1. Platz – Rottweil
Der Landkreis Rottweil ist ein Leitstern-Teilnehmer der ersten Stunde und einer von 12 Kreisen, der sich an jedem der bislang fünf Wettbewerbe beteiligt hat. Gleichzeitig arbeitete sich Rottweil mit jedem Wettbewerb weiter an die Spitze vor. Nach einem sehr guten 3. Platz 2018 schafft es der Kreis beim Leitstern 2020 auf den Spitzenplatz. Das gute Abschneiden ist auf anhaltend steigendes Engagement im Bereich Energieeffizienz zurückzuführen. Bei den messbaren Erfolgen kann Rottweil sein Niveau halten.
Die anhaltende Verbesserung beim politischen Engagement ist auf die Aktivitäten zur Umsetzung der Programmatik im Kreis zurückzuführen. So beschäftigt der Kreis einen Klimaschutzmanager und überprüft regelmäßig den Fortschritt bei der Umsetzung seines integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes. Beim Energiemanagement führt der Kreis wie bereits 2018.
Bei den Outputindikatoren verlor der Gesamtsieger einen Platz gegenüber 2018 (von Platz 5 auf Platz 6). In diesem Bereich kann Rottweil vergleichsweise energieeffiziente Liegenschaften vorweisen, insbesondere hinsichtlich des Stromverbrauchs. Die Akteure im Kreis nehmen zudem das Energieberatungsangebot im Vergleich gut wahr. Die kleinen und mittleren Unternehmen setzen zudem viele Effizienzmaßnahmen um.
2. Platz – Göppingen
Nach dem Gewinn des ersten Wettbewerbs im Jahr 2014 und des Leitsterns 2018 erreicht Göppingen mit dem zweiten Rang erneut eine sehr gute Platzierung. Der Landkreis verteidigte seinen 3. Rang bei den Inputindikatoren (politisches Engagement). Hier ist vor allem das kreiseigene Klimaschutzkonzept und das damit verbundene Monitoringkonzept hervorzuheben.
So wird im Kreis der Monitoringprozess zusätzlich über einen Klimaschutzbeirat mit unterschiedlichsten Akteuren aus Medien, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik unterstützt. Auch bei den Effizienzzielen, dem Energiemanagement und der Bewertung der Energieagentur konnte Göppingen gute bis sehr gute Ergebnisse erzielen.
Bei den messbaren Erfolgen (Output-Indikatoren) konnte Göppingen das Punkteniveau im Vergleich zu 2018 halten, fiel jedoch um wenige Plätze zurück ins Mittelfeld. Positiv fallen hier die Ergebnisse zur Inanspruchnahme von Effizienzförderprogrammen durch die kleinen und mittleren Unternehmen im Kreis auf.
3. Platz – Freiburg
Der Stadtkreis Freiburg nahm 2020 zum ersten Mal beim Energieeffizienzwettbewerb des Landes teil und erreichte sogleich den dritten Rang. Anders als die übrigen teilnehmenden Stadtkreise erzielte Freiburg das beste Ergebnis bei den messbaren Erfolgen. Hier erreichte die Stadt Rang fünf. Die Erfolge sind auf relativ energieeffiziente Liegenschaften zurückzuführen. Auch die Förderprogramme werden durch die Akteure im Kreis rege in Anspruch genommen.
Beim politischen Engagement zur Energieeffizienz erzielte Freiburg den elften Rang mit nur geringfügigem Abstand zum zehnten Platz. In diesen Bereich konnte Freiburg insbesondere mit seiner Programmatik in den Bereichen Wärme, Strom und Verkehr überzeugen. In diesem Zusammenhang kann das Klimaschutzkonzept Freiburgs hervorgehoben werden. Auch die Vorbildfunktion nimmt die Stadt im Breisgau gut wahr.
Die Sonderpreise
Wie bereits in den letzten Wettbewerben erzielt Schwäbisch Hall mit großem Abstand das beste Ergebnis in der Indikatorgruppe „Messbare Erfolge“. Dies wird auch 2020 mit einem Sonderpreis gewürdigt. Schwäbisch Hall besitzt im Vergleich zu den anderen Teilnehmern die energieeffizientesten Liegenschaften und wird dadurch seiner Vorbildfunktion in diesem Bereich besonders gerecht.
