Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselfaktor zur Einhaltung der Klimaschutzziele und wird in den kommenden Jahren – nach Energieeffizienz, erneuerbaren Energien und Elektrifizierung – zur vierten Säule der Energiewende. Die im Jahr 2023 durchgeführte landesweite Bedarfserhebung zeigt einen höheren und schneller steigenden Bedarf, als es bisherige Studien und Analysen angenommen haben.
Die Bundesnetzagentur hat am 22. Oktober 2024 den Antrag der Fernleitungsnetzbetreiber für das Wasserstoff-Kernnetz genehmigt. Dies ist ein wichtiges Signal für den Wasserstoffhochlauf, welches auch international Beachtung findet. Das Kernnetz deckt nicht alle Regionen in Baden-Württemberg ab und wird in der zeitlichen Umsetzung noch Zeit in Anspruch nehmen. Der zusätzlich notwendige Ausbau des vorgesehenen Wasserstoffnetzes muss über den Netzentwicklungsplan Gas und Wasserstoff erfolgen. Zur Versorgung bis zum Bau von Fernleitungen und zur Abdeckung von bisher nicht erschlossenen Gebieten ist es deshalb erforderlich, bereits jetzt Erzeugungskapazitäten (und damit Wertschöpfungsketten) vor Ort aufzubauen.
Ziel und Inhalte des Förderprogramms
Mit dem Förderprogramm ELY unterstützen wir die lokale Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff durch Wasser-Elektrolyse, um bereits mittelfristig eine hinreichende Versorgung mit Wasserstoff zu erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit der baden-württembergischen Unternehmen zu sichern. Der Fokus liegt auf dem Aufbau von Wasserstoff-Hubs in Baden-Württemberg. Die Elektrolyseure und Wasserstoff-Hubs sollen dabei weitestgehend im Einklang mit dem regionalen Ausbau des Stromnetzes und dem regionalen Ausbau von Erneuerbaren-Energien-Anlagen (EE-Anlagen) errichtet beziehungsweise erweitert werden. Der parallele Auf- und Ausbau ist von hoher Bedeutung für die Energiewende und das Erreichen der Klimaschutzziele in Baden-Württemberg.
Das Programm fördert die Neuerrichtung von lokalen Elektrolyseuren mit integrierten Konzepten zur Herstellung von erneuerbarem Wasserstoff für die regionale Versorgung. Zudem werden Investitionen in eine bedarfsgerechte Erweiterung der Erzeugungskapazität von Elektrolyseuren für zusätzliche Abnehmer von erneuerbarem Wasserstoff unterstützt. Neu zu errichtende Elektrolyseure oder die Erweiterung eines Elektrolyseurs müssen eine elektrische Nennleistung von mindestens 1 Megawatt (1 MWel) aufweisen. Die geförderten Bestandteile der Anlage müssen dem aktuellen Stand der Technik entsprechen.
Die Fördersumme soll in der Regel zehn Millionen Euro pro Projekt nicht überschreiten, bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind es maximal 8,25 Millionen Euro pro Projekt. Die Beihilfeintensität (Förderquote) beträgt bis zu 45 Prozent der zuwendungsfähigen Investitionskosten, bei KMU kann der Prozentsatz höher liegen.
Zuwendungsfähig sind die gesamten Investitionskosten, die für die Neuerrichtung von Elektrolyseuren beziehungsweise für die Erweiterung der Erzeugungskapazität von Elektrolyseuren inklusive der für den Betrieb notwendigen Balance of Plant erforderlich sind. Weitere Komponenten wie stationäre Speicheranlagen für erneuerbaren Wasserstoff und Wasserstoff-Kompressoren werden in angemessenem Umfang (etwa bis zu 30 Prozent der Gesamtausgaben) ebenfalls gefördert.
Antragsberechtigt für die Neuerrichtung oder eine Erweiterung eines Elektrolyseurs sind juristische Personen des öffentlichen Rechts und des Privatrechts sowie natürliche Personen, sofern sie wirtschaftlich tätig sind. Darunter fallen auch kommunale Eigenbetriebe, Zweckverbände, kommunale Körperschaften, sonstige Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts.
Wer wird im ersten Förderaufruf gefördert?
Die ersten acht Projekte haben ihre Zuwendungsverträge für das Förderprogramm für Elektrolyseure („ELY”) erhalten. Im ersten Förderaufruf von 2025 entsteht mit insgesamt 50,7 Millionen Euro eine neue Elektrolyse-Kapazität von 55 Megawatt.
