„Seit nunmehr fünf Jahrzehnten ist die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg im Einsatz für Umwelt- und Naturschutz. Dies ist ein Meilenstein, der nicht nur die Geschichte der LUBW, sondern auch die Geschichte unseres Umgangs mit der Umwelt widerspiegelt. Beobachten. Bewerten. Beraten. Das sind die drei Säulen, auf denen die Arbeit der LUBW basiert“, mit diesen Worten eröffnete die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker den feierlichen Festakt der Landesanstalt anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens am heutigen Freitag.
Rund 400 Gäste nahmen an der Jubiläumsveranstaltung teil – darunter Mitarbeitende der LUBW, zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung, viele ehemalige Mitarbeitende sowie die beiden Vorgängerinnen des amtierenden Präsidenten der LUBW.
50 Jahre: Ein Blick zurück
„Eine fachübergreifende Ausrichtung mit dem Ziel, künftig Umweltprobleme mit dem Blick aufs Ganze zu bearbeiten, war damals ein Novum. Die Geschichte der LUBW ist auch eine Geschichte des stärker werdenden Umweltbewusstseins in Deutschland“, so die Ministerin. Sie erinnerte daran: „Anfang der 1970er-Jahre zeigten sich immer deutlicher die Kehrseiten des ungehemmten Wirtschaftswachstums: Die Umweltverschmutzung nahm stark zu. Die Veröffentlichung des Club of Rome zu den Grenzen des Wachstums im Jahr 1972 hatte Bevölkerung und Politik in Deutschland sensibilisiert und den Ruf nach mehr Umweltschutz laut werden lassen. Baden-Württemberg erkannte die Dringlichkeit – der Umweltschutz wurde priorisiert.“
Von der Pionierarbeit zum Kompetenzzentrum
Ereignisse wie der Dioxin-Unfall von Seveso (1976), die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) oder der Sandoz-Brand in Basel (1986) prägten die Arbeit der Landesanstalt nachhaltig. Sie führten zum Aufbau umfassender Messnetze und Überwachungssysteme.
Aus der anfänglich rund 330 Personen starken Behörde ist über Jahrzehnte ein hochmodernes Kompetenzzentrum mit heute rund 550 Mitarbeitenden entstanden, das Verwaltung, Politik und Wissenschaft vernetzt.
„Die LUBW ist das Kind von Krisen, geformt von Katastrophen – und zugleich ein bewährter Schutzschild im Dienst unserer Umwelt. Dass es die LUBW heute gibt, verdanken wir der Weitsicht und dem Mut von Menschen, die damals sagten: Wir brauchen eine Institution, die den Blick auf unsere Lebensgrundlagen richtet – unabhängig, wissenschaftlich fundiert und dem Gemeinwohl verpflichtet,“ so Dr. Ulrich Maurer, Präsident der Landesanstalt, in seiner Festrede.
„Die Erfolgsgeschichte der LUBW hat auch etwas mit ihrem Standort in Karlsruhe zu tun – hier sind Innovation, Nachhaltigkeit und Kreativität seit jeher zuhause. Wir freuen uns auf das nächste halbe Jahrhundert intensiver Zusammenarbeit, gerade angesichts der Umsetzung unserer ehrgeizigen Klimaziele in Stadt und Land“, betont Oberbürgermeister Frank Mentrup in seinem Grußwort.
Fakten gegen Fake News
„Ein halbes Jahrhundert Umwelt- und Naturschutzarbeit in Baden-Württemberg – das ist nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern auch ein Anlass, innezuhalten, zurückzuschauen und vor allem nach vorn zu blicken“, so Maurer. Mit Blick auf die Gegenwart hob er die besondere Verantwortung der LUBW in Zeiten von Informationsflut und Desinformation hervor: „Wir leben in einer Zeit, in der ein Gerücht dieselbe Reichweite hat wie eine wissenschaftliche Studie. Meinungen und Fakten stehen auf Augenhöhe nebeneinander“, sagte Maurer mit Blick auf die Auswirkungen sozialer Medien und ergänzte: „Genau hier liegt unsere Verantwortung: Die LUBW steht für solide, unabhängig geprüfte Daten. Wir bieten Fakten – keine Meinungen.“
Dies sei auch der Grund, weshalb die LUBW seit diesem Jahr bewusst den Schritt geht, ihre Erkenntnisse in den sozialen Medien zu präsentieren – zusätzlich zu ihren Fachberichten sowie den digitalen Informationsangeboten auf ihren Webseiten und in den LUBW-Apps. Umweltwissen solle allen zugänglich sein, auch jenen, die sich vor allem über soziale Medien informierten.
Blick in die Zukunft
Zentrale Zukunftsthemen der LUBW bleiben laut Maurer der Klimawandel, der Schutz der Artenvielfalt und die nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Mit Projekten wie dem Solardachkataster, dem Klima- und Energieatlas oder dem Masterplan Wasserversorgung unterstütze die LUBW Kommunen, Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger beim Wandel zu einer klimaangepassten Gesellschaft. „Der Klimawandel steht nicht mehr vor der Tür – er sitzt längst mit uns im Haus. Und er ist menschengemacht. Aber wir haben Wissen, Werkzeuge und die Entschlossenheit, ihm zu begegnen“, erklärte Maurer.
Moderne Technologien wie Satellitenbeobachtung, Drohnenmessung und Künstliche Intelligenz seien längst Teil der täglichen Arbeit der Landesanstalt. Ihr Einsatzgebiet wachse stetig. Auch das neue LUBW-Gebäude in Karlsruhe, in das rund zwei Drittel der Mitarbeitenden im Laufe dieses Jahres bereits einziehen konnten, sei ein Symbol für diesen Aufbruch: energieeffizient, klimafreundlich und mit modernsten Laboren ausgestattet.
UMWELT. DATEN. ZUKUNFT.
Zum 50-jährigen Jubiläum stellte die LUBW ihr neues Motto vor: „UMWELT. DATEN. ZUKUNFT.“ „Das neue Motto steht für unseren Anspruch, weiterhin eine Brücke zwischen Wissenschaft und Politik, Daten und Entscheidungen, Gegenwart und Zukunft zu sein“, betont Maurer und zeichnet sein Zukunftsbild für die LUBW im Jahr 2040: „Wir sind das Umwelt-Datenhaus Baden-Württemberg, in dem Bürgerinnen und Bürger Umweltinformationen in Echtzeit abrufen können. Wir sind eine ökologische Kompetenzplattform, die als neutrale wissenschaftliche Orientierung dient. Wir sind eine lernende Organisation, die sich stetig weiterentwickelt und international vernetzt ist.“
Zukunft gelingt nur gemeinsam
In seinem Schlusswort rief Maurer zu gemeinschaftlichem Handeln auf: Zukunft gelingt nur gemeinsam. Wir brauchen die Landesregierung, die mutig entscheidet. Wir brauchen die Wissenschaft, die neue Wege aufzeigt. Dann können wir gute und innovative Ideen für die Umsetzung entwickeln und vorantreiben. Und dafür brauchen wir jede und jeden Einzelnen, der bereit ist, im Alltag umzudenken. Die LUBW kann viel bewegen – doch wir sind Teil eines großen Ganzen.“ >Maurer dankte seinen Mitarbeitenden am Ende seiner Rede ausdrücklich für ihre Arbeit und betonte, dass sie es sind, die mit ihrer täglichen Arbeit den Unterschied ausmachten: „Zukunft passiert nicht – wir machen sie.“
Weitere Informationen
Broschüre: 50 Jahre LUBW: Natur und Umwelt im Fokus
Quelle:
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg