Baden-Württemberg hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. „Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Gebäudesektor. Energetische Sanierung, das Nutzen erneuerbarer Energien oder der Ausbau kommunaler Wärmenetze tragen dazu bei, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen zu senken“, betont Umwelt- und Energieministerin Thekla Walker.
Die Sanierung eines großen Teils des Gebäudebestandes sowie das Umstellen auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung in rund 20 Jahren erfordere hohe Investitionsmittel. „Mit dem Gebäudereport 2022 liegt jetzt eine valide und wertvolle Datengrundlage vor, um Handlungsbedarfe zu erkennen, Konzepte zu entwickeln und Maßnahmen zu fördern, die zum Klimaschutz im Gebäudesektor beitragen“, sagt die Ministerin.
Report wird im Zweijahresrhythmus fortgeschrieben
Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg hat das Statistische Landesamt für den Gebäudereport 2022 erstmals grundlegende Informationen rund um das Thema Gebäude und Wärmeversorgung zusammengestellt. „Der Report stellt die vorhandenen Daten etwa zu Wohngebäuden, Neubauten sowie deren Beheizungsarten übersichtlich dar. Hierfür wurden Ergebnisse der amtlichen Statistik durch Daten aus weiteren Quellen ergänzt. Damit können wir die Entwicklung verfolgen und bei zukünftigen Maßnahmen berücksichtigen“, erklärt die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Dr. Anke Rigbers. Der Report soll im Zweijahresrhythmus fortgeschrieben werden.
Wärmepumpen immer mehr auch in älteren Bestandsgebäuden
„Der Bericht zeigt dabei deutlich auf, dass der Umstieg auf erneuerbare Wärmequellen noch zu langsam erfolgt“, erklärt Ministerin Walker. Allerdings lasse sich eine deutliche Beschleunigung erkennen: „Die elektrische Wärmepumpe ist bei Neubauten bereits klar die Nummer eins der Wärmeversorgung. Und sie hält mit zunehmender Dynamik auch Einzug in die älteren Bestandsgebäude.“
Die Versorgung über Wärmenetze soll laut Ministerin Walker durch die kommunale Wärmeplanung und durch Aus- und Neubau deutlich ausgeweitet und zunehmend auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Dem spielt in die Hände, dass – wie auch deutschlandweit – viele Öl- und Gasheizungen ein hohes Durchschnittsalter haben und ausgetauscht werden müssen.
Ein weiterer Antrieb für den Umstieg auf Erneuerbare ist die aktuelle Energiekrise: „Sie zeigt uns allen, dass wir uns so schnell wie möglich von den fossilen Energieträgern lösen müssen. Klimaschutz und Versorgungssicherheit gehen hier Hand in Hand und leisten wesentliche wirtschaftliche Impulse in unserem Land.“
Gebäudereport 2022 – Zahlen und Fakten:
- 61 Prozent der Wohngebäude in Baden-Württemberg sind Einfamilienhäuser, 21 Prozent Zweifamilienhäuser.
- Es gibt 1,5 Millionen Einfamilienhäuser in Baden-Württemberg. Interessant: Es gibt aber nur 1,47 Millionen Haushalte mit drei oder mehr Personen. Das heißt, dass in bestehenden Einfamilienhäusern rein theoretisch Platz für alle Haushalte mit drei oder mehr Personen wäre.
- Nicht nur die Anzahl, sondern auch die durchschnittliche Größe der Wohnungen nimmt nach wie vor stetig zu – auch im Altbau. Gleichzeitig wohnen immer weniger Menschen in einer Wohnung. Betrug die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung im Gebäudebestand im Jahr 2000 rund 90 Quadratmeter, so waren es im Jahr 2020 knapp 98 Quadratmeter. Damit hat die durchschnittliche Wohnfläche innerhalb von 20 Jahren um gut acht Prozent zugenommen.
- Immer mehr und größere Wohnungen für eine wachsende Bevölkerung: Das hat zur Folge, dass kein eindeutiger Rückgang am Gesamtwärmebedarf festgestellt werden kann. Und dies, obwohl der spezifische Wärmebedarf je Quadratmeter Wohnfläche dank technischer Entwicklungen und energetischer Sanierung insgesamt zurückging.
- Die gute Nachricht: Dank Dämmung, besserer Technik und erneuerbarer Energien konnte insgesamt dennoch eine Reduktion der temperaturbereinigten CO2-Emissionen für Wohnen von 1995 bis 2018 um 28 Prozent von 16,5 auf 11,9 Millionen Tonnen CO2 erreicht werden.
- Mehr als 60 Prozent der Wohngebäude in Baden-Württemberg wurden bis 1978 errichtet und damit vor der 1. Wärmeschutzverordnung; Dämmen und Energiesparen waren bis zu diesem Zeitpunkt kein Thema.
- Es gibt viele alte Ölheizungen (Durchschnittsalter 21,5 Jahre). Eine gute Gelegenheit für den Umstieg auf klimafreundliche beziehungsweise erneuerbare Heizungen oder den Anschluss an Wärmenetze im Rahmen der großen Erneuerungswelle in den nächsten Jahren.
- Wärmepumpe ist Heizquelle Nummer eins im Neubau von Wohngebäuden (2020: 63 Prozent); die Gasheizung im Neubau 2020 ist auf rund 21 Prozent abgesunken. In Bestandgebäuden gibt es 2019 bereits 175.000 Wärmepumpen. Im Jahr 2010 waren es im Vergleich dazu knapp 60.000 Wärmepumpen.