Antragsteller: Abfallwirtschaft Rems-Murr AöR
Die Abfallwirtschaft Rems-Murr AöR (AWRM) plant die Errichtung eines 10-MW-PEM-Elektrolyseurs am Entsorgungszentrum Winnenden. In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Winnenden soll eine regionale Versorgung mit grünem Wasserstoff für das umliegende Gebiet aufgebaut werden. Ziel des Projekts ist die nachhaltige Erzeugung und Verteilung von Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Konditionen, um die Entwicklung einer lokalen, klimafreundlichen und resilienten Wasserstoff-Wertschöpfungskette im Rems-Murr-Kreis zu fördern.
Durch die Erzeugung von grünem Wasserstoff sollen sowohl bestehende als auch zukünftige Engpässe im Stromtransportnetz reduziert und die steigende Nachfrage nach Wasserstoff in der Region bedient werden. Zudem wird die Nutzung der entstehenden Abwärme einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des lokalen Wärmenetzes der Fernwärme Winnenden leisten.
Antragsteller: Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH
Die Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH realisiert am Standort Aitrach-Ferthofen den Aufbau und den Betrieb eines 5-MW-PEM-Elektrolyseurs. Ziel ist die regionale Bereitstellung von zertifiziertem, erneuerbarem Wasserstoff in höchsten Qualitäten, die Stärkung einer dezentralen Wasserstoff-Versorgungs-infrastruktur in Süddeutschland und die Skalierung bestehender kunden-individueller Vertriebskapazitäten.
Das Projekt verbindet technologische Innovation durch die energieflexibel betriebene PEM-Elektrolyse zur Erfüllung der RFNBO-Zertifizierung und der Wasserstoffversorgung in kunden-individuellen Vertriebskonzepten via Flaschen, Bündeln, Bündel-Großspeichern, stationären Tankanlagen und Wasserstoff-Tanktrailern.
Antragsteller: Stadtwerke Stuttgart
Die Stadtwerke Stuttgart erweitern den derzeit im Bau befindlichen Green Hydrogen Hub im Stuttgarter Hafen um einen vierten 3-MW-PEM-Elektrolyseur sowie zusätzliche Speichertechnik. Damit steigt die geplante Gesamtkapazität der Anlage von neun Megawatt auf zwölf Megawatt Elektrolyseleistung.
Die Region Stuttgart weist einen wachsenden Bedarf an grünem Wasserstoff auf – insbesondere im Schwerlastverkehr, ÖPNV und in der Industrie. Bislang fehlen lokale Erzeugungskapazitäten und Wasserstoff wird zu 100 Prozent importiert. Der Green Hydrogen Hub soll diese Lücke schließen, indem er künftig regional erzeugten, hochreinen grünen Wasserstoff über die H2-GeNeSiS-Pipeline und per Trailerverladung bereitstellt.
Antragssteller: GreenHydro2 Almosenberg GmbH
Das Projekt GreenHydro 2 Almosenberg umfasst die Errichtung einer 10-MW-PEM-Elektrolyseanlage im Gewerbegebiet Almosenberg der Stadt Wertheim im Main-Tauber-Kreis im Norden Baden-Württembergs. Die Elektrolyseanlage soll grünen Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren und durch eine angegliederte Trailerabfüllstation und Wasserstofftankstelle als regionaler Wasserstoff-Hub fungieren.
Durch die geplante Nutzung der anfallenden Elektrolyseabwärme mittels eines Wärmenetzes wird zusätzlich ein erheblicher Beitrag zur Dekarbonisierung der lokalen Wärmeversorgung geleistet. Die Sektorenkopplung ist somit von Beginn an integraler Bestandteil des Projekts.
Antragssteller: SWU Energie GmbH
Die SWU Energie GmbH errichtet eine 10-MW-PEM-Elektrolyseanlage im Norden von Ulm. Direkt an der A8 soll die Anlage grünen Wasserstoff aus Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft erzeugen. Aufgrund der wachsenden Anzahl an Erneuerbare-Energien-Anlagen im Umkreis von Ulm und der Verwendung von Überschussstrom in der Anlage kann der Elektrolyseur als flexible Last das Netz entlasten. Mit dem erzeugten Wasserstoff sollen verschiedene Abnehmer aus Industrie und Mobilität beliefert werden. Gleichzeitig wird eine Direktleitung zur nahegelegenen „Tankstelle der Zukunft“ geprüft.
Das Projekt H2Bridge ist damit das fehlende Puzzleteil der Energiewirtschaft in der Region Ulm und Alb-Donau.
