Meldepflichtiges Ereignis

Kernkraftwerk Philippsburg, Block 2

Im stillgelegten Kernkraftwerk Philippsburg (Block 2) wurden an zwei Fässern mit radioaktiven Abfällen Korrosionen entdeckt. Für Mensch und Umwelt bestand keine Gefahr.

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Kernkraftwerk Philippsburg ohne Türme (Aufnahme vom 03.06.2020)

Im stillgelegten Kernkraftwerk Philippsburg (Block 2) hat der Betreiber an zwei Stahlfässern mit radioaktiven Abfällen wanddurchringende Korrosionen entdeckt. Bei der Vorbereitung der Fässer für die Verpackung in sogenannten Konrad-Container stellte er korrodierte Stellen mit Laufspuren von angetrockneter Flüssigkeit fest. Die Kontaminationsmessungen zeigten an diesen Stellen geringe Werte. Bei den Abfällen handelt es sich um ehemals flüssige Abfälle, die 1994 in den Fässern getrocknet wurden.

Der Genehmigungsinhaber stufte das Ergebnis als Meldekategorie N (Normalmeldung) ein; INES 0 (keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung). Es bestand keine Gefahr für Menschen und Umwelt.

Es ist geplant, die Fässer in Konrad-Container einzustellen.

Die an der Außenseite festgestellte Kontamination legt nahe, dass es sich um wanddurchdringende Korrosionen handelt und es in der Vergangenheit zu einem Austritt von Medium aus den Fässern gekommen ist. Die Fässer befanden sich in einem Kontrollbereich, in dem radioaktive Kontaminationen vorkommen können. Da Korrosion an Metallfässern nach langer Lagerung nicht ungewöhnlich ist, werden die gelagerten Fässer regelmäßig inspiziert. Für die Endlagerung spielt die Dichtheit der Metallfässer keine Rolle. Aktuell treten keine radioaktiven Substanzen aus den Fässern aus und die Stabilität der Fässer ist nicht gefährdet. Die sicherheitstechnische Bedeutung des Ereignisses ist daher gering. Es ergaben sich keine Auswirkungen auf Personen und die Umwelt.

Ergänzende Informationen für die Redaktionen

Die für die kerntechnische Sicherheit bedeutsamen Ereignisse sind den atomrechtlichen Aufsichtsbehörden der Länder nach den bundeseinheitlichen Kriterien der Atomrechtlichen Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung – AtSMV zu melden. Ziel des Meldeverfahrens ist, den Sicherheitsstand der Kernkraftwerke zu überwachen, dem Auftreten ähnlicher Fehler in anderen Kernkraftwerken vorzubeugen und die gewonnenen Erkenntnisse in sicherheitstechnische Verbesserungen einfließen zu lassen.

Die meldepflichtigen Ereignisse sind unterschiedlichen Kategorien zugeordnet (Erläuterungen zu den Meldekriterien für meldepflichtige Ereignisse):

Kategorie S (Unverzügliche Meldung)
Ereignisse, die der Aufsichtsbehörde unverzüglich gemeldet werden müssen, damit sie gegebenenfalls in kürzester Frist Prüfungen einleiten oder Maßnahmen veranlassen kann. Hierunter fallen auch die Vorkommnisse, die akute sicherheitstechnische Mängel aufzeigen.

Kategorie E (Meldung innerhalb von 24 Stunden)
Ereignisse, die der Aufsichtsbehörde binnen 24 Stunden gemeldet werden müssen, damit sie gegebenenfalls in kurzer Frist Prüfungen einleiten oder Maßnahmen veranlassen kann. Hierunter fallen auch die Ereignisse, deren Ursache aus Sicherheitsgründen in kurzer Frist geklärt und gegebenenfalls in angemessener Zeit behoben werden muss. In der Regel handelt es sich dabei um sicherheitstechnisch potentiell - aber nicht unmittelbar - signifikante Ereignisse.

Kategorie N (Meldung bis zum fünften Werktag)
Ereignisse, die der Aufsichtsbehörde innerhalb von 5 Werktagen gemeldet werden müssen, um eventuelle sicherheitstechnische Schwachstellen frühzeitig erkennen zu können. Dies sind in der Regel Ereignisse von geringer sicherheitstechnischer Bedeutung, die über routinemäßige betriebstechnische Einzelereignisse bei vorschriftsmäßigem Anlagenzustand und -betrieb hinausgehen. Unverfügbarkeiten von Komponenten/Systemen, die durch im Betriebshandbuch spezifizierte Prozeduren temporär beabsichtigt herbeigeführt werden, sind nicht meldepflichtig, wenn dies auch in der Sicherheitsspezifikation des Betriebshandbuches entsprechend berücksichtigt ist.

Internationale Bewertungsskala INES: Aufgrund einer Vereinbarung zwischen den Betreibern der Kernkraftwerke und dem Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit werden meldepflichtige Ereignisse in Kernkraftwerken auch nach der Bewertungsskala INES (International Nuclear and Radiological Event Scale) der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und der Nuklearenergie-Agentur (NEA) der OECD bewertet. Sie hat eine rasche und für die Öffentlichkeit verständliche Bewertung eines Ereignisses zum Ziel.

Die Skala umfasst sieben Stufen:

1 – Störung
2 – Störfall
3 – ernster Störfall
4 – Unfall mit örtlich begrenzten Auswirkungen
5 – Unfall mit weitergehenden Auswirkungen
6 – schwerer Unfall
7 – katastrophaler Unfall

Meldepflichtige Ereignisse, die nach dem INES-Handbuch nicht in die Skala (1 bis 7) einzuordnen sind, werden unabhängig von der sicherheitstechnischen Bedeutung nach nationaler Beurteilung der „Stufe 0” zugeordnet.