Atomkraft

Kernkraftwerk Leibstadt ist wieder angefahren

Umweltminister Franz Untersteller: „Die Probleme mit der Kühltechnologie in Leibstadt sind noch nicht vollständig geklärt. Ich gehe davon aus, dass wir in Baden-Württemberg in einem ähnlich gelagerten Fall einem Wiederanfahren nicht zugestimmt hätten.“

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller hat sich heute (17.02.) verwundert darüber gezeigt, dass das Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) nach mehrmonatigem Stillstand wieder in Betrieb genommen wurde: „Obwohl die Schadensursache im sensibelsten Bereich des Reaktors noch nicht vollständig geklärt ist, hat das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI das Wiederanfahren des Kernkraftwerks erlaubt.“ So sage das ENSI selbst, dass die detaillierten physikalischen Mechanismen, die im KKL zum sogenannten Dryout geführt haben, noch nicht bekannt seien und dass es noch weiteren Untersuchungsbedarf gebe. Bei einem Dryout liegen die Brennelemente teilweise frei, sind also nicht mehr vollständig mit Kühlflüssigkeit bedeckt.

„Um entscheiden zu können, ob die Ursachen beseitigt sind, muss man diese kennen“, sagte der Minister weiter. Welche Effekte tatsächlich für die unzureichende Kühlung einzelner Brennstäbe und damit zu dem Dryout geführt habe, sei aber nicht geklärt, so Untersteller.

Da das ENSI seine Untersuchungsergebnisse bisher nicht veröffentlicht hat, kann das Umweltministerium das bestehende Risiko nicht abschließend beurteilen. „Aber die Frage einer ausreichenden Sicherheitskultur stellt sich schon, wenn physikalische Vorgänge im Reaktorkern nicht vollständig bekannt sind und der Weiterbetrieb dennoch zugelassen wird“, erklärte Minister Untersteller. Zwar gehe er nicht davon aus, dass der nun zugelassene Betrieb zu einer unmittelbaren Gefahr für die Bevölkerung führe. „Es gibt daher keinen Grund, in Panik zu verfallen“, betonte Untersteller. „Solche Unsicherheiten gehören aber zu den vielen sich summierenden sogenannten Restrisiken, die wir in Deutschland zum Glück nicht mehr hinnehmen wollen. Leider sieht das die Schweiz anders.“