Großes stand bevor, als vor 10 Jahren der Entschluss zum Nationalpark Schwarzwald fiel – Großes hat sich seitdem bewegt. Der Nationalpark ist zu einem echten Erfolgsprojekt geworden – für den Natur- und Artenschutz, aber auch für die Menschen.
„Natur Natur sein lassen“, lautet die Devise im Nationalpark Schwarzwald. Was einfach klingt, ist in der Umsetzung viel Arbeit. Damit sich Tier- und Pflanzenwelt frei und ungelenkt entwickeln können, mussten weitreichende Konzepte entwickelt werden – für den Wald, die Wege, aber auch für den Tourismus und Verkehr in der Region. „Im Schwarzwald ist es gelungen, einen Nationalpark zu realisieren, der zu einem wertvollen Rückzugsort für viele Arten und ein echtes Pfund für die Region geworden ist“, freut sich Umweltministerin Thekla Walker über das bereits Erreichte.
Erste positive Effekte für die Artenvielfalt
Schon jetzt zeigen sich erste Effekte, die ein sich selbst überlassener Wald mit sich bringt. „Veränderungen der letzten 10 Jahre sind im Nationalpark inzwischen sichtbar, spürbar. Die Werkstatt Natur ran an die Arbeit lassen – was das bedeutet, erleben wir und Besucherinnen und Besucher im Nationalpark inzwischen hautnah mit“, berichtet Nationalparkleiter Wolfgang Schlund. Durch den Schutz der natürlichen, vom Menschen nicht beeinflussten Entwicklung, erhalten Arten, die zum Beispiel auf alte Bäume oder Totholz angewiesen sind, wieder einen Lebensraum. Lange verschwundene Vogel- und Käferarten haben sich im Bestand stabilisiert, seltene Pflanzen und Pilze finden Raum und Zeit, sich zu regenerieren und entfalten.
Neben dem Prozessschutz in der Kernzone, also dem Nicht-Eingreifen in die Prozesse der Natur, werden im Nationalpark auch konkrete Schutzmaßnahmen ergriffen, um die Lebensbedingungen für gefährdete Arten zu verbessern, zum Beispiel für das Auerhuhn. In erster Linie werden dazu aber die hochgelegenen Heiden, regional auch Grinden genannt, gepflegt und beweidet. „Der Prozessschutz führt zusammen mit den gezielten Artenschutzmaßnahmen wesentlich zum Erhalt der Biodiversität bei. Auf gerade einmal 1 Prozent der Landesfläche wurden innerhalb der letzten 10 Jahre mehr als 9.000 Arten nachgewiesen, das sind fast 30 Prozent aller Artengruppen des Landes“, zeigt sich Walker angetan.
Naturerlebnis und Rückzugsort
Davon profitiert auch der Mensch, der im Nationalpark die seltene Gelegenheit findet, bei Führungen oder auf eigene Faust die Natur in ihrer Vielfalt und ihrer natürlichen Entwicklung zu erleben und bestaunen. Zugleich bietet der Park eine wohltuende Kulisse für Freizeitaktivitäten wie Wandern, Rad fahren oder Wintersport. Somit hat sich das Schutzgebiet auch zu einer touristischen Attraktion entwickelt, die jährlich rund 750.000 Besucherinnen und Besucher anlockt. Großer Beliebtheit erfreut sich zudem das Besucherzentrum am Ruhestein, das mit Wissenswertem zum Park und einer spannenden Ausstellung aufwartet.
Die Nationalparkverwaltung hat gemeinsam mit der Region und den Nationalparkgremien die Entwicklung eines gemeinsamen Tourismuskonzeptes vorangetrieben. Die 27 Gemeinden, die den Nationalpark umschließen, haben sich zu einer GmbH zusammengetan und bringen den Tourismus in der Region mit gebündelten Kräften voran.
Bürgerfest mit Ministerpräsident und Umweltministerin
Alles in allem ein echter Grund zum Feiern! „Über das gesamte Jahr wollen wir Bürgerinnen und Bürger bei Führungen und Veranstaltungen dazu einladen, den Nationalpark vor Ort und gemeinsam mit uns zu erleben. Wir wollen genau hinschauen, auf die großen und kleinen, die sichtbaren und verborgenen Veränderungen“, sagt Schlund voll Vorfreude auf ein volles Programm zum Jubiläumsjahr. Am 15. und 16. Juni wird es ein Festwochenende am Ruhestein geben, bei dem auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker mit von der Partie sein werden. „Wir wollen gemeinsam die Errungenschaft Nationalpark feiern und blicken gespannt auf die weitere Entwicklung“, so Ministerin Walker. Im Herbst steht die Eröffnung des neuen Nationalparkhauses in Herrenwies an. Im Nordteil des Nationalparks entsteht derzeit ein zweites, kleines Besucherinformationszentrum mit einer 80 Quadratmeter großen Ausstellung. Hier wird die Beziehung der Menschen in der Region zu ihrem Wald gezeigt werden.
Weitere Informationen zum Veranstaltungsprogramm im Jubiläumsjahr und Details zum Festwochenende folgen.
Nationalpark Schwarzwald
Ende 2013 hat die grün-rote Landesregierung das Nationalparkgesetz beschlossen und die rund 10.000 Hektar große Fläche im Nordschwarzwald per Gesetz unter Schutz gestellt. Offiziell gegründet wurde der Nationalpark Schwarzwald im Januar 2014 – als erster und bisher einziger Nationalpark in Baden-Württemberg. 2021 hielt die nun grün-schwarze Regierung im gemeinsamen Koalitionsvertrag fest, dass der Nationalpark inhaltlich und räumlich erweitert werden soll. Zu dieser Weiterentwicklung gab es einen umfassenden Beteiligungsprozess. Dessen Ergebnisse nahm Umweltministerin Thekla Walker im vergangenen Sommer am Ruhestein in Form von Empfehlungen eines Bürgerforums und des Nationalparkrates entgegen. Derzeit bereitet die Landesregierung Verhandlungen vor, um eine Zusammenführung der beiden bisher geteilten Gebiete des Nationalparks Schwarzwald zu ermöglichen.