Wirtschaft

Energiepreisbericht Baden-Württemberg 2017

Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltminister Franz Untersteller: Energie muss auch in Zeiten von Klimaschutz und Energiewende bezahlbar bleiben – jährlicher Energiepreisbericht zeigt, wie sich Preise entwickeln und in welchen Bereichen es Handlungsbedarf gibt

Der Ministerrat hat sich heute (12. Juni 2018) mit dem Energiepreisbericht für Baden-Württemberg befasst. Der jährlich im Auftrag des Umweltministeriums erscheinende Bericht betrachtet die Preisentwicklung auf den Märkten für Öl, Gas, Strom und Wärme sowie die hieraus resultierende Kostenbelastung für Haushalte und Industrie. Außerdem prognostiziert die Studie erwartete Preistrends bis zum Jahr 2024. Den Energiepreisbericht 2017 hat das Leipziger Institut für Energie erstellt.

„Für Industrie und Gewerbe und damit für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg, aber auch für jeden einzelnen Privathaushalt, sind die Energiepreise ein wichtiger Kostenfaktor“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Deshalb brauchen wir belastbare Daten zur Energiepreisentwicklung in allen Sektoren: Wirtschaft, Handel und Dienstleistungen, Verkehr und Privathaushalte. Diese Daten liefert uns der Energiepreisbericht.“

Auch die Akzeptanz von Klimaschutz und Energiewende hänge entscheidend davon ab, wie sich die Energiepreise und damit die Kostenbelastung jeder und jedes Einzelnen entwickeln, ergänzte Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller. „Unsere Energiepolitik ist gleichermaßen darauf ausgerichtet, die Preise möglichst stabil zu halten, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und Umwelt und Klima zu schonen“, so Untersteller.

Das Preisniveau im Jahr 2017 sei nun gegenüber dem Vorjahr zwar insgesamt leicht gestiegen, sagte der Minister, bei den fossilen Energieträgern Öl und Gas lägen die Preise aber immer noch deutlich unter dem Höchststand der Jahre 2012/2013. „Darunter hat der Klimaschutz gelitten, denn die immer noch vergleichsweise niedrigen Preise für die klimaschädlichen fossilen Energieträger im vergangenen Jahr, bei gleichzeitig relativ hohen Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien, haben den notwendigen Umstieg auf klimafreundliche Alternativen nicht befördert.“ Dies zeige, dass eine intensive politische Debatte über eine Reform des bestehenden Systems von Steuern, Abgaben und Umlagen bei den Energiepreisen überfällig sei, mahnte Untersteller.

Einzelne Ergebnisse des Berichts

Heizöl
Auf dem Weltmarkt für Rohöl kam es insbesondere seit 2014 zu erheblichen Preisrückgängen, die sich auch in den Verbraucherpreisen für Heizöl und Kraftstoffe in Deutschland niedergeschlagen haben. Haushalte mussten im Januar 2016 für 100 Liter Heizöl 41,70 Euro bezahlen. Seit Mitte 2017 sind die Ölpreise am Weltmarkt wieder gestiegen, im Schnitt kosteten 100 Liter Heizöl im letzten Jahr 57 Euro. Zum Vergleich: Der bisherige Höchststand im Jahr 2012 betrug knapp 89 Euro für 100 Liter.

Im europäischen Vergleich wird deutlich, dass die Heizölpreise aufgrund der niedrigeren steuerlichen Belastung in Deutschland deutlich unter dem europäischen Durchschnitt (68,80 Euro je 100 Liter) liegen.

Diesel und Benzin
Auch bei den Diesel- und Benzinpreisen kam es gegenüber dem Tiefststand von 2016 (Dieselkraftstoff 1,10 Euro je Liter, Benzin 1,30 Euro je Liter) im Jahr 2017 wieder zu einem leichten Anstieg (Dieselkraftstoff 1,18 Euro je Liter, Benzin 1,37 Euro je Liter). Auch hier waren die Preise 2012 deutlich höher (Dieselkraftstoff 1,49 Euro je Liter, Benzin 1,65 Euro je Liter).

Im EU-Durchschnitt kostete ein Liter Diesel im Jahr 2017 je Liter 1,21 Euro, ein Liter Benzin rund 1,35 Euro.

Gasmarkt
Der Erdgaspreis für deutsche Haushaltskunden ging zwischen dem ersten Halbjahr 2016 und dem ersten Halbjahr 2017 um 7,6 Prozent auf 6,11 Cent je Kilowattstunde weiter zurück. 2014 betrug der Preis noch 6,80 Cent je Kilowattstunde.

Damit liegen die Haushaltspreise leicht über dem europäischen Durchschnitt (5,83 Cent je Kilowattstunde), jedoch niedriger als in Nachbarländern wie den Niederlanden (7,63 Cent je Kilowattstunde) oder Dänemark (8,09 Cent je Kilowattstunde), die deutlich höhere, klimapolitisch motivierte Steuern auf Erdgas erheben.

Strommarkt
2017 wurde der kontinuierliche Rückgang der durchschnittlichen Großhandelspreise am Strommarkt seit 2011 erstmals wieder gebrochen. Nach dem Tiefstand von 29 Euro je Megawattstunde in 2016 kostete die Megawattstunde Strom im Jahr 2017 durchschnittlich 34 Euro. Zuletzt lagen die Preise im Jahr 2014 in etwa auf diesem Niveau.

Die Haushaltsstrompreise in Deutschland sind seit dem 2013 weitgehend stabil. Damals kostete die Kilowattstunde Strom durchschnittlich 29,2 Cent, 2017 waren es 29,3 Cent. Aufgrund unterschiedlicher Netzentgelte variieren die Preise innerhalb Deutschlands, der Durchschnittspreis in Baden-Württemberg für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden lag bei 28,10 Cent je Kilowattstunde.

Die finanzielle Belastung für den Strombezug an der gesamten Kaufkraft eines Haushaltes beträgt in Baden-Württemberg damit 2,23 Prozent, bundesweit liegt der Wert im Jahr 2017 bei 2,47 Prozent.

Das Preisniveau in Deutschland liegt weit über dem europäischen Durchschnitt von 20,4 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2017. Laut Energiepreisbericht ist dies auf die hohen staatlich veranlassten Preisbestandteile zurückzuführen, die aufgrund steigender EEG-Umlage und Netzentgelte im Jahr 2017 mit 54,9 Prozent einen neuen Höchststand erreichten.

Auch die mittelständische Industrie im Land muss mit 17,07 Cent je Kilowattstunde für ihren Strom weiterhin deutlich mehr zahlen als der europäische Durchschnitt (11,4 Cent je Kilowattstunde). Energieintensive Unternehmen, die von vielen Ausnahmeregelungen beim Strompreis profitieren, mussten hingegen nur 5,36 Cent je Kilowattstunde bezahlen.

Der aktuelle Energiepreisbericht hat auch den Stromkostenanteil an der Bruttowertschöpfung von durchschnittlichen Unternehmen von Branchen untersucht, die in Baden-Württemberg eine besondere Bedeutung haben. Im Jahr 2016 (aktuellere Daten liegen nicht vor) betrug dieser zwischen einem und drei Prozent im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie 13 Prozent bei energieintensiven Branchen wie der Papier- oder Zementindustrie.

Prognose
Das Leipziger Institut für Energie geht in seiner mittelfristigen Prognose bis zum Jahr 2024 für alle Verbrauchsgruppen von einem weiteren leichten Anstieg des nominalen Preisniveaus aus. Allerdings verweisen die Leipziger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Prognose-Unsicherheiten aufgrund politischer Einflüsse auf die Energiepreise. Ein Beispiel ist der aktuelle Anstieg der Ölpreise aufgrund des Ausstiegs der USA aus dem Atom-Abkommen mit Iran.

Zu beachten ist dabei, dass sich der Bericht auf mehrere unterschiedliche Datenquellen stützt und Preisangaben deshalb voneinander abweichen können.

Quelle:

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft; Staatsministerium
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