kreisstadt Weinheim und der Gemeinden Hemsbach, Hirschberg und Laudenbach sowie der in Hessen liegenden Gemeinden Viernheim, Birkenau und Gorxheimertal. Das gereinigte Abwasser wird über eine etwa 1,7 Kilometer lange Druckleitung in die Weschnitz eingeleitet.
In Weinheim kommt nach der Erweiterung das Ulmer Verfahren zur Anwendung. Dabei wird Pulveraktivkohle (PAK) zur gezielten Spurenstoffelimination nach der biologischen Reinigung dosiert. Dem Abwasser werden dazu im Kontaktbecken neben der PAK zusätzlich Fällmittel und Flockungsmittel zugesetzt, um eine Sedimentation der PAK zu ermöglichen.