Unsere Abfallwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker zur Kreislaufwirtschaft fortentwickelt. Abfälle werden nicht mehr einfach entsorgt, sondern als wertvolle Ressource gesehen, die so weit wie möglich wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden muss. „Dennoch landen in Deutschland immer noch viel Bioabfälle und Wertstoffe in der Restmülltonne. Unser wichtigstes Ziel in der Kreislaufwirtschaft ist es, die Menge an Bioabfall und Wertstoffen im Hausmüll zu halbieren“, erklärte Umweltstaatssekretär Andre Baumann bei der heutigen (29. Juli 2024) Vorstellung der Abfallbilanz für das Jahr 2023.
Wertstoffe und Bioabfälle sind wertvolle Ressourcen
„So heben wir noch mehr Rohstoffschätze aus unseren Restmülltonnen und verringern den Einsatz neuer Ressourcen, zu denen auch Energie gehört, ergänzte Baumann. Es werde in Zukunft noch mehr darauf ankommen, die Mengen beim Haus- und Sperrmüll weiter zu reduzieren – durch eine verbesserte Mülltrennung von Bioabfällen und eine umfassende Sammlung von Wertstoffen. „Aus Kunststoffabfällen können wir neue Produkte herstellen und aus Bioabfällen Biogase und hochwertigen Kompost gewinnen“, so der Staatssekretär.
Entwicklung der Abfallmengen im Jahr 2023
Mit 9,35 Millionen Tonnen haben die öffentlich-rechtlichen Entsorger im Jahr 2023 rund 14 Prozent weniger Abfälle angenommen und entsorgt als im Jahr zuvor (2022: 10,89 Millionen Tonnen). Dabei reduzierten sich die Mengen an kommunalen Siedlungsabfällen um 1,5 Prozent; die kommunal entsorgten Baumassenabfälle nahmen konjunkturell bedingt um mehr als 25 Prozent ab.
„Das Aufkommen an kommunal entsorgten Baumassenabfällen, einschließlich Bodenaushub, liegt im Jahr 2023 deutlich unter dem Aufkommen an Siedlungsabfällen. Das trägt zur Schonung des knappen Deponieraumes im Land bei“, sagte Andre Baumann.
Häusliche Abfälle erneut auf einem Tiefststand
Weiterhin abgenommen hat die Menge der häuslichen Abfälle (328 Kilogramm pro Einwohner), wozu Haus- und Sperrmüll, Wertstoffe aus Haushalten und Abfälle aus der Biotonne gehören. Infolge der Corona-Pandemie war das Pro-Kopf-Aufkommen an Hausmüll im Jahr 2020 auf 122 Kilogramm pro Einwohner gestiegen. Nun liegt das Hausmüllaufkommen mit 112 Kilogramm pro Einwohner sogar unter dem Niveau vor der Pandemie (2019: 118 Kilogramm pro Einwohner). „Insgesamt liegen die häuslichen Abfälle erneut auf einem historischen Tiefststand“, betonte Staatssekretär Baumann. Insbesondere die Sammelmenge am Wertstoff Papier sei erneut gesunken, um rund 4 Kilogramm pro Einwohner.
Menge an Bioabfällen gleich geblieben, Vergärungsquote nimmt zu
„Leider konnten wir die Menge an häuslichen Bioabfällen, die im vergangenen Jahr sogar zurückgegangen war, nur halten und nicht steigern“, erläuterte Andre Baumann. Wurden im Jahr 2021 noch rund 58 Kilogramm Bioabfälle pro Person und Jahr in der Biotonne entsorgt, so sind es in den beiden vergangenen Jahren nur rund 54 Kilogramm gewesen. Wesentlicher Grund seien die extrem trockenen Sommer 2022 und 2023 und damit weniger Grüngutabfälle in der Biotonne. „Das ist natürlich nicht der Trend, den wir uns wünschen“, so Baumann. „Unser Abfallwirtschaftsplan, der ein Sammlungsziel von 60 Kilogramm enthält, konnte bei seinen Prognosen aber nicht von derart historisch trockenen Sommern ausgehen.“
Als sehr positives Zeichen bewertete Baumann die Vergärungsquote, die um fünf Prozentpunkte auf 73 Prozent gestiegen ist. Damit ist das Land seinem Klimaschutzziel, alle häuslichen Bioabfälle energetisch zu verwerten, erneut nähergekommen.
Abfallgebühren steigen weiter an
Für einen Vier-Personenhaushalt liegen die durchschnittlichen Jahresabfallgebühren in Baden-Württemberg für das Jahr 2024 bei 190,27 Euro. Pro Tag sind das 0,52 Cent. Gegenüber dem vergangenen Jahr (180,21 Euro) sind die Gebühren um 10 Euro gestiegen. Das entspricht einer Erhöhung um 5,6 Prozent.