Antragssteller: RMA Kehl GmbH & Co. KG
Das Projekt HYDROPORTKEHL zielt darauf ab, ein umfassendes Wasserstoff-Ökosystem im Hafen Kehl zu etablieren. Die RMA Kehl GmbH & Co. KG, die Hafenverwaltung Kehl KdöR und die badenova AG & Co. KG arbeiten zusammen, um einen 1-MW-PEM-Elektrolyseur zu installieren, der grünen Wasserstoff, Sauerstoff und Abwärme produziert.
Der grüne Wasserstoff wird über eine Direktleitung zu industriellen Abnehmern transportiert und für Anwendungen im Bereich der Mobilität zur Verfügung gestellt. Die Abwärme wird zur Wärmeversorgung eines Verwaltungsgebäudes genutzt und der Sauerstoff soll perspektivisch für Anwendungen zum Beispiel im benachbarten Stahlwerk bereitgestellt werden. Das Projekt verfolgt die Ziele Klimaneutralität, Versorgungssicherheit und Sektorenkopplung von Strom, Wärme, Mobilität und Industrie.
Antragsteller: fischer Edelstahlrohre GmbH
Die fischer Edelstahlrohre GmbH realisiert im Rahmen des Vorhabens hyfischer einen 1-MW-Elektrolyseur in Achern. Ziel des Vorhabens ist der Aufbau eines möglichst energieautarken Gesamtsystems zur Erzeugung, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff.
Die zentrale Herausforderung besteht darin, industriell nutzbaren Wasserstoff mit unternehmenseigenem Windstrom zu produzieren und das unabhängig von Strommarktbedingungen und Netzengpässen. Durch die Kombination eines leistungsfähigen Elektrolyseurs und einem innovativem Feststoffspeichersystem wird Wasserstoff mit hoher Sicherheit, geringer Umweltbelastung und effizientem Flächenbedarf erzeugt und gespeichert. Erwartet werden ein signifikanter Beitrag zur Dekarbonisierung und die Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten.
Antragsteller: Deutsche ReGas Wasserstoff GmbH
Die Deutsche ReGas Wasserstoff GmbH wird eine 15-MW-PEM-Wasserstoff-produktionsanlage in der Gemarkung der Stadt Bruchsal errichten und betreiben.
Die Anlage soll der sicheren und zeitnahen Versorgung lokaler Bedarfsträger mit grünem Wasserstoff in der Region Bruchsal-Karlsruhe dienen. Durch Beimischung in das existierende Erdgasnetz können Wasserstoffkonsumenten bis zum Anschluss an ein Wasserstoffnetz in ihrer Bilanzsumme auf 100 Prozent lokalen, grünen Wasserstoff umstellen. Die entstehende Prozesswärme wird in das lokale Fernwärmenetz der Stadtwerke Bruchsal eingespeist.
Ablauf des Förderaufrufs
Die Frist für die Einreichung von Anträgen auf den Förderaufruf im Jahr 2025 endete am 15. Mai 2025. Der Zeitplan für den Förderaufruf im Jahr 2026 und der Stichtag stehen noch nicht fest.
Der Projektträger Karlsruhe (Kontaktdaten siehe unten) übernimmt im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg die Beratung, Antragsannahme, Bewilligung, die Auszahlung und die Abrechnung der Zuwendung, die Entgegennahme und die Prüfung der Verwendungsnachweise.
Im Förderprogramm sind zwei Förderaufrufe vorgesehen, einer im Jahr 2025 und einer im Jahr 2026. Nach dem Förderaufruf können bis zum jeweils angegebenen Stichtag Anträge auf Förderungen beim Projektträger Karlsruhe eingereicht werden.
Zur Antragstellung ist das elektronische Antragssystem „pt-outline“ zu nutzen. Der Link zur Ausschreibung und die erforderlichen Dokumente sind auf der Internetseite des Projektträgers Karlsruhe zu finden.
Die Frist für die Einreichung von Anträgen auf den Förderaufruf im Jahr 2025 endete am 15. Mai 2025. Der Zeitplan für den Förderaufruf im Jahr 2026 und den Stichtag stehen noch nicht fest.
Wer sich über die Anforderungen, das Verfahren und den Ablauf des Förderaufrufs 2025 informieren möchte, findet weitere Informationen im Förderaufruf [PDF; 02/25] oder kann sich an den Projektträger Karlsruhe wenden.
Anschrift
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Projektträger Karlsruhe
Baden-Württemberg Programme (PTKA-BWP)
Hermann-von-Helmholtz-Platz 1
76344 Eggenstein-Leopoldshafen
Ansprechpersonen bei PTKA
Dr.-Ingenieurin Jennifer Hrabowski
Telefon: 0049 721 608 24998
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Vincent Weyershausen
Telefon: 0049 721 608 24209
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