Zudem nehmen insbesondere private Haushalte im Kreis die Energieeffizienz-Förderprogramme umfassend in Anspruch. Der Kreis verbesserte sich auch beim politischen Engagement punktemäßig weiter. Schwäbisch Hall liegt im Gesamt-Ranking auf dem 7. Rang, mit nur geringfügigem Abstand zum Spitzentrio.
Den diesjährigen Sonderpreis „Bester Aufsteiger“ erhält der Landkreis Reutlingen. Der Kreis machte sowohl nach Punkten als auch nach Platzierungen im Vergleich zu 2018 den größten Sprung nach vorne: Reutlingen verbesserte sich um 0,105 Punkte beziehungsweise um 9 Plätze (von Rang 23 auf Rang 14 – bei gleichzeitig gestiegener Teilnehmerzahl). Diese positive Entwicklung ist gleichermaßen auf gesteigertes politisches Engagement und auf messbare Erfolge zurückzuführen.
Bei der Bewertung des politischen Engagements verbesserte sich Reutlingen insbesondere in der Programmatik für den Verkehr. Der größte Fortschritt gegenüber 2018 wurde jedoch bei den messbaren Erfolgen erzielt. Hier machte Reutlingen einen großen Sprung bei der Platzierung von Platz 22 auf Platz 10. Dies ist im besondere Maße auf die gesteigerte Energieeffizienz in den eigenen Liegenschaften, Effizienzfortschritten in der Industrie und auf die gesteigerte Inanspruchnahme von Effizienzförderungen im gesamten Kreis zurückzuführen.
Der Jury-Sonderpreis „Energieeffiziente IT/Green IT“ im Rahmen des Leitsterns 2020 wird an die Stadt Freiburg verliehen. Die Jury überzeugte insbesondere der ganzheitliche Ansatz, der verschiedene Aspekte energieeffizienter IT abdeckt.
ThinClients für Standardarbeitsplätze
Mit der Bereitstellung von ThinClients für Standardarbeitsplätze versorgt die städtische IT einen Großteil der Standardarbeitsplätze mit energiesparenden ThinClients. Diese Geräte verbrauchen – durch den Verzicht auf Rechenkapazität und lokalen Speicherkapazitäten – weniger Energie als Desktop-PCs. Momentan sind 1.200 ThinClient-Endgeräte bei insgesamt rund 3.000 IT-Arbeitsplätzen im Einsatz. Die Energieeinsparung von ThinClients gegenüber normalen PCs beträgt nach Angaben des Stadtkreises circa 30 Prozent – der gesteigerte Energiebedarf der zentralen Server bereits eingerechnet. Dies würde einer Gesamtenergieeinsparung von 264 Megawattstunden pro Jahr für alle Arbeitsplätze ergeben.
Innovative Kühlung des Rechenzentrums
Da ThinClients einen gewissen Anteil ihres Energieverbrauchs vom Arbeitsplatz in das Rechenzentrum verlagern, setzte die Stadt Freiburg zur Kompensation eine innovative Kühlung des Rechenzentrums um. Beim Rechenzentrum im Neubau „Rathaus im Stühlinger“ kommt im Gegensatz zu herkömmlichen Kühlanlagen eine redundante Brunnenkühlung mit zwei Saug- und zwei Schluckbrunnen zum Einsatz. Diese stellen ausfallsicher 100 Kilowatt Kühlleistung für das Rechenzentrum bereit. Außerdem wird die Kühlung innerhalb des Rechenzentrums durch eine Luftzufuhr über den Doppelboden in eingehauste Kaltgänge noch effizienter.
Zentrale Multifunktionsdrucker
Abgerundet wird der Maßnahmenmix durch zentrale Multifunktionsdrucker. Im neu gebauten „Rathaus im Stühlinger“ arbeiten rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Durchschnitt nutzten in der Stadtverwaltung bisher jeweils vier einen fest zugewiesenen Arbeitsplatzdrucker. Mit den zentralen Multifunktionsdruckern können nun alle Beschäftigten alle Multifunktionsdrucker nutzen, die in bestimmten Druckerbereichen stehen. In Bereichen ohne direkten Kundenkontakt greifen pro Stockwerk nunmehr rund 100 Mitarbeitende auf vier Drucker zu.
