Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, die Landesverwaltung bis zum Jahr 2040 weitgehend klimaneutral zu organisieren. Diese Vorbildfunktion der öffentlichen Hand wurde im Klimaschutzgesetz (Paragraf 7 Absatz 2) festgehalten. Im April 2014 hat das Umweltministerium ein Konzept zur klimaneutralen Landesverwaltung einschließlich einer Kohlenstoffdioxid-Startbilanz vorgelegt. Es stellt die Ausgangslage der wesentlichen Treibhausgas-Emissionen der Landesverwaltung vor und beschreibt die zur Minderung der Emissionen bereits eingeleiteten wie auch noch zu ergreifenden Maßnahmen.
Das Konzept wurde von der Firma FutureCamp aus München unter konzeptioneller Begleitung des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft, des Innenministeriums, des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur und des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft erarbeitet. Einen Gesamtbericht zum Stand der Umsetzung des Konzepts erhält der Landtag alle drei Jahre. Einen ersten Fortschrittsbericht zu Umfang und Art der Treibhausgasemissionen und Ansätzen zu einer weiteren Minderung hat das Umweltministerium im Mai 2017 veröffentlicht. Ein zweiter Fortschrittsbericht wurde im Juni 2020 vorgelegt. Der Bericht wurde dem Landtag zur Diskussion und Bewertung übergeben.
Mit dem Konzept einer klimaneutralen Landesverwaltung und dessen Umsetzung leistet die Landesregierung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Sie wird ihrer Vorbildfunktion – insbesondere gegenüber Landkreisen, Städten und Gemeinden sowie anderen öffentlichen und nichtöffentlichen Einrichtungen wie auch gegenüber Bürgerinnen und Bürgern – gerecht.
Der zweite Fortschrittsbericht gliedert sich in drei Kapitel:
- Kapitel 1 beschreibt die Grundlagen der CO2-Bilanz. Dazu zählen der gesetzliche Auftrag, die in der Bilanzierung vorgenommenen Systemgrenzen und die betrachten Sektoren.
- In Kapitel 2 wird die Entwicklung der für die Landesverwaltung als Wesentlich erachteten Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2010 bis 2018 aufgezeigt. Dabei wurden wie schon in den vorangegangenen Bilanzierungen folgende Bereiche näher betrachtet: Strom- und Wärmebedarf aller Liegenschaften (inklusive Universitäten und Universitätskliniken), Mobilität und Dienstreisen, Beschaffung mit Schwerpunkt Green IT sowie Ernährung beziehungsweise Angebote in Kantinen und Mensen.
- In Kapitel 3 erfolgt ein Ausblick auf die perspektivische Entwicklung der CO2-Emissionen der Landesverwaltung nach Umsetzung der empfohlenen und geplanten Maßnahmen über die kommenden Jahre.
- In einem Anhang sind wesentliche Einzeldaten aufgelistet, die die Grundlage der Entwicklung der Emission der Landesverwaltung bilden.
In dem nunmehr vorliegenden zweiten Fortschrittsbericht sind weiterhin vor allem Daten zum Strom- und Wärmebedarf der Landesliegenschaften einschließlich universitärer Einrichtungen und Anmietungen erhoben. Im Bereich der Kraftfahrzeug-Mobilität ist die Datenbasis allerdings teilweise noch unzureichend, weil Dienstreisen mit privaten Fahrzeugen nicht vollständig erfasst sind. Außerdem beschäftigt sich der Bericht mit den Themen Beschaffung und Green IT sowie mit dem Beitrag des Essensangebots in Kantinen und Mensen.
Die Startbilanz im Jahr 2014 mit Daten im Wesentlichen aus dem Jahr 2010 wurde im Auftrag der Landesregierung vom Unternehmen FutureCamp in München erstellt. Die Datenberechnungen in der 2017 erfolgten ersten Fortschreibung wurden ebenfalls von FutureCamp überprüft. Bei der Erarbeitung des nunmehr vorliegenden zweiten Fortschrittsberichts konnten die Dienste und Erfahrungen der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg genutzt werden. Der zweite Fortschrittsbericht beschränkt sich wie die vorangegangenen Bilanzberichte auf den Ausstoß von Kohlendioxid; nicht berücksichtigt sind Treibhausgase wie Methan und Distickstoffoxid, die in der Landesverwaltung nicht in nennenswertem Umfang anfallen. Insbesondere im Bereich der Kraftfahrzeug-Mobilität liegt außerdem bislang keine vollständige Datenerfassung vor.
Ergebnisse
Seit 2010 hat die Landesverwaltung ihre Treibhausgasemissionen um rund 40 Prozent reduziert. Es gibt aber nach wie vor noch einiges zu tun:
Einen wesentlichen Anteil an den Gesamtemissionen der Landesverwaltung haben mit rund 82 Prozent die Landesliegenschaften (Strom, Wärme, Wasser/Abwasser). 2010 wurden etwa 646.000 Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen, 2018 waren es noch rund 366.000 Tonnen, das entspricht einem Minus von etwa 40 Prozent.
Ein ambivalentes Bild ergibt sich im Bereich der Mobilität. Während bei den Bahnreisen nach der Umstellung der Deutschen Bahn auf Ökostrom die Emissionen entsprechend stark gesunken sind, sind die Emissionen durch dienstliche Reisen mit dem Kraftfahrzeug um gerade einmal 2,5 Prozent zurückgegangen. Sogar deutlich gestiegen sind auf der anderen Seite die durch dienstliche Flugreisen verursachten Emissionen von 2012, dem Jahr der ersten Erfassung, mit 14.696 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente auf 23.469 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente im Jahr 2015 gestiegen.
Empfehlungen
In folgenden Bereichen muss die Landesverwaltung noch handeln, um das Ziel einer weitgehend klimaneutralen Landesverwaltung zu erreichen:
- energetische Gebäudesanierung
- Ausbau der erneuerbaren Energien im Strom- und Wärmebereich
- klimaschonende Mobilität, zum Beispiel Emissionen, die durch Flugreisen verursacht werden, senken
- Verhaltensänderung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesverwaltung im Arbeitsalltag; energieeffizientes Verhalten am Arbeitsplatz kann den Verbrauch um bis zu 15 Prozent senken