Unsere Lebens- und Wirtschaftsweise beruht weitgehend auf dem Verbrauch endlicher fossiler Rohstoffe. Dies ist nicht nachhaltig und führt zu teils enormen Belastungen für Klima und Umwelt. Mit der Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie für Baden-Württemberg” [PDF, 06/19; 516 KB] unterstützt die Landesregierung den Wandel zu einer auf erneuerbaren und biologischen Ressourcen beruhenden rohstoffeffizienten und kreislauforientierten Wirtschaft. Dies dient dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen und stärkt den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg.
Die Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie für Baden-Württemberg“ wurde Mitte 2019 von der Landesregierung beschlossen. Sie wird vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gemeinsam umgesetzt:
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft bearbeitet die Aspekte des Klima- und Ressourcenschutzes, der Luft- und Gewässerreinhaltung sowie die Kreislaufwirtschaft.
Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz verfolgt das Ziel, Rohstoffe der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft effizient und umweltgerecht zu erzeugen, zu hochwertigen Produkten zu verarbeiten und erfolgreich zu vermarkten.
Ziele und Schwerpunkte
Mit innovativen biologischen Konzepten will Baden-Württemberg erneuerbare oder recycelfähige Rohstoffquellen erschließen. Dadurch will es den Einsatz fossiler Rohstoffe signifikant senken und die Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten dauerhaft verringern.
Eine nachhaltige Bioökonomie hilft dabei, die Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg zu reduzieren, natürliche Ressourcen zu schonen und die Biodiversität zu erhalten.
Baden-Württembergs Wirtschaft soll sich nachhaltig und kreislauforientiert entwickeln und das Land als gutes Beispiel für eine nachhaltige Bioökonomie vorangehen.
Die ländlichen Räume in Baden-Württemberg sollen gestärkt werden, indem die regionale Wertschöpfung durch innovative bioökonomische Lösungsansätze erhöht und attraktive zukunftsfähige Arbeitsplätze geschaffen werden.
Potenziale einer nachhaltigen Bioökonomie
Große Potenziale liegen in einer verstärkten stofflichen und energetischen Nutzung von Nebenprodukten und Reststoffen aus der Land- und Ernährungswirtschaft sowie von Holz aus nachhaltiger und heimischer Waldbewirtschaftung.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in einer zukunftsorientierten Weiterentwicklung bestehender Biogasanlagen. Sie bieten günstige Schnittstellen für eine umfassende und dezentrale Biomasseumwandlung zu vielfältigen Produkten wie Fasern, Plattformchemikalien, Nährstoff- und Energieprodukten.
Auch für die Industrie und in urbanen Räumen spielt die Bioökonomie künftig eine zunehmend wichtigere Rolle. Abfälle und Abwasser beispielsweise enthalten nutzbare Rohstoffe, die wir zurückgewinnen können. Weitere große Themen sind die Entwicklung von Technologien zur biologischen Gewinnung von anorganischen Rohstoffen wie Metallen, Phosphor und Chemikalien sowie das biotechnische CO2-Recycling, um Rohstoffe für Energie- und Stoffkreisläufe zu erzeugen – ein Forschungsschwerpunkt der Bioökonomie mit Blick auf den Klimaschutz.
Eine „nachhaltige Bioökonomie“ für Baden-Württemberg orientiert sich an den Nachhaltigkeitsleitsätzen und -zielen des Landes und den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen und leistet hierfür Beiträge. Gemäß der Bioökonomiepolitik der Europäischen Union gilt es, Anforderungen aus der Nachhaltigkeitsstrategie vom Ende her in die einzelnen Wertschöpfungsschritte zu implementieren und so zu einem Teil des betrieblichen Qualitätsmanagements zu machen.
Handlungsfelder
Um die Chancen der Bioökonomie für Baden-Württemberg zu nutzen, setzt die Landesregierung im Rahmen der Landesstrategie klare Schwerpunkte und arbeitet mit insgesamt 37 konkreten Maßnahmen in sechs Handlungsfeldern.
Entwicklung und Instrumentalisierung einer nachhaltigen, kreislauforientierten Bioökonomie für die nachhaltige Entwicklung des Landes und Identifikation von Hemmnissen und Unterstützungsmöglichkeiten durch Landespolitik und -verwaltung.
Sicherstellung der Rohstoffversorgung für eine nachhaltige, kreislauforientierte Bioökonomie sowie Erschließung von zukunftsfähigen Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenzialen im ländlichen Raum.
Unterstützung der Entwicklung und Verbreitung zweckbestimmter biologischer Innovationen (dedicated innovations) in den Bereichen Rohstoffen, Verfahren, Produkte und Dienstleistungen für eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft, Kommunen und Unternehmen.
Unterstützung der Entwicklung und Verbreitung einer nachhaltigen kreislauforientierten Bioökonomie durch Vernetzung der Stoffströme und Akteure in ländlichen, industriellen und urbanen Räumen.
Erschließung des Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenziales einer nachhaltigen und kreislauforientierten Bioökonomie für Baden-Württemberg über hierfür qualifizierte Fachkräfte mit interdisziplinären Kompetenzen.
Ausbau der Information zur Bioökonomie und Stärkung des gesellschaftlichen Dialogs um Impulse für die nachhaltige Umsetzung und Weiterwicklung der nachhaltigen kreislauforientierten Bioökonomie zu erhalten.