„Erhalten, was uns erhält“ – das ist der Leitsatz des „Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt“, in dem die Landesregierung Baden-Württemberg zahlreiche Projekte zur Erhaltung der Biodiversität angestoßen und gebündelt hat. Um die Bedeutung der biologischen Vielfalt für unser aller Leben einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, wurden in Kooperation mit dem baden-württembergischen Landesverband der Volkshochschulen sechs Vorträge zu unterschiedlichen Querschnittsthemen konzipiert. Den Teilnehmenden soll besonders die eigene Rolle in diesem ökologischen Komplex verdeutlicht werden. Zudem wird aufgezeigt, welche individuellen Möglichkeiten es gibt, selbst zu mehr Biodiversität beizutragen.
Das Format der Vortragsreihe
Über die Online-Plattform Slido halten Referentinnen und Referenten einen Impulsvortrag. Anschließend folgt eine moderierte Diskussion unter Einbeziehung des Publikums. Die Veranstaltung wird via Livestream übertragen. Zuhörerinnen und Zuhörer können über ein Fragetool Fragen stellen. Die Veranstaltung wird aufgezeichnet, Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind jedoch nicht sichtbar und hörbar.
Die Vortragsreihe beginnt am Mittwoch, 5. Oktober 2022, um 18 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Das Sterben der Insekten: Daten, Ursachen, Maßnahmen
Professor Dr. Johannes Steidle
Spätestens mit dem Bekanntwerden der „Krefelder Studie“ zum Insektenrückgang im Herbst 2017 ist klar geworden, dass das weltweite Artensterben nicht nur in fernen Ländern, sondern auch hier in Mitteleuropa stattfindet. Im Vortrag werden Daten zum Biodiversitätsverlust insbesondere bei Insekten in Deutschland präsentiert, die hauptsächlichen Treiber genannt und die Bedeutung der biologischen Vielfalt für die Gesellschaft dargestellt. Der Vortrag geht auch auf die Gegenmaßnahmen ein, die zur Lösung dieses gesamtgesellschaftlichen Problems von Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft beitragen können.
Zum Referenten: Professor Dr. Johannes Steidle ist seit 2003 Professor für Chemische Ökologie an der Universität Hohenheim und seit 2020 Vorstand im Kompetenzzentrum Biodiversität und Integrative Taxonomie (KomBioTa) Universität Hohenheim. Sein Interesse gilt den chemischen Signalen, die der Informationsübermittlung zwischen Individuen dienen. Insekten sind sein Forschungsschwerpunkt und er möchte zu einem besseren Verständnis ökologischer Zusammenhänge und evolutionärer Prozesse wie die Entstehung neuer Arten beitragen.
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Macht Vielfalt gesund? Auswirkungen der Biodiversität im Wald auf unsere Gesundheit
Professor Dr. Michael Scherer-Lorenzen
Waldökosysteme sind ein wichtiges Reservoir für die biologische Vielfalt in den vom Menschen geprägten Landschaften Mitteleuropas und erbringen zahlreiche Ökosystemleistungen. Der Kontakt mit Wäldern oder einer natürlichen Umgebung kann sich positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken, vor allem bei nicht übertragbaren Krankheiten wie psychischen Störungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die biologische Vielfalt kann dabei sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben, letztere zum Beispiel durch vektorübertragene Krankheiten oder pollenbedingte Allergien. Im Vortrag werden unter anderem neue Erkenntnisse aus dem europäischen Projekt Dr. Forest vorgestellt.
Zum Referenten: Professor Dr. Michael Scherer-Lorenzen ist Pflanzenökologe und leitet die Professur Geobotanik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er befasst sich mit den Auswirkungen von Veränderungen der Biodiversität für die Integrität und Funktionsweise von Ökosystemen. Er koordiniert das europäische Projekt Dr. Forest, das die Bedeutung der biologischen Vielfalt in Wäldern für die menschliche Gesundheit untersucht.
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Digitaler Vortrag am Donnerstag, 20. Oktober, 18 bis 19:30 UhrNaturkundemuseum Stuttgart (Veranstalter)
Sortenvielfalt unserer Pflanzen – Wert für Biodiversität und Teller
Professor Dr. Roman Lenz
Der Online-Vortrag stellt die genetische Vielfalt, insbesondere unserer Kulturpflanzen, in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Es ist ein besonderer Rückgang der genetischen Ressourcen und damit eines wesentlichen Bereichs der Biodiversität in den vergangenen 100 Jahren zu verzeichnen. Hier wird besonders deutlich, was unsere Kulturlandschaft im Bereich der Biodiversität mit der menschlichen Nutzung – insbesondere im Anbau und Ernährung – verbindet und damit zu einer Inwertsetzung der Biodiversität, für jeden spürbar, beitragen kann.
