Auf einem Spaziergang entdeckten Peter Stoll und seine Frau einen verlassenen Schwarzwaldhof mit traumhaftem Panoramablick. Für den im Denkmalschutz bewanderten Chirurgen war schnell klar: Dieses Kleinod wollte er vor dem Verfall retten. Er kaufte das Anwesen 2011 und sanierte es energetisch-ökologisch. Heute ist der Rothenhof der älteste original erhaltene Einsiedlerhof der Gemeinde Stegen mit einer kulturgeschichtlich herausragenden Stellung im Dreisamtal.
Von der Ruine zum Vorzeigehof
Der Rothenhof ist ein unter Denkmalschutz stehender zweiraumtiefer Eindachhof. Er wurde im Frühjahr 1701 errichtet und bis 1970 landwirtschaftlich bewirtschaftet. In den 1950er- bis 1970er-Jahren wurde sein äußeres Erscheinungsbild durch Modernisierungen stark verändert. Obwohl die Blockbohlen-Ständerkonstruktionen des Haupthauses und der Tenne noch in Ordnung waren, befand sich das Objekt in schlechtem Zustand: Das Gebäude war zum Teil abgerutscht, die Statik gefährdet, es gab Feuchtigkeitsschäden und es fehlte an Isolierung.
Bei den Restaurierungsarbeiten galt es, den historischen Wert des über 300 Jahre alten Hofs zu berücksichtigen und dabei den KfW-Standard „Denkmal“ zu erfüllen. Um die Fassade und damit den ursprünglichen Charakter des Rothenhofs zu erhalten, wurden die Außenwände von innen isoliert. Die Dämmung sollte einerseits die geforderte Luftdichtheit gewährleisten und durfte andererseits keine Feuchtigkeitsschäden an der intakten Holzkonstruktion verursachen. Daher entschieden sich die Verantwortlichen für einen Acht-Schichten-Wandaufbau auf Lehmbasis in Verbindung mit einer Wandheizung, die über eine Erdwärmepumpe betrieben wird.
Die Rekonstruktion des Hofs wurde 2014 nach Maßgabe heutiger Energiestandards in historischer Bausubstanz erfolgreich ab geschlossen. Elektrik, sanitäre Einrichtungen und Heizung erfüllen daher moderne Effizienzanforderungen. Zum Einsatz kamen ausschließlich ökologische Materialien, etwa die alte Bausubstanz oder historisches Altholz. Heute ist der Rothenhof wieder ganz jährig bewohnt und wird bewirtschaftet: Eine Schafzucht leistet einen wertvollen Beitrag zur Landschaftspflege.
Das Projekt in Zahlen
Vier Fragen an Peter Stoll
Ihre größte Motivation?
Ich konnte es nicht ertragen, dass dieser schöne alte, typische Schwarzwaldhof verfällt.
Die größte Herausforderung?
Die statische Absicherung, weil das Fundament bereits abgesunken war.
Ihr persönliches Highlight?
Dass wir trotz der Schwierigkeiten nicht aufgegeben und das Projekt nach unseren Vorstellungen zu Ende gebracht haben.
Ihr Geheimtipp?
Da man jeden Tag mit neuen Überraschungen rechnen muss – einmal brach der Steilhang über dem Haus ein –, sollte man bei so einem Projekt sein Budget nicht zu knapp bemessen.