Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) verfügt über einen riesigen Fundus an Umweltdaten. Derzeit werden sie hauptsächlich in Form von Karten und Tabellen veröffentlicht. Moderne Technologien „Augmented Reality“ (AR – erweiterte Realität) und Sensoren im „Internet der Dinge“ (englisch: „Internet of Things“ (IoT)), bieten die Möglichkeit, Umweltdaten kontextbezogen anzuzeigen:
AR-Anwendungen können die Umwelt um zusätzliche Informationen erweitern. Eingebaute Sensorik ermöglicht die Erkennung der Umgebung und die zielgenaue Platzierung von digitalen Objekten und Informationen über ein Kamerabild. Zum Beispiel können scheue Tiere wie ein Specht als naturnahes 3D-Modell in ihren typischen Lebensräumen eingeblendet, mit Geräuschen unterlegt und weitere Informationen bereitgestellt werden.
Gerade diese neuen Technologien bieten in Kombination mit spielerischen Ansätzen die große Chance, Menschen für die Zusammenhänge in der Umwelt zu begeistern.
Umweltinformationen in die direkte Umgebung einblenden
Ziel des Projekts „Umwelt digital 4.0“ ist es, über Technologien wie AR und IoT Umweltinformationen orts- und kontextbezogen bereitzustellen. Die Informationen sollen dabei stets einen Bezug zur unmittelbaren Umgebung der Nutzerin oder des Nutzers besitzen. Sie können zum Beispiel über das Smartphone angezeigt werden.
Ein konkreter Anwendungsfall für diese neuen Technologien ist der Auenerlebnispfad im Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört. Mittels AR sollen den Besucherinnen und Besuchern Zusammenhänge in der Natur sichtbar gemacht werden, die ansonsten verborgen bleiben. Der spielerische und interaktive Ansatz der App kombiniert mit wissenswerten Fakten soll dabei sowohl bei Familien mit Kindern als auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Interesse und Neugierde für Umweltthemen wecken.
Denn die neuen Visualisierungsformen können verschiedene Wasserstände in Überflutungsgebieten anzeigen oder die Folgen des Klimawandels vor Ort erlebbar machen. So würden Nutzerinnen und Nutzer im Hochwasserpolder (= Gebiet, das gezielt geflutet wird) erfahren, wie weit sie bei einem bestimmten Wasserstand bereits im Wasser stünden oder welche Pflanzenarten in der Zukunft klimabedingt an diesem Ort wachsen könnten. Mithilfe von IoT kann zudem der aktuelle Wasserstand direkt zum Vergleich mit historischen Daten oder Hochwassermodellierungen herangezogen werden.
Auch für Fachpersonal (zum Beispiel im Umweltschutz) könnten die neuen Technologien und Visualisierungsformen nützlich werden. Mittels AR könnte man zum Beispiel in mobilen Fachanwendungen einblenden, ob man sich aktuell in einer Schutzzone befindet.
Kurze Bewertung nach Nachhaltigkeitskriterien
Die Aufarbeitung und Visualisierung von situations- und ortsbezogenen Informationen mittels Technologien wie AR und IoT machen Zusammenhänge und Veränderungen in der Natur direkt erlebbar. Der Wissenserwerb wird zu einer interaktiven und hautnahen Erfahrung, die es den Menschen erleichtert, die neuen Informationen zu verinnerlichen.
Dieses Wissen ist die Basis für einen nachhaltigen und gelebten Umweltschutz aus der Bevölkerung heraus. Der sinnvolle Einsatz von AR und IoT bietet demnach neue Möglichkeiten für die Umweltbildung und den Umweltschutz.
Eckdaten des Projekts
Projektbeteiligte:
- Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW)
- Institut für Automation und angewandte Informatik (IAI) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)
- Institut für Ubiquitäre Mobilitätssysteme (IUMS) der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (HKA)
- Naturschutzzentrum Karlsruhe Rappenwört (NAZKA)
- Intelligente Interaktive Ubiquitäre Systeme (IIIUS), Hochschule Furtwangen (HFU)
Projektstart: 2020
Voraussichtlicher Abschluss des Projekts: 2024