1. Platz – Landkreis Böblingen
Nach dem 3. Platz im Wettbewerb 2014 punktet der diesjährige Gesamtsieger besonders bei den Inputindikatoren (Aktivitäten und Anstrengungen): Hier steht Böblingen bei vier von fünf Indikatoren auf einem Spitzenplatz (meist gemeinsam mit anderen Kreisen): bei der Programmatik, bei den Effizienzzielen, bei den Energieagenturen und auch bei der Vorbildfunktion mit ambitionierten Vorgaben für Liegenschaften und bei der Beschaffung von Elektrogeräten. Bei den Output-Indikatoren (messbare Erfolge) schneidet Böblingen zum Beispiel bei der Effizienz der Industrie und bei der KWK sehr gut ab. Bei der KWK liegen eher die Stadtkreise vorne, aber Böblingen baut durch einen starken KWK-Ausbau seine Position als Landkreis mit der größten installierten thermischen KWK-Leistung pro Einwohner noch aus.
2. Platz – Rems-Murr-Kreis
Der Rems-Murr-Kreis belegt – wie schon im letzten Jahr – den 2. Platz, indem er in den meisten Kategorien recht aktiv und erfolgreich ist und nur in wenigen auf einem hinteren Platz liegt. Der Rems-Murr-Kreis schneidet bei den Inputindikatoren gut ab, dort vor allem bei den Effizienzzielen. Bei den messbaren Erfolgen punktet der Kreis unter anderem mit der Inanspruchnahme von verschiedenen Förderprogrammen (v.a. Klimaschutz-Plus und Förderprogramme der L-Bank).
3. Platz – Zollernalbkreis
Der Zollernalbkreis erzielte den 3. Platz nach einer starken Verbesserung gegenüber 2014 (Platz 11). Dies erreichte der Kreis zum Beispiel bei der Programmatik durch sein neues Energie- und Klimaschutzkonzept. Sehr gut schneidet der Zollernalbkreis auch beim Energieverbrauch der eigenen Liegenschaften ab, hier vor allem beim Stromverbrauch. Die Industrie ist bezogen auf die Bruttowertschöpfung verhältnismäßig effizient.
Die Sonderpreise
Der Sonderpreis „Bester Aufsteiger“ geht an den Landkreis Tuttlingen – für seinen Sprung in die Top Ten (Platz 9) von einem der hintersten Plätze im Jahr 2014. Der Kreis hat diesen Preis sowohl nach Punkten als auch nach Plätzen verdient. Erreicht hat das der Landkreis Tuttlingen durch Verbesserungen in der Programmatik – insbesondere durch sein neues Klimaschutzkonzept und die sehr gute Vorbildfunktion bei den eigenen Gebäuden und der Beschaffung von stromverbrauchenden Geräten. Der Landkreis ist im Vergleich zu anderen Kreisen bei den messbaren Erfolgen relativ gut aufgestellt – so ist er bei Effizienzfördermaßnahmen und Energieberatung besonders aktiv.
Die Jury hebt die Erstellung und Umsetzung des integrierten Energiekonzepts im städtischen Zoo hervor. Eine Vielzahl an Energiesparmaßnahmen (unter anderem Beleuchtung, Pumpen etc.) wurden darin ermittelt, deren Umsetzung zu einer effizienten Nutzung von Strom führen und damit einhergehend eine Einsparung von Emissionen bewirken. Zudem wurde das erarbeitete Konzept auf unterschiedliche andere städtische Einrichtungen wie den Friedhof oder die Feuerwehren übertragen.
Die Stadt Karlsruhe hat den Bäderbetrieb einer detaillierten Analyse unterzogen und festgestellt, dass hier einer der größten Energiebedarfe in den Liegenschaften vorliegt. Daher wurden Investitionen in eine Erneuerung der Pumptechnik getätigt und so eine Senkung der Energiekosten bewirkt. Die Maßnahme ist so erfolgreich, dass sie bereits auf drei weitere Schwimmbäder übertragen wurde.
Als dritte Maßnahme wurde der Einsatz von LED-Beleuchtung positiv bewertet. Hier muss erwähnt werden, dass die meisten, wenn nicht sogar alle Kreise den Einsatz der energiesparenden Leuchten forcieren. Daher wurde generell der Einsatz von LED-Beleuchtungstechnik zwar als effiziente Maßnahme gesehen, jedoch nicht als besonders innovativ. Das von der Stadt Karlsruhe vorgestellte und durchgeführte Maßnahmenbündel zum Einsatz von LED-Technik setzt sich jedoch von den Maßnahmen der anderen Kreise ab. So werden nicht nur Leuchten in Gebäuden, sondern auch die Straßenbeleuchtung, die Anstrahlung von Gebäuden und Straßenampeln auf LED-Leuchtmittel umgestellt.
Die Jury vergibt daher den Preis an den Stadtkreis Karlsruhe auf Grund der Vielzahl und der Bandbreite an Maßnahmen, die zur Steigerung der Stromeffizienz und zur Minderung des Stromverbrauchs beitragen.
Lobend hervorgehoben wurde von der Jury, dass die Stadt Karlsruhe auch in der Sonderpreiskategorie „Vernetzung/Kommunikation“ sehr überzeugt hat.
