Umweltminister Franz Untersteller: „Die Richtung stimmt, aber es bleibt noch viel zu tun.“
Das Umweltministerium hat dem Kabinett einen Zwischenbericht zu Umfang und Art der Treibhausgasemissionen vorgelegt, die der Arbeit der Landesverwaltung zuzurechnen sind. Damit liegt eine aktuelle Einschätzung der zurückgelegten Strecke auf dem Weg zur klimaneutralen Landesverwaltung vor. Die Landesregierung hat sich im Klimaschutzgesetz das Ziel gesetzt, die Verwaltung bis zum Jahr 2040 weitgehend klimaneutral zu organisieren.
Umweltminister Franz Untersteller zog eine insgesamt positive Bilanz der ersten Arbeitsjahre nach Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes, machte aber auch deutlich, dass noch einige Anstrengungen nötig sind, um das Ziel zu erreichen: „Die Landesverwaltung hat seit 2010 ihre Treibhausgasemissionen um rund 30 Prozent reduziert. Das ist ein Erfolg, ohne Frage. Aber der Anfang war der leichtere Teil auf dem Weg zur weitgehenden Klimaneutralität. Was noch vor uns liegt, wird schwieriger und es wird in Teilen auch weh tun.“
In der vorliegenden Zwischenbilanz sind vor allem Daten zum Strom- und Wärmebedarf der Landesliegenschaften einschließlich universitärer Einrichtungen und Anmietungen erfasst. Außerdem sind Daten zu Mobilität und Dienstreisen erhoben. Im Bereich der Kfz-Mobilität ist die Datenbasis allerdings teilweise noch unzureichend. Schließlich beschäftigt sich der Bericht mit den Themen Beschaffung und Green IT sowie mit dem Beitrag des Essensangebots in Kantinen und Mensen.
Der wesentliche Treibhausemittent sind nach wie vor die Landesliegenschaften, die einen Anteil von rund 83 Prozent an den Gesamtemissionen der Landesverwaltung haben (Strom, Wärme, Wasser/Abwasser). 2010 wurden etwa 646.000 Tonnen CO2 ausgestoßen. 2015 waren es noch rund 425.000 Tonnen, das entspricht einem Minus von etwa einem Drittel.
Ein ambivalentes Bild ergibt sich im Bereich der Mobilität. Während bei den Bahnreisen nach der Umstellung der Deutschen Bahn auf Ökostrom die Emissionen stark gesunken sind, sind die Emissionen durch dienstliche Reisen mit dem Kfz um nur drei Prozent zurückgegangen. Sogar deutlich gestiegen sind auf der anderen Seite die durch dienstliche Flugreisen verursachten Emissionen (von 26.967 t/CO2 im Jahr 2010 auf 41.028 t/CO2 im Jahr 2015), so dass unter dem Strich bei der Mobilität eine Zunahme um rund 11 Prozent steht.
„Saubere, klimaschonende Mobilität ist eine ganz besondere Herausforderung, der wir uns in den nächsten Jahren verstärkt widmen müssen“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller. „Dass die Bahn inzwischen mit Ökostrom fährt, hilft uns. Aber weder die Zunahme der flugbedingten CO2-Emissionen kann uns gefallen noch der relative Stillstand in Bezug auf den Fuhrpark des Landes und die Dienstreisen mit den Kraftfahrzeugen.“
Angesichts der negativen Entwicklung bei den flugbedingten Emissionen wurde die bislang von den Ressorts zu zahlende Klimaabgabe ausgeweitet. Künftig sollen auch die den Ministerien nachgeordneten Behörden wie Universitäten und Hochschulen auf freiwilliger Grundlage eine Klimaabgabe abführen können. „Vorrangiges Ziel muss es bleiben, die Flugreisen auf das notwendige Maß zu begrenzen“, sagte Umweltminister Untersteller. „Ist ein Flug aber nicht vermeidbar, soll über die Klimaabgabe zumindest ein gewisser Ausgleich erfolgen.“
Schwierige Hausaufgaben gebe es auch bei den Landesliegenschaften, sagte Untersteller weiter: „Die in der Summe gute Bilanz geht auch auf den zwischenzeitlich erfolgten Bezug von Ökostrom für die Landesliegenschaften zurück. Das ist zwar klimaschonend, der Effekt aber nur einmal abzurufen. Um unser Ziel, die weitgehend klimaneutrale Landesverwaltung, zu erreichen, müssen wir jetzt darangehen, Strom und Wärme noch effizienter einzusetzen, also insgesamt weniger zu verbrauchen und auch den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Das ist weitaus schwieriger.“
Nötig dafür seien beispielsweise weitere Anstrengungen bei der Gebäudesanierung, aber auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Wärmebereich, so Untersteller. Der Umweltminister appellierte auch an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesverwaltung, sich selbst und ihr Verhalten im Arbeitsalltag zu hinterfragen. Der Einfluss der Beschäftigten sei nicht zu unterschätzen. Energieeffizientes Verhalten am Arbeitsplatz könne zu Verbrauchssenkungen von bis zu 15 Prozent beitragen.
Ergänzende Informationen
Bezugsrahmen für den aktuellen Bericht und die errechneten Treibhausgasminderungen ist eine im Jahr 2014 erstellte Startbilanz mit Daten im Wesentlichen aus dem Jahr 2010. Sie wurde im Auftrag der Landesregierung vom Unternehmen FutureCamp in München erstellt. Die Datenberechnungen in der nun erfolgten Fortschreibung wurden ebenfalls von FutureCamp überprüft.
Die aktuelle Zwischenbilanz beschränkt sich auf den Ausstoß von CO2. Nicht berücksichtigt sind Treibhausgase wie Methan und Distickstoffoxid, die in der Landesverwaltung nicht in nennenswertem Umfang anfallen. Insbesondere im Bereich der Kfz-Mobilität liegt außerdem bislang keine vollständige Datenerfassung vor.
Der Bericht wird jetzt dem Landtag zur Diskussion und Bewertung übergeben. Die nächste Zwischenbilanz ist in drei Jahren, 2020, geplant.
Zum Herunterladen
Auf dem Weg in die klimaneutrale Landesverwaltung – CO2-Bilanz nach dem Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg [05/17; 3,2 MB]
Übersicht — Treibhausgasemissionen der baden-württembergischen Landesverwaltung [05/17; 395 KB]