Der Sonderpreis „Nutzersensibilisierung“ geht an den Landkreis Böblingen, der mit seinem Maßnahmenmix der Kampagne mission E die Jury überzeugt hat. Mission E startete 2017 im Landratsamt. Die Kampagne ist langfristig und dauerhaft angelegt und es besteht eine beachtliche finanzielle und ideelle Unterstützung durch den Landkreis. So besteht das Projektteam aus 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Strommessgeräte-Aktion
In der Strommessgeräte-Aktion stellte das Landratsamt für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 41 Boxen mit Strommessgeräten kostenlos zur Ausleihe zur Verfügung. Dieses Angebot gilt seit Mai 2018. Mit den Boxen können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Energieverbrauch und den bestimmter Geräte besser einschätzen und über energieeffiziente Neuanschaffungen nachdenken.
Adventskalender mit Energiequizfragen und Gewinnspiel
Des Weiteren gab es im Dezember 2018 ein Adventskalender mit Energiequizfragen und Gewinnspiel. Mitglieder der mission E-Gruppe planten und organisierten die Aktion. Es wurde ein externer Dienstleister beauftragt, der den Adventskalender erstellt hat. Die Inhalte wurden mit der mission E abgestimmt. Insgesamt gab es 24 Türchen. Hinter diesen verbargen sich sowohl Energiespartipps für die Weihnachtszeit als auch Quizfragen zum Thema Energie. Alle, die bei den Quizfragen richtig geantwortet haben, nahmen am Gewinnspiel teil. Der Landrat verlieh die Preise auf der Weihnachtsfeier.
Workshop für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Als dritte Maßnahme bot der Landkreis Böblingen einen Workshop zur Wissensvermittlung und Ideensammlung zu Energieeinsparmaßnahmen für Mitarbeitende an. Der Workshop umfasste zwei Zeitstunden. Mitglieder der mission E-Gruppe organisierten den Workshop mit Unterstützung eines externen Moderators. Die Ergebnisse wurden in einer Dokumentation zusammengefasst. Ziel war es, Wissen zum Energiesparen zu vermitteln und Anregungen für weitere Aktionen zu sammeln.
Bei der Prämierung der Stadt Karlsruhe hob die Jury insbesondere den breiten und intensiven Ansatz des eingereichten Maßnahmenmix hervor.
Verkehrsentwicklungsplan und Fahrradstadt Karlsruhe
Die erste Maßnahme umfasst die Bausteine Verkehrsentwicklungsplan und Fahrradstadt Karlsruhe. Der Verkehrsentwicklungsplan Karlsruhe (VEP) entstand in einem umfassenden Beteiligungsprozess und wurde 2012 vom Gemeinderat einstimmig verabschiedet. Ziel des Rahmenplans ist es, dass der Verkehr in Karlsruhe nachhaltig und stadtverträglich abgewickelt wird.
Er beinhaltet über 120 Maßnahmen, mit deren Umsetzung begonnen wurde. Bis zum Jahr 2025 soll so der sogenannte Modal-Split des Umweltverbunds um 9 Prozent gesteigert werden (Ausgangswert 2012: 24 Prozent Fuß, 25 Prozent Fahrrad, 17 Prozent Öffentlicher Nahverkehr, 35 Prozent motorisierter Individualverkehr). Der Kfz-Verkehr soll um 9 Prozent reduziert werden. Dies würde einer relativen Verringerung um 26 Prozent entsprechen und kommt dem Zielwert des Landes mit 1/3 weniger Autoverkehr in Städten bis 2030 bereits recht nahe.
Im dritten Monitoringbericht zur Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplanes soll das Ziel und die Umsetzung überprüft werden, um erforderlichenfalls bei der Priorisierung der Maßnahmenumsetzung gegensteuern zu können.
Karlsruhe ist zudem Fahrradstadt Nr. 1 unter den bundesdeutschen Großstädten (ADFC-Fahrradklimatest 2020) und war 2020 Preisträger beim Deutschen Fahrradpreis.
Mobilitätskonzept Innenstadt
Die zweite eingereichte Maßnahme umfasst das Mobilitätskonzept Innenstadt. Die Stadtverwaltung erarbeitet im Rahmen des IQ-Korridorthemas „Zukunft Innenstadt“ ein Konzept für das Leitprojekt „Öffentlicher Raum und Mobilität“. Alle Mobilitätsarten und deren Wegebeziehungen in der Innenstadt werden im Konzept zusammen mit der Platznutzung integriert behandelt.
Das Mobilitätskonzept baut auf dem Verkehrsentwicklungsplan auf und ist direkt an die Aktualisierung des städtischen Plätze- und Höfekonzepts gekoppelt. Eine hohe Priorität wird dabei auf der Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und der Freihaltung insbesondere von Fußgängerbereichen vom Kfz-Verkehr liegen. Zudem wird die Erweiterung von Fußgängerbereichen näher geprüft und allgemein die Stärkung aller aktiven Mobilitätsformen angestrebt.
Konkrete Vorschläge sollen zudem hinsichtlich Einfuhrbeschränkungen und zur Reduzierung von Lieferverkehr erarbeitet werden, auch im Zusammenhang mit der angestrebten Einrichtung eines innerstädtischen Logistik-Hubs. Die im Leitprojekt entwickelten Maßnahmen sollen zu einer klimaneutralen Innenstadt beitragen. Insgesamt will die Stadt mit einer zukunftsweisenden und innovativen Regelung des Verkehrs und attraktiven Angeboten für die aktiven Mobilitätsformen auch Impulse für ein CO2-armes Mobilitätsverhalten aller Karlsruher Bürgerinnen und Bürger und darüber hinaus bis in die Region setzen.
Regiomove und Integration neuer Mobilitätsdienstleister
Abgerundet wird der Maßnahmenmix durch Regiomove und Integration neuer Mobilitätsdienstleister. Ziel ist die Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs zu steigern durch direkte Vernetzung mit anderen Mobilitätsanbietern. Eine Strecke intermodal, das heißt mit verschiedenen Verkehrsmitteln zurückzulegen, vereinfacht die Mobilität in der Stadt und vor allem zwischen Stadt und Region. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um die gefühlte „Notwendigkeit, mit dem PKW zu fahren“ spürbar zu reduzieren.
Diese Vernetzung erfolgt unter dem Schlagwort „Mobility-as-a-Service“ (MaaS). Mobilität wird nicht mehr auf Verkehrsmittel bezogen betrachtet, sondern als Gesamt-Dienstleistung. Ein Kunde bekommt also nicht mehr ein Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr, sondern bezahlt für eine Mobilitätsdienstleistung, egal wie diese erbracht wird. Ermöglicht wird dies durch die Zusammenfassung möglichst vieler Mobilitätsdienstleistungen und -dienstleister (mit dem Öffentlichen Personennahverkehr als tragender Säule) in einer digitalen Plattform (Smartphone-App), die Planung, Route, Buchung und Abrechnung bündelt.
In Karlsruhe läuft derzeit noch das Pilotprojekt regiomove. Darin wird das bestehende Verkehrsangebot Karlsruhes mit dem des Umlandes vernetzt und damit die ganze Region Mittlerer Oberrhein in den Blick genommen. Die Stadt Karlsruhe ist in diesem Projekt einer von mehreren Projektpartnern.
Verschiedene Verkehrsmittel wie Bahn, Bus, Leihfahrrad oder Carsharing werden alle in ein Netz integriert und damit über Verbundgrenzen hinweg verknüpft. In regiomove wird der Ansatz von „Mobility-as-a-Service“ (MaaS) mit dem Konzept von Mobilitätsstationen (hier: „Ports“) zusammengeführt, um sowohl die nötige digitale als auch die physische Infrastruktur zu schaffen und zu verbinden.
Dazu sollen in der Region Karlsruhe zunächst sieben Pilot-Ports entstehen, im Stadtgebiet Karlsruhe selbst wird die Haltestelle Hagsfeld-Bahnhof zum Pilot-Port. Ziele von regiomove:
- Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs
- kommunale Unabhängigkeit bei Angebotsplanung
- Vertrieb und Kundenzugang
- langfristige Gestaltung des Mobilitätsangebots durch Plattformhoheit in kommunaler Hand (Verkehrsverbund)
- Absicherung gegen monopolistische Bestrebungen von Unternehmen wie beispielsweise Uber
Nach der Test- und Erprobungsphase, in der die Grundlagen geschaffen werden, will die Stadt die begonnen Aktivitäten ausbauen und weiterführen. Kontinuierliche Aufgabe ist dabei, weitere Mobilitätsdienstleister einzubinden und ihre Angebote zu integrieren.