Klimawandel

Land entwickelt Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels

„Der Klimawandel in Baden-Württemberg ist bereits Realität. Neben effektiven Maßnahmen zum Klimaschutz müssen wir daher vorausschauend Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels entwickeln“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller in Stuttgart. Mit Hilfe einer gemeinsam von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit erarbeiteten „Anpassungsstrategie an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels“ könne die Anpassungsfähigkeit des Landes an die Folgen des Klimawandels erhöht werden.

„Die Folgen des Klimawandels werden sich auf zahlreiche Lebensbereiche auswirken“, erläuterte Minister Untersteller. So könne beispielsweise die Land- und Forstwirtschaft sowohl durch Hitzeperioden als auch durch das Auftreten von bisher in unseren Breiten unbekannten Krankheitserregern und Schädlingen beeinträchtigt werden. Die zunehmende Trockenheit im Sommer bedrohe Wälder durch Wassermangel und Hitzestress sowie durch Waldbrände und könne zu landwirtschaftlichen Ernteausfällen führen. Die Bevölkerung, insbesondere in den Ballungsräumen, könne durch Hitzebelastungen starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen unterliegen. „Durch die rechtzeitige Entwicklung geeigneter Anpassungsmaßnahmen können wir die Verwundbarkeit des Landes gegenüber den Folgen des Klimawandels mindern, bestehende Chancen nutzen und die Klimafolgekosten senken“, zeigte sich Umweltminister Untersteller überzeugt.

„Bei der Entwicklung der notwendigen Anpassungsmaßnahmen werden wir die Öffentlichkeit frühzeitig einbinden“, kündigte Untersteller an. Das Verfahren hierzu werde mit der Staatsrätin für Bürgerbeteiligung abgestimmt.

„Daneben erfordert die massive Bedrohung unserer Lebensgrundlagen durch die Folgen des Klimawandels ein entschlossenes Vorgehen beim Klimaschutz“, erklärte Franz Untersteller weiter. Sein Haus habe daher Eckpunkte für ein Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg mit verbindlichen Zielen für die Minderung der Treibhausgasemissionen im Land vorgelegt. Darauf aufbauend soll ein integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept mit den notwendigen Maßnahmen zur Zielerreichung erarbeitet werden.

Klimaentwicklung in Baden-Württemberg

Der langjährige Temperaturanstieg im Zeitraum 1931 bis 2010 in Baden-Württemberg liegt bei rund 1,1°C und damit deutlich über dem Anstieg der globalen Mitteltemperatur von + 0,7°C. Dies zeigt der aktuelle KLIWA-Monitoringbericht 2011 (www.kliwa.de).

Die Temperaturzunahmen sind dabei in der Regel im Winterhalbjahr ausgeprägter als im Sommerhalbjahr. Auch die zukünftige Entwicklung des Klimas in Baden-Württemberg wird vorrausichtlich durch einen weiteren Anstieg der Lufttemperatur gekennzeichnet sein. Die Anzahl der Sommer- (Maximaltemperatur über 25°C) und Hitzetage (Maximaltemperaturen über 30°C) wird dabei zu-, die Anzahl der Frosttage (Temperaturminimum unter 0°C) und Eistage (Temperaturmaximum unter 0°C) abnehmen. Die Verteilung der Niederschläge über das Jahr wird sich verschieben. Niederschläge werden vermehrt im Winter fallen, während in den Sommermonaten tendenziell mit weniger Niederschlag zu rechnen ist. Das Risiko für Extremereignisse wie Gewitter oder Unwetter mit Hagelschlag steigt. Nach den gegenwärtigen Klimaprojektionen, ohne ausreichende Klimaschutzmaßnahmen, ist ein Anstieg der mittleren Lufttemperatur in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2100 um 3,3 bis 4,5°C sehr wahrscheinlich.

Baden-Württemberg hat frühzeitig damit begonnen, den Klimawandel und seine Auswirkungen im Rahmen verschiedener Forschungsprogramme zu untersuchen. Das Umweltministerium und die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) haben im Jahr 2010 in der Broschüre „Klimawandel in Baden-Württemberg, Fakten – Folgen – Perspektiven“ eine aktuelle Zusammenfassung der Erkenntnisse zum Klimawandel in Baden-Württemberg gegeben. Die Broschüre ist im Internet verfügbar unter
www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/67972/?shop=true&shopView=6646.

Anpassungsstrategie Baden-Württemberg

Mit einer baden-württembergischen Anpassungsstrategie soll für verschiedene Handlungsfelder die Verwundbarkeit gegenüber den dargestellten Klimafolgen aufgezeigt und ein Handlungsrahmen mit Zielen und Umsetzungsstrukturen für Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels geschaffen werden, der auf die speziellen Bedingungen und Bedürfnisse des Landes abgestimmt ist.

Die Erstellung der Anpassungsstrategie soll in drei Schritten erfolgen. Zunächst werden die zukünftigen Entwicklungen auf der Grundlage einer Bewertung der vorhandenen Klimaszenarien für Baden-Württemberg abgeschätzt. Hierzu werden die Ergebnisse von 30 regionalen Klimaprojektionen für Baden-Württem-berg ausgewertet. Darauf aufbauend wird eine sogenannte „Vulnerabilitätsanalyse“, das heißt eine landesweite, wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung der Risiken und Chancen der Folgen des Klimawandels für Baden-Württemberg, für ausgewählte Handlungsfelder erstellt und bewertet, zudem werden Anpassungsaspekte aufgezeigt. Maßgebliche Gesichtspunkte hierfür sind die Stärke der Veränderungen, die Sensitivität der betroffenen natürlichen und sozio-ökonomischen Systeme, die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels und die Anpassungskapazität (natürliche und/oder technisch-organisatorisch begründete Fähigkeit zur Anpassung). Die Szenarien zur Klimaentwicklung sowie die Vulnerabilitätsanalyse bilden sodann die Grundlage für die Entwicklung der Strategie, einschließlich der Ableitung von Handlungszielen und der Beschreibung von Anpassungsmaßnahmen und -optionen.

Insbesondere folgende Handlungsfelder sind für eine baden-württembergische Anpassungsstrategie vorgesehen:

  • Gesundheit
  • Landwirtschaft
  • Wald- und Forstwirtschaft
  • Naturschutz und Biodiversität
  • Boden
  • Wasserwirtschaft
  • Infrastruktur, Raum- und Regionalplanung
  • Energiewirtschaft
  • Industrie, Gewerbe und Tourismus
  • Bevölkerungsschutz, Naturgefahren.

Die Inhalte der Anpassungsstrategie sollen unter breiter Einbeziehung des vorhandenen wissenschaftlichen Sachverstandes und der Ressorts erarbeitet werden.

Aktivitäten des Bundes

Die Bundesregierung hat im Dezember 2008 die „Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ (DAS) beschlossen. Darin werden die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Natur und Umwelt sowie auf verschiedene Sach- und Lebensbereiche beschrieben und erste Anpassungsmöglichkeiten skizziert. In der Weiterentwicklung und Konkretisierung der DAS wurde Ende August 2011 der mit den Ländern abgestimmte „Aktionsplan Anpassung“ (APA) vom Bundeskabinett beschlossen.

Quelle:

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
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