Mit Fokus auf Deutschland werden Beispiele selten gewordener Kulturpflanzensorten und deren Nutzbarkeiten auf Feldern, Gärten bis hin zum Teller beschrieben – immer im Kontext zur Biodiversität und zur gesellschaftlichen Relevanz. Ebenso werden Initiativen vorgestellt und gewürdigt, die zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität einen wesentlichen Beitrag leisten.
Zum Referenten: Professor Dr. Roman Lenz war von 1996 bis 2022 Professor für Landschaftsarchitektur, Umwelt- und Stadtplanung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Sein Interesse gilt auch alten Gemüse- und Obstsorten.
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Multifunktionelle Stadtnatur – Wie Biodiversität für ein rundes Stadtbild sorgt
Dr. Philipp Unterweger
Biodiversität ist mehr als Bienchen und Blümchen. Biodiversität ist das Fundament für einen funktionellen Stadtorganismus. Verschiedene Herausforderungen unserer Zeit können bei der genauen Betrachtung mit naturbasierten Lösungen wirkungsvoll bearbeitet werden. Urbane Biodiversitätskonzepte sind somit ganzheitliche Methodenbündel, welche durch die drei Säulen der biologischen Vielfalt (Systemvielfalt – Artenvielfalt – Genvielfalt) verschiedene und tiefgreifende Veränderungen des urbanen Raums fordern und fördern. Von der Bereitstellung ökosystemarer Funktionen bis zum Genuss von Natur als psychosozialem Erlebnisraum bietet sich eine große Bandbreite der Maßnahmen im urbanen Raum.
Zum Referenten: Dr. Philipp Unterweger ist studierter Biologe und Germanist. Nach seiner Promotion an der Schnittstelle von Insektenförderung und Naturakzeptanz in Stadtgebieten arbeitete er in der freien Wirtschaft und gründete sein Fachbüro zur Biodiversitätsberatung. Seine Beratung ist in erster Linie der Biodiversität verpflichtet und erschließt daher neue Herangehensweisen bei der Integration nachhaltiger Vielfaltskonzepte. Neben der Erstellung von urbanen Biodiversitätskonzepten für Kommunen berät Philip Unterweger Industrie und Landwirtschaft bei der Integration von Biodiversität im Geschäftsmodell und bei der Umsetzung von naturnahen Betriebsstandorten.
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Moderne Landwirtschaft aus dem Blickwinkel der Bienen
Dr. Klaus Wallner
Honigbienen und ihre Verwandten, die Hummeln und Solitärbienen, sind konsequente Vegetarier. Sie ernähren sich ausschließlich von Nahrungsquellen, die in Verbindung mit der Pflanzenwelt stehen. Im Gegensatz zur Honigbiene, die als sogenannter Generalist eine Vielzahl von Pflanzenarten als Nektar- und Pollenquelle nutzen kann, finden wir vor allem bei den Solitärbienen starke Abhängigkeiten von bestimmten Pflanzenarten und darüber hinaus noch besondere Ansprüche an die Nistmöglichkeiten. Aus der Sicht aller Blütenbesucher haben sich die Landschaften in den letzten Jahrzehnten massiv verändert und schränken dadurch die Überlebenschancen vieler Bienenarten zunehmend ein. Welche Rolle spielen die Landwirtschaft und der chemische Pflanzenschutz? Was können und müssen wir tun, um die Artenvielfalt dieser wichtigen Bestäuber zu sichern?
Zum Referenten: Dr. Klaus Wallner ist Bienenexperte und Leiter des Rückstandlabors an der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim. Mit verschiedenen Initiativen unterstützt er die biodiverse Landwirtschaft.
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Biodiversität und Klimawandel
Professor Dr.-Ing. Alexander Peringer
Der Klimawandel verändert die Lebensräume in unseren Landschaften und damit die Grundlage der Biodiversität. Der Vortrag gibt einen Überblick über den Einfluss klimatischer Veränderungen in vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit als Grundlage, um die Bedeutung rezenter und zukünftiger klimatischer Veränderungen zu verstehen. Es werden naturnahe Ökosysteme und Nutzökosysteme besprochen, die für die Biodiversität von besonderer Bedeutung sind.
Zum Referenten: Dr.-Ing. Alexander Peringer ist Professor für Landschaftsökologie und Ressourcenschutz an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen Geislingen HfWU und Direktor des Forschungsinstitutes für Landschaft und Umwelt ILU. Sein Forschungsschwerpunkt ist Landschaftswandel unter Veränderungen von Landnutzungssystemen und Klima. Die Ergebnisse, vorwiegend aus strategischen Computersimulationen landschaftlicher Veränderungen in über Europa verteilten Studiengebieten, finden sich in zahlreichen Veröffentlichungen.
Zum Online-Vortrag: VHS: Biodiversität und Klimawandel