Umweltminister Franz Untersteller: „Baden-Württemberg zeigt, wie der lebenswichtige Phosphor zurückgewonnen werden kann. Jetzt muss der Bund die richtigen Rahmenbedingungen setzen und die geplante Novelle der Klärschlammverordnung überarbeiten.“
In Stuttgart findet heute (26.10.) und morgen der Kongress „Phosphor – ein kritischer Rohstoff mit Zukunft“ statt. Fachleute aus dem In- und Ausland beraten dabei, wie rohstoffarme Länder wie Deutschland ihren Bedarf an lebenswichtigem Phosphor langfristig sichern können.
Mit der zweitägigen Fachtagung unterstreiche Baden-Württemberg seine Rolle als europaweit führende Region in Forschung und Entwicklung von Verfahren zur Phosphor-Rückgewinnung, erklärte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller: „Unser Wirtschaftsstandort ist leider noch vollkommen abhängig vom Import von Rohphosphaten und den daraus hergestellten Mineraldüngern – und das, obwohl in unseren Abfällen viel nutzbares Phosphor steckt. Gleichzeitig belastet der Abbau des Rohstoffes die Umwelt in den wenigen Lieferstaaten in immer größerem Maße. Diese Länder sind politisch nicht unbedingt als stabil zu bezeichnen und können als Lieferanten auch ausfallen. Wir müssen es daher schaffen, unsere strategische Abhängigkeit von diesen Staaten zu verringern und die lebenswichtige Ressource Phosphor aus unseren Abfällen zurückgewinnen.“
Vor diesem Hintergrund habe er kein Verständnis dafür, warum der Bund bei der aktuellen Novelle der Klärschlammverordnung die Betreiber größerer Kläranlagen erst ab dem Jahr 2029 dazu verpflichten möchte, Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen, betonte der Minister. „Wir haben in Offenburg eine große Kläranlage, die zeigt, dass uns schon heute die Technik zur Verfügung steht, den wichtigen Stoff wiederzugewinnen. Warum möchte der Bund hier weitere zwölf Jahre zuwarten und wertvolle Zeit vergeuden?“
Ebenso wenig nachvollziehbar seien die aktuellen Pläne des Bundes, kleinere Kläranlagen von der Pflicht zur Wiedergewinnung ganz freizustellen und es ihnen zu erlauben, den Klärschlamm auf landwirtschaftlichen Flächen auszubringen. „Die aktuellen Diskussionen um großflächige PFC-Belastungen in Mittel- und Nordbaden oder um Mikrokunststoffe in den Gewässern zeigen, dass wir mit dem Unsinn aufhören müssen, zuerst mit großem Aufwand Schadstoffe aus dem Abwasser zu fischen, nur um sie nachher wieder in die Umwelt freizusetzen“, betonte Untersteller. Das Ziel müsse sein, erst den wertvollen Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzuholen und danach den Klärschlamm zu 100 Prozent zu verbrennen. Schon heute erreiche Baden-Württemberg eine Verbrennungsquote von 95 Prozent, damit lande hier so wenig Klärschlamm auf den Feldern wie nirgendwo sonst in Europa.
Damit habe Baden-Württemberg die Basis gelegt, den Wirtschaftsstandort so gut wie möglich aus den im Land vorhandenen Phosphor-Quellen versorgen zu können, so Umweltminister Untersteller. „Wir werden uns auch weiterhin auf Bundesebene für den Aufbau einer möglichst umfassenden Kreislaufwirtschaft sowie der notwendigen Infrastruktur zur Phosphorrückgewinnung einsetzen. Mit einem umfangreichen Förderprogramm machen wir dazu in Baden-Württemberg den Anfang und werden weitere große Recyclinganlagen für Phosphor aufbauen.“
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