Heidelberg entwickelte ein Masterplankonzept, welches weitreichende Zielsetzungen beinhaltet und daher zur Umsetzung die gesamte Stadtgesellschaft einzubinden hatte. Relevanten Fachakteuren wie Handwerkern, Architekten, Planern und Beratern wurde ein Netzwerk geboten, um den fachlichen Austausch zu fördern und durch den Zusammenschluss Effizienzpotenziale zu heben und Reibungsverluste zwischen den Fachgebieten zu vermindern. Darüber hinaus wurde als weiterer wesentlicher Baustein die Stärkung der Bürgerbeteiligung in den Fokus genommen. So waren wesentliche Elemente der „mitgestaltenden Bürgerbeteiligung“ die Durchführung von Bürgerkonferenzen und einem Jugendklimagipfel. Die Jury hebt diesen ganzheitlichen Ansatz besonders hervor, da ein Konzept – durch viele entwickelt und getragen durch alle – die besten Chancen hat, auch in der Realität zu bestehen und umgesetzt zu werden.
Trotz des großen Engagements zur Bürgerbeteiligung zeigte sich, dass auch hierbei Randgruppen entstehen, die in den Prozess wenig eingebunden werden. Die Einbindung dieser Gruppen bietet jedoch weitere Verbesserungspotentiale. Um eben diesem Missstand entgegenzutreten und ihn zu beheben, hat sich der Kreis vorgenommen, gezielt aktiv zu werden und die Bürger in bisher vernachlässigten Milieus für den Klimaschutz zu mobilisieren.
Bereits seit vielen Jahren besteht ein Netzwerk aus Energieberatern, dessen Schwerpunkt die Bürgerberatung ist. Durch kompetente Beratung und umfassende Information wird die Qualität von energetischen Sanierungen verbessert und die Sanierungsrate erhöht.
Die Jury ist davon überzeugt, dass dieser ganzheitliche Ansatz und die Vernetzung der fachkundigen Partner aus Handwerk, Industrie, Energieversorgung und Verwaltung sowie die Einbeziehung aller Bürgerinnen und Bürger ein besonderes Engagement und der Preis für Vernetzung und Kommunikation eine angemessene Würdigung der Leistung darstellen.
Die Jury sah in der Maßnahme „Neue Wege für die Mobilität im Alltag“ den ausschlaggebenden Unterschied zu den weiteren, ebenfalls guten Maßnahmen der anderen Kreise. Durch das Querschnittsprojekt „Neue Wege für die Mobilität im Alltag“ soll die nachhaltige Mobilität im Alltag aufgezeigt, vernetzt und ausgebaut werden. Hierzu fördert der Kreis das Radfahren von Angestellten durch das Programm „bike and work“. Die Arbeitgeber werden hierbei unterstützt, die Infrastruktur für radelnde Mitarbeiter zu verbessern. Hierzu zählen Maßnahmen wie die sichere Verwahrung der Fahrräder, die Installation von Aufladestationen für Pedelecs, das Angebot von Duschmöglichkeiten oder auch die Bereitstellung von Informationsangeboten und die Durchführung von Wettbewerben.
Wer auf das Auto nicht verzichten kann, soll ermutigt werden, mit anderen gemeinsam zu fahren. Dies kann der Kollege aus der Nachbarabteilung sein, aber auch der Mitarbeiter eines anderen Betriebes. Hierzu wird das Social Mobility Network „Flinc“ eingesetzt, eine Mitfahrzentrale in Echtzeit. Der Erfolg einer Mitfahrzentrale beruht auf der Teilnahme von möglichst vielen Fahrern und Mitfahrern, da nur so eine flächendeckende Mobilität realisiert werden kann. Daher wurde ein gut funktionierendes und im Markt bereits etabliertes System ausgewählt und durch Unterstützungsmaßnahmen den Arbeitnehmern näher gebracht.
Eine weitere Maßnahme ist das Angebot und die Nutzung von Pedelecs als Dienstfahrzeug. Die Kreisverwaltung geht als gutes Beispiel voran und versucht, Dienstfahrten zwischen den nahen Standorten nach Möglichkeit mit elektrisch motorisierten Zweirädern zu bewältigen. Die motorische Unterstützung erweitert dabei den Einsatzradius und bietet den Mitarbeitern gleichzeitig die Möglichkeit, neue Fahrmöglichkeiten zu erproben und in den Alltag als Selbstverständlichkeit zu integrieren. Aber nicht jede Strecke kann auf dem Zweirad zurückgelegt werden, daher stehen ebenso Carsharing-Fahrzeuge für den Dienstverkehr zur Verfügung – ein Fuhrpark auf Abruf.
Gerade die Zusammensetzung des Fuhrparks spielt für die effiziente Nutzung von Energie eine wesentliche Rolle. Auch hier geht der Rems-Murr-Kreis mit gutem Beispiel voran und beteiligt sich aktiv am Forschungsprojekt „Get eReady“, indem er ein E-Mobilitäts-Infrastruktur-Netz aufbaut. Nach Möglichkeit werden zudem konventionell betriebene Fahrzeuge sukzessive durch E-Fahrzeuge ersetzt.
Eine Maßnahme, die die Jury zwar nicht originär dem kreiseigenen Fuhrpark zurechnet, die aber dennoch nicht unberücksichtigt bleiben soll, ist die sogenannte ÖPNV-Mitarbeiter Offensive. Pendelnden Mitarbeitern soll die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel schmackhaft gemacht werden, indem Firmentickets mit besonders günstigen Konditionen angeboten werden. Zur Vernetzung der umweltfreundlichen Mobilitätsträger Bus, Bahn und Fahrrad wird den treuen ÖPNV-Nutzern ein Zuschuss zum Faltrad gewährt.
Die Jury sieht in der großen Vielfalt an Maßnahmen und in der starken Einbindung der Belegschaft ein preiswürdiges Engagement des Rems-Murr-Kreises. Zudem eignen sich viele der Maßnahmen, um auf andere Kreise übertragen zu werden. Der Rems-Murr-Kreis ist somit ein Vorbild beim kreiseigenen Fuhrpark und Mobilitätsmanagement.