Wer an der Großbaustelle im Mannheimer Nordosten vorbeifährt, staunt nicht schlecht: Hier soll bis 2028 eine städtebauliche Zukunftsvision realisiert werden. Auf dem ehemaligen Militärgelände arbeiten Achim Judt, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP, und sein interdisziplinäres Team daran, das Areal in ein hochmodernes Stadtquartier zu verwandeln. Auch in Sachen Klimaschutz soll das neue „Quartier FRANKLIN“ punkten: Die Energieversorgung – Heizen, Warmwasser und Strom – wird CO₂-frei. Zudem wird das Quartier über eine komplette Ausstattung in Sachen E-Mobilität verfügen – Carsharing inklusive.
Stadt(teil) der neuen Möglichkeiten
9.300 Menschen werden hier eines Tages wohnen, 2.000 weitere werden hierher zur Arbeit kommen. Geschäfte, Cafés und Schulen gehören ebenso zum Stadtbild wie Gärten und schicke Wohnanlagen. Seit 2011 wurde der neue Stadtteil detailliert geplant. Dabei wurden die Menschen vor Ort von Anfang an miteinbezogen – rund 1.000 Ideen und Anregungen kamen hierbei zusammen.
Das Quartier versteht sich auch als „Probierstube“ der Energiewende. Unter dem Begriff Blue Village werden dort zum Beispiel technologische Lösungen mit Blick auf ökologische Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energieeffizienz entwickelt. Dazu gehören nachhaltige Mobilität mit Ladeinfrastruktur, E-Bussen und E-Carsharing ebenso wie Fernwärme mit Biogas-Anteil sowie emissionsfreier Haushaltsstrom. Zudem ist das Quartier FRANKLIN Teil des Forschungsvorhabens C/sells und erprobt mit modernster Speichertechnologie das Energiesystem der Zukunft.
Nachhaltigkeit prägt bereits die Planung. Ressourcen werden verantwortungsvoll genutzt und Stoffkreisläufe berücksichtigt. Abgerundet wird die nachhaltige Konversion des Stadtteils durch eine klimafreundliche Begrünung: 50 ha Grünfläche, fast ein Drittel des Geländes, werden zukünftig dem Sport und der Erholung dienen; 1.350 Bäume sowie grüne Dächer und Fassaden sorgen zusätzlich für sommerlichen Wärmeschutz.
Das Projekt in Zahlen
Vier Fragen an Achim Judt
Ihre größte Motivation?
Ein Stück Stadt der Zukunft zu bauen – diese Chance bekommt man als Architekt wohl nur einmal im Leben.
Die größte Herausforderung?
Alle Teile des Quartiers parallel zu entwickeln, statt beispielsweise hektarweise vorzugehen.
Ihr persönliches Highlight?
Der besondere Moment, als die ersten Bewohner Ende 2017 einzogen.
Ihr Geheimtipp?
Kommunen sollten solche Chancen und Potenziale nutzen und Projekte selbst steuern, statt dies Dritten zu überlassen. Dazu braucht es aber auch Mut.