Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg hat eine Studie zur Bewertung der Auswirkungen und möglicher Folgemaßnahmen einer möglichen Trennung der einheitlichen deutschen Stromgebotszone für Baden-Württemberg in Auftrag gegeben. Das Gutachten wurde vom Beratungsunternehmen Frontier Economics in Zusammenarbeit mit Energy Trend Research (ETR) und LEITFELD Rechtsanwälte erstellt.
Die Studie gliedert sich in folgende Teile:
- Ausgangslage im deutschen Strommarkt
- Qualitative Analysen und Bewertungen der energiewirtschaftlichen Auswirkungen
- Quantitative Strompreismodellierungen und Auswirkungen auf Industrie und Haushalte
- Diskussion möglicher Folgemaßnahmen
- Zusammenfassung
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die energiewirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Kosten einer Gebotszonentrennung den zu erwartenden Nutzen übersteigen würden.
Anlass
Die europäische Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) untersucht derzeit verschiedene Konfigurationen zur möglichen Aufteilung der einheitlichen deutschen Stromgebotszone. Das Ergebnis dieser Untersuchung und eine entsprechende Empfehlung bezüglich der deutschen Gebotszone wird für Dezember 2024 erwartet.
Ausgangslage
Das deutsche Stromsystem befindet sich im Rahmen der Energiewende in einem grundlegenden Umbruch. Dazu gehören der Ausstieg aus der Kernenergie, die Beendigung der Kohleverstromung und der notwendige Ausstieg aus der Nutzung von fossilem Erdgas, während gleichzeitig die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden. Diese Veränderungen im Energiesystem, gepaart mit Verzögerungen beim Netzausbau, führen derzeit in Deutschland zu Netzengpässen im Übertragungsnetz, insbesondere zwischen Nord- und Süddeutschland. Als möglicher Lösungsansatz wird auf europäischer Ebene eine Aufteilung der Stromgebotszonen mit strukturellen Netzengpässen diskutiert.
Wesentliche Ergebnisse im Überblick
- Die Aufteilung der Gebotszone kann den Einsatz von Kraftwerken und Speichern verbessern, jedoch ist die Wirkung begrenzt.
- Die Auswirkungen einer Gebotszonentrennung sind für Standortentscheidungen nur bedingt relevant, da diese auch durch alternative Instrumente gefördert werden können.
- Kleinere Gebotszonen können die Marktkonzentration erhöhen und Deutschland als Referenzmarkt für Terminprodukte in Europa gefährden.
- Eine Gebotszonentrennung hat Verteilungseffekte mit Gewinnern und Verlierern zur Folge und führt in der Gesamtbilanz sogar zu Mehrbelastungen.
- Um negative Verteilungseffekte einer Gebotszonentrennung abzumildern, wären Maßnahmen erforderlich.
- Eine Gebotszonentrennung würde erhebliche einmalige Kosten und administrativen Aufwand nach sich ziehen.
- Die wichtigste Maßnahme bleibt der Netzausbau.