Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller hat beim digitalen Phosphor-Kongress des Landes deutlich gemacht, dass die Klärschlammentsorgung in Baden-Württemberg in Verbindung mit der Phosphorrückgewinnung neu ausgerichtet werden muss. Nur so könne langfristig eine verlässliche Entsorgung sichergestellt sowie die Ressourcen und das Klima geschont werden. „Bislang werden Klärschlämme überwiegend energetisch in Kohlekraftwerken und Zementwerken mitverbrannt. Das ist keine zukunftsfähige Lösung“, sagte Untersteller heute (25.11.) bei einer Podiumsdiskussion zur Phosphorrückgewinnung.
Hinzu komme, dass ab 2029 bis auf wenige Ausnahmen alle rund 900 kommunalen Kläranlagen in Baden-Württemberg von der gesetzlich vorgeschriebenen Phosphorrückgewinnung aus den Klärschlämmen betroffen sind. „Geeignete Maßnahmen zur Phosphorrückgewinnung müssen wir bei der Planung neuer Klärschlammverwertungsanlagen also bereits von Anfang an mitdenken. Die gesamte Klärschlammentsorgung ist auf eine integrierte oder nachgeschaltete Phosphorrückgewinnung auszulegen. Dazu müssen wir in den nächsten zwei Jahren wichtige Entscheidungen treffen“ betonte Untersteller bei der zweitägigen Fachtagung, die von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) organisiert wird.
Bei der Phosphorrückgewinnung sieht Untersteller das Land aber auf einem guten Weg: „Wir haben mit den Kommunen und Verbänden wichtige Weichenstellungen und Infrastrukturprojekte angestoßen.“ Seit Oktober 2019 sei auf dem Klärwerk in Göppingen bereits eine Vollstromanlage zur Phosphorrückgewinnung aus dem Faulschlamm erfolgreich in Betrieb. „Unser Förderprogramm aus dem EU-Fonds für regionale Entwicklung umfasst weitere Projekte, mit denen zugleich die Kapazitäten zur Klärschlammverbrennung erweitert werden können. Angesichts des Umfangs der Aufgabe, ist das ein schöner Erfolg.“
Die Recycling-Phosphate können im Ökolandbau sinnvoll genutzt werden
Neben den vom Umweltministerium mit EU- und Landesmitteln (insgesamt rund 14 Millionen Euro) unterstützten Projekten zur Phosphorrückgewinnung seien zusätzliche interkommunale Projekte zur Klärschlammverbrennung in der Umsetzung. Auch hier werde die Phosphorrückgewinnung berücksichtigt.
„Die Rückgewinnung des Phosphors ist aber nur ein Teil der Aufgabe“, hob Umweltminister Untersteller hervor: „Die zurückgewonnenen Phosphate müssen auch sinnvoll genutzt werden. Um den Kreislauf zu schließen, müssen wir auch einen tragfähigen Markt aufbauen, der profitabel ist und neben der Ressourcenschonung auch dem Klima hilft.“
Besonders gewinnbringend könne die Nutzung von Recycling-Phosphaten im Ökolandbau sein. „Hier besteht großer Bedarf“, sagte Untersteller. Dafür sei aber zunächst die EU-Zulassung von Recycling-Phosphaten im Ökolandbau erforderlich. Der Minister schlug außerdem vor, auf EU-Ebene die Qualitätsanforderungen für alle Phosphor-Dünger zu erhöhen, um Schadstoffeinträge in die Böden zu verringern. Darüber hinaus könnten Mindestnutzungsquoten für Recycling-Phosphate ein wirksames Mittel sein, um die Markteinführung voranzutreiben.

