Pandemiebedingt ist die Nachfrage nach Energie in 2020 eingebrochen – Preise für alle Energieträger sind dadurch deutlich gesunken
Das Umweltministerium hat heute den jährlichen Energiepreisbericht für Baden-Württemberg veröffentlicht. Der Bericht wurde wie in den vergangenen Jahren vom Leipziger Institut für Energie (IE Leipzig) erstellt und gibt für das Jahr 2020 einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Preise auf dem Öl- und Gasmarkt sowie bei Strom und Kraftstoffen. Zudem wirft er einen Blick in die Zukunft und zeigt anhand seiner Prognosen die möglichen Preisentwicklungen bis zum Jahr 2027.
Preisentwicklung 2020 – Ausnahmejahr durch die Corona-Pandemie
„Der pandemiebedingte Konsumrückgang, Unterbrechungen in den Lieferketten und die eingeschränkte Mobilität haben die Nachfrage nach Energie im vergangenen Jahr deutlich einbrechen lassen. Welche Auswirkungen das auf die Energiepreise in Baden-Württemberg hatte, zeigt der diesjährige Energiepreisbericht auf Basis umfassender Daten“, sagte Energieministerin Thekla Walker heute (16.07.) in Stuttgart. So seien im vergangenen Jahr die Preise für alle Energieträger gefallen. Jedoch gehe das IE Leipzig in seinen Prognosen von einer raschen Erholung der Märkte aus. „Damit die Energiewende in allen Sektoren vorankommt, müssen wir die richtigen Anreize schaffen, um so fossile Energieträger durch klimafreundlichere Alternativen aus erneuerbaren Energien zu ersetzen. Mit dem CO2-Preis für den Verkehrs- und Wärmesektor sind wir auf dem richtigen Weg, aber wir müssen auch den Strompreis dringend weiter entlasten.“
Ölmarkt
Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kam es auf dem Rohölmarkt zu drastischen Preiseinbrüchen mit erstmals negativen Preisen im April 2020. Vor dem Hintergrund dieser Ausnahmeentwicklung fielen auch die Heizöl- und Kraftstoffpreise im vergangenen Jahr deutlich. So zahlten Haushalte für Heizöl im Jahr 2020 durchschnittlich 50,10 Euro je 100 Liter (2019: 67,60 Euro). Für gewerbliches Heizöl lag der Preis bei 36,10 Euro je 100 Liter (2019: 53,70 Euro). Das sind im Jahresdurchschnitt rund 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Ein Liter Benzin kostete im vergangenen Jahr 1,30 Euro (2019: 1,44 Euro), Diesel rund 1,14 Euro pro Liter (2019: 1,29 Euro).
Gasmarkt
Gegenüber dem Vorjahr sind die Gaspreise für private Haushaltskunden im Durchschnitt um 4,5 Prozent auf 5,96 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) gesunken (2019: 6,24 ct/kWh). Unternehmen zahlten dagegen 4,83 ct/kWh (2019: 4,82 ct/kWh). Damit liegt Baden-Württemberg bei den Gaspreisen für private und gewerbliche Kunden deutschlandweit über dem Durchschnitt (Haushalte: 5,55 ct/kWh, Gewerbe: 4,62 ct/kWh). Grund dafür ist der höhere Verteilungsaufwand in einem Flächenland wie Baden-Württemberg und der weitere Ausbau des Gasnetzes. Insgesamt zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher geringere Gaspreise als in den anderen Staaten in der EU.
Strompreise
Der Jahresmittelwert der Börsenstrompreise lag 2020 bei 30,40 Euro je Megawattstunde. Damit sind die Strompreise am Großhandelsmarkt um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Grund dafür ist der pandemiebedingte Rückgang der Nachfrage nach Energie und die niedrigen Erdgas- und Kohlepreise. Gleichzeitig blieb die Produktion aus erneuerbaren Energien weiterhin auf hohem Niveau. Deutschlandweit erhöhten sich die Preise für Haushaltsstrom (um 3,1 Prozent auf 31,4 ct/kWh). Verantwortlich für diesen bundesweiten Anstieg sind die höhere EEG-Umlage, höhere Netzentgelte und gestiegene Beschaffungskosten. Insgesamt bleibt der Anteil der staatlichen Preisbestandteile am Strompreis für Haushalte im Jahr 2020 unverändert hoch (51,4 Prozent).
Prognose der weiteren Preisentwicklung
Das IE Leipzig geht in seiner Prognose von einer raschen Erholung der Energiemärkte und –preise aus. Den Berechnungen legt der Bericht das Basisjahr 2019 zugrunde, um so Sondereffekte und Verzerrungen durch die Corona-Pandemie zu vermeiden.
Nach Erwartungen der Expertinnen und Experten wird der Rohölpreis bis zum Jahr 2027 unter dem Preisniveau von 2019 liegen. Aber angesichts des steigenden CO2-Preis müssen sich die Endverbraucherinnen und Endverbraucher auf höhere Preise für Heizöl und Kraftstoffe einstellen. So könnte der Preis für leichtes (nicht-gewerbliches) Heizöl bis 2027 auf 67,6 Euro pro 100 Liter steigen. Für einen Liter Superbenzin ist ein Anstieg von rund 10 Prozent (1,44 Euro pro Liter) im Vergleich zu 2019 prognostiziert. Auch beim Gaspreis rechnet das IE Leipzig bis 2027 mit höheren Preisen als heute.
Der Börsenstrompreis könnte laut den Prognosen des IE Leipzig bis 2027 um rund 32 Prozent höher als im Jahre 2019 liegen. Die privaten Haushalte müssten dann in Baden-Württemberg mit einem Preisanstieg auf 36 ct/kWh rechnen (2020: 31,39 ct/kWh). Bei den Berechnungen wird die EEG-Umlage ab 2022 mit 6,0 ct/kWh als konstant angenommen.
Dabei ist zu beachten, dass sich das Leipziger Institut für Energie auf mehrere unterschiedliche Datenquellen stützt. Preisangaben im Bericht können deshalb im Einzelfall leicht voneinander abweichen. Zudem unterliegt die Prognose für die betrachteten Energiemärkte erheblichen Unsicherheiten. Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen können sich auf nationaler und internationaler Ebene schnell verändern und haben große Auswirkungen auf die zukünftige Preisentwicklung.